Hamburg. Seit 2006 moderiert der 54-Jährige die Sendung „Das!“. Im Abendblatt spricht er über die Liebe und sein eigenes Logistik-Unternehmen.

Er ist eines der bekanntesten Gesichter des NDR, moderiert seit 2006 die Sendung „Das!“, auf dessen Roten Sofa jedes Jahr 360 mehr oder weniger prominente Gäste Platz nehmen und die zu den erfolgreichsten Gesprächssendungen im deutschen Fernsehen gehört.

In unserer Reihe „Entscheider treffen Haider“ spricht Hinnerk Baumgarten aber vor allem über die Liebe, Männer jenseits der 50 und ein Logistik-Unternehmen, mit dem er Sommerreifen von Deutschland nach Polen gebracht hat – denn über all das hat er ein Buch geschrieben. Das komplette Gespräch ist unter www.abendblatt.de/entscheider zu hören.

Das sagt Hinnerk Baumgarten über …

… das Rote Sofa, auf dem Prominente auch deshalb gern sitzen, weil nach kaum einer Sendung so viele Bücher verkauft werden:

„Es gibt drei Sendungen in Deutschland, bei denen Buchvorstellungen einen großen Anklang finden: Die ,NDR Talkshow‘, ,Markus Lanz‘ und eben unsere Sendung ,Das!‘ mit dem Roten Sofa. Unsere Zuschauerinnen und Zuschauer lesen halt noch, und deshalb bestellen sie gern Bücher, die unsere Gäste geschrieben haben, auch wenn wir eher beiläufig darüber sprechen.“

… die Auswahl der Gäste:

„Wir haben jeden Mittwoch eine Gästekonferenz, bei der wir mit dem gesamten Team darüber sprechen, wer kommen könnte und wer kommen möchte. Wir Moderatoren können selbstverständlich Vorschläge machen, und wir können auch sagen, wenn wir diesen oder jenen Gast lieber nicht befragen wollen. ,Das!‘ hat übrigens eine eigene Gästeredaktion, was notwendig ist, weil wir ja jedes Jahr 360 Menschen auf das Rote Sofa einladen.“

… die Schauspielerin Katja Riemann:

„Ich hätte Katja Riemann gern noch einmal zu mir in die Sendung eingeladen, um über das zu sprechen, was bei unserem ersten Aufeinandertreffen, das für so viele Schlagzeilen gesorgt hat, schiefgegangen ist. Aber bisher ist es leider nicht dazu gekommen, was ich sehr schade finde. Im Endeffekt ist damals gar nicht so viel passiert: Es war einfach eine Livesendung, in der sich die beiden Beteiligten nicht sonderlich gut verstanden haben. Aber am nächsten Tag stand es in der großen Boulevardzeitung auf der Seite eins.“

… das Ziel, das er mit seinem Buch „Younger sän ewer“ verfolgt:

„Ich greife Dinge auf, die viele Männer in der Generation Ü 50 fühlen, denken und mitmachen. Ich möchte ein Sprachrohr sein für uns Männer und erklären, warum wir so ticken, wie wir ticken, und dass wir eben nicht nur alte weiße Männer sind. Bei uns geht noch einiges, wir können Emotionen zeigen, und auch in der Liebe kann es immer noch etwas turbulent sein, wenn man über 50 Jahre alt ist. Warum sollen wir in einer Gesellschaft wie der unsrigen nicht offen über Probleme sprechen, um damit anderen Menschen, die davon betroffen sind, eine Lösung anzubieten?“

… die Hochzeitspläne mit seiner Verlobten Joanna, die eine der Hauptpersonen in dem Buch ist:

„2023 muss es passieren, und es wird auch passieren. Wir wissen noch nicht ganz genau, ob wir eher mit 20 oder eher mit 200 Gästen feiern wollen, und wir haben auch noch keinen Termin. Ziel ist aber, dass wir im Juni/Juli heiraten, es soll warm und sonnig sein. Auf Dauer ist eine solche Fernbeziehung, wie wir sie führen, nicht einfach, sie lebt in Danzig mit ihrer Tochter, ich in Hamburg. Perspektivisch wollen wir einen gemeinsamen Lebensmittelpunkt finden, im Gespräch ist immer wieder Mallorca.“

