Hamburg. CDU sieht das Betteln mit Hunden als besonderes Problem, verdächtigt Wohnungslose der Tierquälerei und regt ein generelles Verbot an.
Es ist eine Vorgehensweise, die auf das Mitleid tierliebender Vorbeigehender setzt: Immer wieder ist zu beobachten, dass Obdachlose mit Hunden betteln, die häufig in erkennbar schlechtem gesundheitlichen Zustand sind.
„Viele der Hunde sind augenscheinlich krank und stammen aus fragwürdigen Züchtungen. Es besteht der akute Verdacht, dass diese auch mithilfe von Medikamenten ruhig gestellt werden, damit sie die lange Zeit ruhig auf der Straße liegen bleiben“, schreibt der CDU-Bürgerschaftsabgeordnete Sandro Kappe, Fachsprecher Tierschutz seiner Fraktion, in einer Kleinen Senatsanfrage.
Tierschutz Hamburg: Bettler mit Hunden – ein Problem?
In seiner Antwort verweist der Senat auf sechs Fälle allein von Anfang bis Mitte Dezember, in denen Obdachlosen „wegen eines nicht artgerechten Umgangs bzw. nicht ausreichender Versorgung“ die Hunde entzogen wurden. „Am 6. Dezember 2022 wurde der Hundekontrolldienst aufgrund eines Hinweises an das Bezirksamt (Hamburg-Mitte, die Red.) mit einer Kontrolle beauftragt und stellte zwei Hunde sicher. Am 7. Dezember 2022 gab es eine polizeiliche Sicherstellung von vier Hunden im Besitz von Obdachlosen“, heißt es in der Senatsantwort.
Nach Angaben des CDU-Abgeordneten, der sich auf Tierschützer beruft, die zum Aufgreifen der Hunde beigetragen hatten, soll es sich um Bettler gehandelt haben, die die Stadt nach der Entziehung der Hunde verlassen haben. Die Problematik ist dem Senat mindestens seit 2019 bekannt. „Das Betteln mit Hunden findet hauptsächlich in der Innenstadt (im Bezirksamtsbereich Hamburg-Mitte) mit steigender Tendenz statt“, schrieb der Senat damals in seiner Antwort auf eine CDU-Anfrage.
Hamburg-Mitte, Schwerpunkt bei der Sicherstellung von Hunden
Dass Hamburg-Mitte Schwerpunkt der Sicherstellung von Hunden ist, legen auch die Statistiken nahe. Laut Senatsantwort wurden im Jahr 2022 bis zum 8. Dezember 119 Hunde ihren Besitzern oder Haltern „tierschutzrechtlich entzogen“. Im Bezirk Wandsbek wurden 57 Tiere sichergestellt, in Harburg 23, in Bergedorf 16, in Hamburg-Nord zehn und in Altona neun und Eimsbüttel vier. Ausgerechnet im Bezirk Hamburg-Mitte wird „über derartige Meldungen keine gesonderte Statistik geführt“, wie der Senat mitteilt.
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Allerdings führt die für den Tierschutz zuständige Behörde für Justiz und Verbraucherschutz eine Gesamtstatistik aller in Hamburg sichergestellten Hunde. Nach Angaben der Behörde wurden von Anfang Januar bis Ende September 223 Hunde ihren Haltern entzogen. Das legt nahe, dass zu den 119 sichergestellten Tieren im Bereich von sechs Bezirksämtern mindestens noch einmal die gleiche Zahl in Hamburg-Mitte hinzukommt.
Tierschutz Hamburg: CDU will Betteln mit Hunden verbieten lassen
Rechnet man die Zahl von 233 Sicherstellungen auf das gesamte Jahr 2022 hoch, dann ergibt sich ein Wert, der etwa auf dem Niveau der Vorjahre liegt. So wurden 337 Tiere 2021 sichergestellt, 2019 waren es 346 und im Jahr davor 316. Nur 2020 wurden mit 406 Hunden deutlich mehr Sicherstellungen registriert.
Kappe verweist auf andere Städte wie Essen, in denen das gezielte Betteln mit Hunden verboten ist. „Hamburg sollte prüfen, ob das Betteln mit Tieren weiter zugelassen werden soll“, sagt der CDU-Abgeordnete. Der Senat betont in seiner Antwort auf die Kappe-Anfrage, dass „die meisten Hunde von Obdachlosen ... in einer engen Beziehung zu ihrer Halterin bzw. ihrem Halter“ leben und „in der Regel ausreichend versorgt“ werden.