Hamburg. Neue Initiative fordert eine fächerübergreifende Vermittlung von Erkenntnissen über die globale Erwärmung.

Die bundesweit höchste Temperatur in diesem Jahr verzeichnete der Deutsche Wetterdienst nicht etwa im Süden – sondern in Hamburg: 40,1 Grad registrierte die Messstation in Neuwiedenthal am 20. Juli. Längst sind Folgen des Klimawandels auch bei uns spürbar. Was die Wissenschaft über die globale Erwärmung weiß und wie etwa Hitze und Trockenheit unser Leben verändern, wird allerdings jenen nicht ausreichend vermittelt, die für die Zukunft stehen: Kindern und Jugendlichen. Dieser Ansicht sind zumindest Lehrende um Dietmar Höttecke, Professor für Didaktik der Physik an der Universität Hamburg. Sie fordern, Mechanismen des Klimawandels fächerübergreifend im Unterricht zu behandeln.

Ihre Erklärung mit dem Titel „Klimakrise in die naturwissenschaftlichen Curricula – jetzt!“ haben sie an die Bildungsministerien der Länder und an das Bundesbildungsministerium geschickt. Zu den Unterstützern der online unter www.change.org veröffentlichten Forderungen gehören neben Vereinen wie der Deutschen Physikalischen Gesellschaft und der Gesellschaft für Didaktik der Chemie ein Fraunhofer-Institut, die Bewegung „Fridays for Future“, der Wissenschaftsjournalist und Fernsehmoderator Harald Lesch und der Klimaforscher Stefan Rahmstorf.

Klimawandel: Bisher findet Klimabildung vor allem im Fach Geografie statt

In Bildungsplänen gelten Klimathemen „lediglich als optionale Erweiterungen, die unter dem üblichen Stoff- und Prüfungsdruck meistens hinten herunterfallen“, heißt es in der Erklärung. Stellenweise gebe es zwar schon ein großes Engagement für Klimabildung, sagt Dietmar Höttecke. Er verweist etwa auf die mindestens 75 Klimaschulen in Hamburg, die nicht nur technische Maßnahmen geplant haben, um ihre CO2-Emissionen zu verringern, sondern auch die Klima-Kompetenz ihrer Schülerschaft fördern wollen. Doch an vielen anderen Schulen in Deutschland und auch in Hamburg ließe sich erheblich mehr tun, sagt der Physikdidaktiker. Es mangele an konkreten Vorgaben und an einer Koordinierung.

In den Entwürfen der neuen Hamburger Bildungspläne für die Studienstufen an Gymnasien und Stadtteilschulen wird Lehrstoff zum Klimawandel in Physik, Chemie und Biologie nicht ausführlich thematisiert. Nur in der Geografie ist das anders: An fast zwei Dutzend Stellen werden Anforderungen beschrieben. So heißt es dort etwa unter „Fachliche Kompetenzen“: Die Schüler sollten in der Lage sein, „unter Einbeziehung aktueller Forschungsergebnisse Folgeerscheinungen des Klimawandels exemplarisch für ein Geoökosystem darzustellen“.

Klimawandel: Verschiedene Aspekte in die Bildungspläne aufnehmen

Nach Hötteckes Ansicht ist das Thema Klimawandel so groß und komplex, dass es an Schulen multidisziplinär bearbeitet werden sollte, so wie es auch in Forschung geschieht. Im Fach Chemie könnte es unter anderem etwa um die Wirkung von Treibhausgasen gehen, in der Physik um Computerprogramme, die eine mögliche Entwicklung des Klimas berechnen (Klimamodelle), in der Biologie um den Einfluss der Erwärmung auf die Vielfalt des Lebens (Biodiversität).

Solche Aspekte und Zuständigkeiten sollten in den Bildungsplänen klar definiert und aufeinander abgestimmt werden, sagt Höttecke. Auf dieser Grundlage lasse sich Schülerinnen und Schülern ein zusammenhängendes Bild von den Grundmechanismen und von den möglichen Folgen des Klimawandels vermitteln.