Hamburg. Der Anästhesie-Pfleger Paul Menzel gibt im Podcast „Hamburger Klinikwelten“ Einblicke in die OP-Welt – und wirbt um Nachwuchs.
Übelkeit nach einer Narkose ist eine recht verbreitete Nebenwirkung. Frauen, die Nichtraucherinnen sind und leicht seekrank werden, seien aber besonders gefährdet, genauso wie Personen, die schon einmal Übelkeit nach Narkosen hatten, sagt Paul Menzel im Podcast „Hamburger Klinikhelden“. Der stellvertretende Leiter der Anästhesie im Agaplesion Bethesda Krankenhaus in Bergedorf hat sehr viel Erfahrung in seinem Bereich, schiebt aber auch eine positive Nachricht hinterher: „Das Team tut alles dafür, um Übelkeit vorzubeugen.“ Dass rauchende Männer, die seefest sind, im Vorteil sind, ist in jedem Fall eine überraschende Nachricht.
Der 41-Jährige hat schon in früher Jugend seinen Berufsweg eingeschlagen. Nach ersten Erfahrungen beim Jugend-Rotkreuz habe er irgendwann Erste-Hilfe-Kurse gegeben und ein Schulpraktikum im Krankenhaus gemacht. „Und dann stand ich am Ende meiner schulischen Laufbahn und musste mir überlegen, was ich machen möchte.“ Und da habe er sich für die Krankenpflege entschieden.
Krankenhaus Hamburg: Narkose bezeichnet Anästhesie-Leiter als Teamarbeit
Menzel ist in mehreren Bereichen tätig – im OP, im Aufwachraum oder auf der IMC (Intermediate Care), einer Zwischen-Intensivstation. „Dort werden Patienten zum Beispiel nach Operationen eine Nacht betreut, die nicht auf die Intensivstation gehören, aber vielleicht noch nichts für die Station sind.“ Narkose sei eine Teamarbeit, sagt der gelernte Krankenpfleger, der in Reinbek lebt. „Natürlich ist der Anästhesist der medizinische Verantwortliche, meine Aufgabe ist vor allem die pflegerische Seite, also zum Beispiel Assistenz des Narkosearztes, das Wärmemanagement im OP, dass der Patient nicht auskühlt oder dass die Augen nicht austrocknen. Die ganze Vorbereitung, die Nachbereitung der OP-Säle, das ist meine Aufgabe.“
Wer jemals eine Operation hatte, erinnert sich vielleicht daran, wie kühl es in dem OP war. „Die Patienten bringen ja Keime auf der Haut mit und wir möchten, dass möglichst keine Keime in das OP-Gebiet kommen. Und auch die Instrumente, die steril aufbereitet sind, sollen ja möglichst keimfrei gehalten werden“, sagt Paul Menzel. „Deswegen gibt es diese niedrige Temperatur von etwa 19 bis 21 Grad, damit sich die Keime nicht so vermehren können.“ Gesteuert werde das über eine Klimaanlage an der Decke.
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Nach der Narkose: Kein Patient soll frieren
Menzel und seine Kollegen tragen dafür Sorge, dass dennoch niemand friert. „Wir im Agaplesion Bethesda Krankenhaus geben den Patienten, sobald sie ankommen, eine warme Decke. Dann kriegen sie meistens eine Infusion gelegt und die haben wir auch schon in einem Wärmeschrank angewärmt, was die meisten Patienten als sehr angenehm empfinden.“ Und dann gebe es noch Decken.
Nach der Operation verbringen die Patienten eine gewisse Zeit im Aufwachraum. Die Arbeit dort wird nach Ansicht von Menzel oft unterschätzt: „Die meisten Menschen denken immer, da wachen die Leute aus der Narkose auf und kriegen dann noch was gegen Schmerzen oder werden halt überwacht und mehr nicht. Wir möchten aber, dass die Patienten besonders aufwachen. Wir haben bei uns das Licht immer sehr gedämmt.“ Und auch im Aufwachraum gebe es ein Wärmemanagement. „Das heißt, die Patienten kriegen erst mal ihre normale Decke wieder, die vielleicht auch schon vorgewärmt wurde oder kriegen auch noch mal Wärme zugeführt.“ Wichtig sei im Aufwachraum das Wohlbefinden des Patienten zu steigern, zum Beispiels durch Wasser, Kaffee und Tee, ein Eis oder einen Keks. „Wir überwachen die Patienten dort, bis die Patienten auf die IMC oder auf die Intensivstation verlegt werden können.“ Im Idealfall kommen sie in ihre Zimmer auf der Station zurück. Dies sei meistens der Fall.
Unterkühlung ist schlecht für Wundheilung
Menzel und seinen Kolleginnen und Kollegen bereiten außerdem Patienten, die beispielsweise in die Notaufnahme kommen, weil sie sich das Bein gebrochen haben, auf die Operation vor: „Sie werden schon mal vorgewärmt. Gerade auch älteren Patienten, die lange da gelegen haben, sei oft kalt, und eine Unterkühlung sei zu vermeiden: „Es ist nicht gut für die Wundheilung, es verlängert den Krankenhausaufenthalt, das wollen wir vermeiden.“
Der Aufenthalt im Aufwachraum sei je nach Patient unterschiedlich lang, sagt der stellvertretende Leiter der Anästhesie. Je kürzer die Operation, desto kürzer die Zeit im Aufwachraum. Es hänge aber auch vom jeweiligen Patienten ab. „Meistens vertragen jüngere Menschen die Narkose besser, die sind schneller wieder wach, Ältere brauchen manchmal ein bisschen länger.“ Die Patienten bekämen auch recht früh etwas zu trinken, auch das helfe, dass ihnen nicht so schnell übel werde. „Und wir haben Medikamente, die wir geben würden.“
Anästhesie: Paul Menzel bildet auch Nachwuchs aus
Der Vater von vier Kindern hat seine Karriere über die Jahre vorangetrieben und arbeitet inzwischen auch als Praxisanleiter. Menzel, der während seiner Laufbahn zehn Jahre lang mit dem Rettungshubschrauber Christoph Hansa unterwegs war, bildet nun Anästhesietechnische Assistenten und Operationstechnische Assistenten aus, relativ neue Ausbildungsberufe. „Früher musste man erst den Krankenpfleger machen, drei Jahre Ausbildung, dann war es so üblich, dass man erst mal zwei Jahre in den Fachbereich geht, um praktische Erfahrung zu sammeln und man konnte dann eine Weiterbildung zum Fachkrankenpfleger für Anästhesie und Intensivpflege machen, die noch mal zwei Jahre andauerte“, erklärt Menzel.
Krankenhaus Hamburg: "Anästhesie ist auch ein technisch interessanter Beruf"
Seinen Weg ins Agaplesion Bethesda fand er schon 2007, als er in Teilzeit in der Anästhesiepflege anfing, erzählt der Krankenhausmitarbeiter. „Das hat dazu geführt, dass meine Leitung mich gebeten hat oder gefragt hat, ob ich mir nicht vorstellen könnte, dort als stellvertretende Leitung anzufangen. Und das habe ich dann genutzt.“
Es habe ihn immer schon fasziniert, weiter voranzukommen, Weiterbildungen zu besuchen. Seinen Beruf findet er nach wie vor faszinierend und möchte auch junge Leute begeistern. Der Bereich der Anästhesie sei auch ein technisch interessanter Beruf, wirbt Menzel um Nachwuchs. Und zu sehen, wie ein Patient, dem es vorher sehr schlecht ging, aus der Narkose aufwacht, sei einfach ein schönes Gefühl.