… sein Logistik-Unternehmen:

„Als während der Corona-Pandemie die Grenzen zwischen Polen und Deutschland dicht waren, musste ich mir etwas einfallen lassen, um zu meiner Freundin Joanna nach Danzig zu kommen. Nachdem man mich als Journalist nicht hat einreisen lassen, habe ich in meiner Heimatstadt Hannover ein Gewerbe angemeldet: Hinnerk Baumgarten Express Logistik Service. Wir haben einen Freund, der in Danzig eine Werft betreibt, deren Mutterhaus in Lübeck ist.

Da gibt es immer einiges hin- und herzutransportieren, und von ihm habe ich mir dann einen Auftrag besorgt, um aus Deutschland nach Polen einreisen und Joanna sehen zu können. Ich habe vier Sommerreifen von Lübeck nach Danzig gebracht, mit allen notwendigen Papieren. Wobei ich mich auf dem Rückweg schon gefragt habe, was ich sage, wenn mich einer anhält und fragt: „Sagen Sie mal, Herr Baumgarten, wir kennen Sie aus dem Fernsehen, was machen Sie denn hier? Wollen Sie uns veräppeln?“ Das ist aber zum Glück nicht passiert.“

… seinen Ärger auf Mallorca:

„Ich war mit meiner Tochter Mathilda und zwei Freunden auf Mallorca unterwegs, und wir haben mal am Ballermann angehalten. Es war Ostern, und es war nichts los. Wir sind am Strand entlang gegangen, als ich plötzlich zwei Typen sah, die deutsche Lieder sangen und im hohen Bogen auf den Strand pinkelten. Das fand ich widerlich und habe die beiden deshalb gebeten, damit sofort aufzuhören. Wir haben dann ein wenig gerangelt, bis mich der eine so geschubst hat, dass ich auf den Rücken gefallen bin – und dann waren die Lichter aus. Was war passiert?

Einer der beiden Typen hatte mir mit voller Wucht ins Gesicht getreten, sodass ich fünf Minuten lang bewusstlos war und meine Tochter schon dachte, ich würde nicht mehr leben. Die Jungs sind abgehauen, andere Passanten haben Erste Hilfe geleistet. Zum Glück ist nichts Schlimmes passiert, nur ein paar Zähne mussten ersetzt werden. Später hat sich herausgestellt, dass der Treter ein Unteroffizier aus Bremerhaven war.

Wir haben uns vor Gericht wiedergetroffen, er hat sich ausdrücklich bei mir entschuldigt, und ich hatte auch kein Interesse daran, dass er seinen Job verliert und zu einem Sozialfall wird. Am Ende ist das Verfahren gegen eine Zahlung von 1000 Euro eingestellt worden.“

… einen schlechten Witz auf Kosten einer Kollegin:

„Wir hatten eine Sendung mit dem Roten Sofa auf dem „Landpartie“-Fest von Heike Götz, natürlich war sie unser Stargast. Kurz vor Beginn der Sendung machte ich mit 50 bis 70 um mich stehenden Menschen ein sogenanntes Warm-up, das ist in der Regel schnell zotig. Heike kam Richtung Sofa, ich animierte die Leute zum Klatschen und sagte dann leichtfertig: „Nachher in der Sendung bitte auch klatschen, wer nicht klatscht, kriegt ‘ne Nacht mit Heike.“

Der Spruch war nicht das Gelbe vom Ei, aber ich habe mir nichts Böses dabei gedacht, und wir hatten auch eine gute Sendung. Aber wenig später kam eine Mail von Heike an alle Gewerke im NDR, in der sie sich darüber beschwert hat. Ich bin aus allen Wolken gefallen, habe mich aber natürlich sofort entschuldigt und durfte ein Seminar in Köln machen, in dem mir ein Dozent erklärt hat, was unbewusste Voreingenommenheit ist.“

