Hamburg. Hamburg will Wasserstoff-Hauptstadt werden. Nun gibt es viel Ärger um eine grüne Tankstelle an prominentem Ort.
Es herrscht bisweilen wenig Betrieb an der Oberbaumbrücke, wo eine der wenigen Hamburger Wasserstoff-Tankstellen stationiert ist. Für den Moment ist der Bedarf nach der grünen Antriebsart für Autos gering, doch das sollte sich nach den Plänen des Betreibers GP Joule Hydrogen in den kommenden Jahren signifikant ändern.
Das Problem an dieser Vision: Daraus wird nichts. Denn die Betriebsgenehmigung der Tankstelle zwischen der HafenCity und der Speicherstadt läuft im Juli 2023 aus – und eine bereits beantragte Verlängerung wird die Stadt verwehren.
Wasserstoff-Hauptstadt Hamburg ohne Wasserstoff-Tankstelle?
„Das bedeutet, dass spätestens im ersten Quartal 2023 der Betrieb eingestellt werden müsste“, teilt Jörg Starr, Abteilungsleiter von GP Joule Hydrogen mit. Denn die Fläche muss bis Juli zurückgebaut und in ihren Ursprungszustand versetzt werden.
Ein Umstand, der bei Starr nur Kopfschütteln auslöst. Zumal Hamburg nach den Plänen des Senats zur Wasserstoff-Hauptstadt aufsteigen soll. „Für uns ist das unverständlich. Hamburg hat ehrgeizige Klimaziele, will seine CO2-Emissionen bis 2030 um 55 Prozent senken und bis 2050 quasi klimaneutral sein. Und dann soll ein komplett grünes Projekt in der Stadt abgebaut werden.“
Über den Ärger um das bevorstehende Aus der Tankstelle hatte zuerst die „Bild“-Zeitung berichtet. In dem Bericht heißt es, dass das Bezirksamt Mitte eine Verlängerung der Betriebserlaubnis abgelehnt haben soll. Auf Anfrage teilte das Bezirksamt jedoch mit, dafür gar nicht zuständig zu sein und verwies auf die Behörde für Stadtentwicklung und Wohnen, welche eine Anfrage bis zum Abend unbeantwortet ließ.
Wasserstoff-Tankstelle muss wegen Speicherstadt weichen
Klar ist: Das Aus für die Wasserstoff-Tankstelle ist so gut wie sicher, auch wenn ein offizieller Bescheid über den Verlängerungsantrag des Betreibers noch aussteht. Auf der Suche nach einer Erklärung führt die Spur in die Kulturbehörde, wo man den Ärger jedoch überhaupt nicht nachvollziehen kann.
Behördensprecher Enno Isermann verweist auf Anfrage auf die von vornherein zeitlich limitierte Genehmigung. „Von Beginn an war die Nutzung der Fläche auf zehn Jahre befristet“, sagt Isermann. Eine Entscheidung, die auf den damaligen Denkmalstatus der Speicherstadt zurückzuführen ist. Seit 2015 ist die Speicherstadt sogar Unesco-Welterbe – und dieser Status soll durch den beantragten Weiterbetrieb der Wasserstoff-Tankstelle nicht gefährdet werden.
„Im Rahmen der Eintragung der Speicherstadt in die Liste des Unesco-Welterbes wurde zugesagt, dass die Tankstelle nach der vereinbarten Zeit zurückgebaut wird“, versichert Isermann.
Aus für Wasserstoff-Tankstelle: Diese Pläne scheitern
Eine Erklärung, die GP Joule Hydrogen augenscheinlich nicht akzeptieren will. „Hier schlägt Denkmalschutz Klimaschutz. Dabei ist Klimaschutz auch Denkmalschutz, insbesondere in einer Küstenregion“, poltert Starr. Im Falle einer Verlängerung der Betriebserlaubnis hatte er vor, die Infrastruktur des Grundstücksverpächters Vattenfall zu übernehmen, um neben Wasserstoff- auch Schnellladestationen für E-Autos hochzurüsten.
„Wir möchten den Standort gerne zu einem Hub der neuen, grünen Mobilität weiterentwickeln – mit Schnellladern für batterieelektrische Fahrzeuge, mit grünem Wasserstoff, mit Informationsmöglichkeiten. Der Standort und die technischen Voraussetzungen dafür sind optimal“, sagt Starr. Doch seine Pläne kann er wohl begraben – zumindest für die Oberbaumbrücke.