Tangstedt. Kataryna Zhytkevych ist Anfang März aus dem Kriegsgebiet geflüchtet. Eigentlich wollte sie schon längst zurück – nun muss sie umplanen.

Der Krieg lässt keine Pläne zu, das hat Kataryna Zhytkevych mit ihrer Familie gerade in den vergangenen Wochen schmerzlich erfahren müssen. Die junge Frau stammt aus Kyiv. Zusammen mit ihrem Sohn Savva und Schwiegermutter Svitlana Zhytkevych war sie bereits Anfang März aus der ukrainischen Hauptstadt geflohen und hatte in Tangstedt zumindest vorerst ein neues Zuhause gefunden (das Abendblatt berichtete).

Im Oktober wollte sie dann endlich mit ihrer Familie zurück in die Heimat, Kyiv schien wieder ein sicherer Ort zu sein. „Doch ganz plötzlich kamen die Drohnenangriffe, unsere Stadt war vom einen auf den anderen Tag wieder Kriegsgebiet“, berichtet ihre Schwester Iryna Boganjuk, die schon länger mit ihrer Familie am Rande Hamburgs wohnt und arbeitet und Kataryna Zhytkevych seit ihrer Flucht unterstützt, wo sie nur kann.

Krieg in der Ukraine: Familie zieht nach Segeberg

Also hätte die Familie schweren Herzens gemeinsam entschieden, die geplante Rückkehr auf unbestimmte Zeit zu verschieben. „Das ist allen wahnsinnig schwergefallen. Sie hatten sich so auf ihre Heimat und vor allem auf Familie und Freunde gefreut.“ Besonders der zwölfjährige Savva habe gelitten, berichtet die junge Frau. Er habe in all den Monaten seinen Vater schrecklich vermisst. Und nun rückte ein Wiedersehen in weite Ferne. „Zum Glück ist er unheimlich vernünftig und hat die Entscheidung verstanden“, sagt seine Tante.

Dennoch sei es für alle schmerzlich gewesen. Zumal sich die kleine Familie nun neuen Problemen stellen muss. Der Mietvertrag für das kleine Haus, in dem sie zuletzt gelebt haben, läuft Ende Januar aus. Kataryna Zhytkevych muss mit ihrem Sohn umziehen. Dieses Mal soll es nach Segeberg gehen.

Familienvater lebt weiter in der Ukraine

Dort geht Savva bereits zur Schule, seine Mutter besucht verschiedene Deutschkurse und arbeitete gemeinsam mit ihrer Schwester auf Gut Wulksfelde im Deli, dem kleinen Café von Matthias Gfrörer und seiner Frau Rebecca. Auch den Job muss sie nun wegen des Umzugs nach Segeberg aufgeben. „Die Anreise wäre zu weit“, sagt Schwester Irina Boganjuk. Also müsste nun schnell erst einmal eine neue Wohnung gefunden werden und dann ein neuer Job.

Unterdessen lebt der Vater von Savva weiter in Kyiv. Er arbeitet für ein international tätiges Marketingunternehmen und darf das Land nicht verlassen. Im Sommer konnte er für einen Monat die Familie besuchen, berichtet Iryna Boganjuk. Alle hätten die gemeinsame Zeit sehr genossen, umso schwerer sei es nun, wieder getrennt voneinander leben zu müssen. In Kyiv habe er sich, so gut es eben ginge, auf die Ausfälle von Strom und Heizung eingerichtet, sagt seine Schwägerin. Wie alle Menschen in der Ukraine es eben müssten. „Alle halten dort zusammen.“

Krieg in der Ukraine: Die Familie will wieder zurück in die Heimat

Wie lange die kleine Familie noch hierbleiben wird, ist im Moment ungewiss. „Das hängt ja von den Entwicklungen in der Ukraine ab.“ Klar ist, die beiden wollen zurück, sobald es geht. Zurück zu Freunden und Familie. Schwiegermutter Svitlana Zhytkevych ist übrigens bereits seit einigen Wochen wieder in der Heimat. Ihre Schwester erkrankte schwer und brauchte ihre Hilfe. Auch die gefährlichen Drohnenangriffe konnten sie nicht mehr aufhalten. Die Familie geht vor, im Krieg erst recht.