… seine Tochter Mathilda:

„Ich kann bis heute nicht verstehen, wenn Väter sagen, sie würden mit der Schrotflinte auf dem Sofa sitzen und auf den ersten Freund warten, den ihre Tochter mit nach Hause bringt. Es ist doch schön, wenn eine junge Frau ins Leben geht, mit allem, was dazugehört. Ich finde es seltsam, wenn Väter ihre Söhne dafür feiern, wenn sie die erste Freundin mit nach Hause bringen und bei den Töchtern total skeptisch sind.

Ich finde es großartig zu sehen, wie Mathilda immer selbstständiger wird, aber sich ab und zu trotzdem noch mal bei ihrem Vater meldet, wenn sie eine Frage hat oder einen Rat braucht. Nur wer seine Kinder loslässt, bekommt sie auch wieder.“

Der Fragebogen: „Karriere? Umzug nach Hamburg!“

Was wollten Sie als Kind werden und warum?

Da ich mit Hund aufgewachsen bin: Tierarzt

Was war der beste Rat Ihrer Eltern?

Jeder ist seines eigenen Glückes Schmied.

Wer war beziehungsweise ist Ihr Vorbild?

Ich wollte nie jemandem nacheifern.

Was haben Ihre Lehrer/Professoren über Sie gesagt?

Sie tacuisses, philosophom mansissis

Wann und warum haben Sie sich für den Beruf entschieden, den Sie heute machen?

Mitte der 90er, weil mich zuerst Radio und dann später Fernsehen so begeistert hat.

Wer waren Ihre wichtigsten Förderer?

Zuerst mein Geschäftsführer beim Privatradio, und später dann habe ich viel Vertrauen von meinen Redaktionsleiterinnen und -leitern bekommen.

Auf wen hören Sie?

… auf mein Bauchgefühl

Wie wichtig war/ist Ihnen Geld?

Geld ist für mich kein Statussymbol, sondern nur ein Stück Freiheit.

Duzen oder siezen Sie?

You can say you to me. Entscheide meistens nach Gefühl, meist Duzen, weil ich bodenständig bin, gelegentlich Siezen, weil man dadurch eine prickelnde Distanz behält.

Was sind Ihre größten Stärken?

Spontaneität und Empathie

Was sind Ihre größten Schwächen?

Ich rege mich im Straßenverkehr gerne auf.

Welchen anderen Schriftsteller/Künstler würden Sie gern näher kennenlernen?

T.C. Boyle

Was würden Sie ihn/sie fragen?

Nichts, ich würde einfach nur gerne einen Tag mit ihm verbringen.

Wann haben Sie zuletzt einen Fehler gemacht?

Gestern Abend, als ich wieder zu viel genascht habe.

Welche Entscheidung hat Ihnen auf Ihrem Karriereweg geholfen?

Nach Hamburg zu ziehen

Wie viele Stunden arbeiten Sie in der Woche?

Ich messe Arbeit nicht nach Stunden. Ich liebe es, effizient zu sein und deswegen mache ich einfach.

Wie viele Stunden schlafen Sie (pro Nacht)?

Immer mit Unterbrechungen (leider) maximal acht.

Wie gehen Sie mit Stress um?

Gut, im Sturm werde ich ruhig.

Wie kommunizieren Sie?

Klar und zeitnah

Wie viel Zeit verbringen Sie an ihrem Schreibtisch?

So viel, um für den anderen Teil meiner Arbeit gut ausgerüstet zu sein.

Wenn Sie anderen Menschen nur einen Rat für ihren beruflichen Werdegang geben dürften, welcher wäre das?

Kein Plan ist so gut wie das Leben.

Und zum Schluss: Was wollten Sie immer schon mal sagen?

Lasst uns endlich wieder mehr über uns selbst lachen.