Hamburg. Bislang ist an zwei Orten in der Stadt das Böllern zum Jahreswechsel untersagt. Die Fraktionen bringen Alternativen ins Spiel.

Zum Jahreswechsel darf es in Hamburg in diesem Jahr wieder private Feuerwerke geben, und auch das Böllern ist nach den coronabedingten Einschränkungen der vergangenen Jahre wieder erlaubt – allerdings nicht überall.

Stand jetzt ist ein Böllerverbot rund um die Binnenalster und auf dem Rathausmarkt geplant. „Es ist davon auszugehen, dass es im Innenstadtbereich wieder diese Einschränkung gibt“, so Daniel Schaefer, Sprecher der zuständigen Innenbehörde. Aus einem grundsätzlichen Böllerverbot, wie es Tierschutzorganisationen und Umweltschützer seit Jahren fordert, wird wohl nichts.

Silvester in Hamburg: Ist Feuerwerk nur sinnlose Böllerei?

Manche Hamburger haben am ruhigen Jahreswechsel Gefallen gefunden. Abendblatt-Leser Holger Karstens etwa sagt: „Es hat sich doch gezeigt, wie schön und entspannt ein Jahreswechsel ohne diese sinnlose Böllerei sein kann. Umfragen haben ja auch bereits gezeigt, dass die Mehrheit dagegen ist. Ein organisiertes Feuerwerk seitens der Stadt und man könnte auf jede Menge Dreck, CO2-Ausstoß, sowie Leid bei Tieren verzichten.“ 2021 war neben dem Verkauf auch das Zünden von Feuerwerkskörpern in der Öffentlichkeit verboten.

Die einen sorgen sich um Haus- und Wildtiere, die durch den Lärm extrem gestresst sein können und kritisieren die Luftverschmutzung, andere wollen sich das Vergnügen einmal im Jahr nicht nehmen lassen und finden, die Gegner der Böllerei seien Spaßbremsen, so schreibt es ein Eimsbütteler auf der Nachbarschaftsplattform nebenan.de.

Die Hamburger Regierungsparteien wünschen sich eine zentrale Lichtershow statt vieler kleiner privater Feuerwerke. Dirk Kienscherf, Fraktionsvorsitzender der SPD in der Bürgerschaft: „Ich habe bereits in den vergangenen Jahren eine zentrale und durch die Stadt organisierte Lichtshow vorgeschlagen. So könnten alle an einem festlichen Jahreswechsel teilhaben, ohne selbst Feuerwerkskörper zünden zu müssen.“

Silvester: Bürgerschaft setzt sich für Lichtshow ein

Die Bürgerschaft habe dazu vor einiger Zeit einen Beschluss gefasst, der den Senat auffordert, die Umsetzung einer Lichtshow zu prüfen. „Dies ist bisher noch nicht geschehen.“ Der SPD-Politiker wünscht sich, verantwortungsvoll mit dem Thema umzugehen, um Menschen und Umwelt zu schützen.

Sein Kollege Dominik Lorenzen, Vorsitzender der Grünen-Fraktion, ist auch kein Freund eines knalligen Jahreswechsels. „Feuerwerk und Böller verursachen erhebliche Emissionen, die Umwelt, Mensch und Tier stark belasten“, sagt er.

„Deshalb ist es wichtig, dass wir uns perspektivisch mit einem modernen sowie emissionsschonenden Silvester auseinandersetzen.“ Eine digital programmierte Lichtshow wäre nicht nur eine zeitgemäße Alternative, sondern eine echte Attraktion.

Änderung des Sprengstoffgesetzes notwendig

Aber: Für ein neues Silvester ohne Emissionen, so Lorenzen, brauche es eine Änderung des Sprengstoffgesetzes. Und das ist eine Angelegenheit der Bundesregierung. „Grundsätzlich wäre es gut, wenn der Schutz von Umwelt, Menschen und Tieren stärker im Mittelpunkt stünde und den Ländern und Kommunen in diesen Fragen deutlich mehr Entscheidungsspielraum zukäme.“

Stephan Jersch, umweltpolitischer Sprecher der Linksfraktion, fordert daher, dass Hamburg sich im Bundesrat für eine Änderung des Sprengstoffgesetzes einsetzt und dass in Hamburg in Zukunft das klassische Feuerwerk durch Lasershows oder Illuminationen ersetzt werden.

Außerdem fordern die Linken eine Ausdehnung der Zonen in der Stadt, in denen Feuerwerk nicht zulässig ist, um damit flächendeckend Krankenhäuser, Kinderheime, Senioren- und Pflegeeinrichtungen und brandgefährdete Gebäude zu schützen.

„Große Pyro-Shows an zentralen Plätzen der Stadt anzubieten, wäre in Hamburg eine gute Idee. Das wäre eine Alternative zum privaten Silvesterfeuerwerk, die sicher viele Menschen attraktiv fänden“, sagt Anna von Treuenfels-Frowein der FDP, die aber gegen ein Feuerwerksverbot ist. Genau wie CDU und AfD.

CDU Hamburg: Niemandem Silvester vorschreiben

Dennis Gladiator, innenpolitischer Sprecher der CDU-Fraktion: „Für die CDU ist klar, dass niemanden vorgeschrieben werden sollte, wie er den Jahreswechsel feiern möchte und das schon gar nicht vom Staat. Für viele Menschen gehört dazu das Silvesterfeuerwerk, für viele andere eben nicht. Beides ist ok.“ Pyro-Shows seien dort eine gute Möglichkeit dort, wo Feuerwerk unter sicherheitstechnischen und ökologischen Gründen nicht in Frage kommt.

Dirk Nockemann, innenpolitischer Sprecher der AfD-Fraktion: „Wir sind gegen ein flächendeckendes und unsinniges Feuerwerksverbot. Es wäre für die Polizei kaum kontrollierbar. Sinnvoll sind Einschränkungen nur an Orten mit großen Menschenansammlungen wie am Jungfernstieg und an den Landungsbrücken.“

Die Innenbehörde prüft neben Rathausmarkt und Binnenalster weitere Bereiche, wo es aus Sicherheitsgründen sinnvoll erscheint, das Zünden von Raketen zu verbieten. Eine endgültige Entscheidung darüber, werde es Ende November/Anfang Dezember geben.