Hamburg. Hat das Einkommen der Eltern zu großen Einfluss darauf, ob ein Kind schwimmen lernt? Neue Daten zeigen einen Trend.
Ob ein Kind rechtzeitig schwimmen lernt, das hängt in Hamburg offenbar zu eng mit dem Einkommen der Eltern zusammen. So lautet die Kritik des Bürgerschaftsabgeordneten Metin Kaya (Die Linke). Der Sprecher für Migration und interkulturelles Zusammenleben wollte jüngst vom Senat wissen, wie hoch der Anteil der Viertklässler in allen Hamburger Stadtteilen ist, die schwimmen können. Die Antwort zeigt, vor allem in den ärmeren Vierteln der Stadt haben teils erschreckend wenig Grundschulkinder ein Bronzeabzeichen.
Ganz weit vorn liegt Rothenburgsort. Dort haben nur sieben von 100 Grundschülern ausreichend Schwimmkenntnisse. Auch in Tonndorf (16,7 Prozent der Kinder mit Bronze-Abzeichen), Lurup (24,14 Prozent) und Billbrook (21,9 Prozent) sowie Osdorf (25 Prozent) gibt es viele junge Nichtschwimmer.
Hier können die meisten Kinder schwimmen
In Stadtteilen wie auf der Uhlenhorst beispielsweise können indes 87,9 Prozent der Viertklässler schwimmen. In Groß Borstel können sogar neun von zehn Kindern gut schwimmen. Ähnlich hoch ist die Zahl auch in Wohldorf-Ohlstedt (86,4 Prozent) oder in Hoheluft-West (78,7 Prozent).
Kaya: "In einer Stadt wie Hamburg, die von Seen, Fleeten und Flussläufen geprägt ist, müssten alle Kinder schon vor dem Grundschulalter schwimmen können." Und das dürfe nicht davon abhängen, ob ein Kind in einem einkommensstarken oder einkommensschwachen Haushalt aufwächst.
Geschlossene Schwimmbäder während Corona
Laut dem Senat sei die zu hohe Anzahl der Nichtschwimmer auch auf die Pandemie zurückzuführen, da eine zeitweilige Schließung der Bäder notwendig gewesen sei. Im Anschluss habe es "erhebliche Anstrengungen gegeben", wieder Schwimmkurse sowie entsprechenden Unterricht in den Schulen anzubieten. Zudem stelle die für Bildung zuständige Behörde Schülern und Schülerinnen von weiterführenden Schulen, die pandemiebedingt kein Bronze-Abzeichen machen konnten, Gutscheine für Schwimmkurse aus.
In den Schwimmbädern der Bäderland Hamburg GmbH kostet beispielsweise ein Kursus für das Seepferdchen 169 Euro pro Kind, der Bronze-Kursus kostet 100 Euro.
Seepferdchen kein Nachweis für sicheres Schwimmen?
Insgesamt haben in Hamburg 62,9 Prozent der 12.965 Viertklässler das Bronzeabzeichen. 74,4 Prozent können zumindest ein Seepferdchen vorweisen. Das liegt unterhalb des erklärten Ziels der Stadt. Es liegt bei 70 Prozent für das Bronzeabzeichen und 95 Prozent für das Seepferdchen.
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Laut DLRG kann ein Kind erst richtig schwimmen, wenn es das Bronzeabzeichen hat oder die Anforderungen erfüllt: 15 Minuten am Stück schwimmen, dabei jeweils Streckenanteile in Bauch- und Rückenlage, einen Gegenstand aus zwei Meter Wassertiefe heraufholen sowie ein Sprung vom Einmeterbrett. Das Seepferdchen-Abzeichen ist indes "noch kein Nachweis für sicheres Schwimmen".