Serie: Die Geschichte Hamburgs – erzählt entlang der großen Themen. Der letzte Teil: Der Weg zu guten Schulen.
Die Stadt hält sich lange, sehr lange, aus der Bildungspolitik heraus. Das sei Familiensache, heißt es bis ins 19. Jahrhundert. Ein Standpunkt, der dem Senat Ausgaben erspart – und Hamburg weit ins Hintertreffen geraten lässt. Erst mit der Reichsgründung ändert sich das. Hamburg führt nun – als letzter deutscher Teilstaat – die Schulpflicht ein.
Die Geschichte Hamburgs: Dunkle Zeiten für die Bildung
Vom Kaiser als Starthilfe Bücher aus dessen eigener Bibliothek geschickt zu bekommen, das kann wahrlich nicht jede Schule von sich behaupten. Die Hamburger Domschule, in den 30er-Jahren des 9. Jahrhunderts vom heiligen Ansgar gegründet, hat dieses Glück. Noch dazu kann der Bischof Lehrer aus dem französischen Kloster Corbie überzeugen, ins ferne Hamburg zu kommen.
Es spricht also vieles dafür, dass die neue Schule von großer Bedeutung weit über das noch kleine Hamburg hinaus sein wird. Ein Leuchtturm des Wissens und des Glaubens am Rande der christlichen Welt. Es kommt, Sie ahnen es, anders. Und ja, auch daran sind die Wikinger schuld, die das kleine Städtchen nun mal 845 überfallen und zumindest teilweise zerstören.
Was genau damals mit der Schule passiert, wissen wir nicht. Man darf annehmen, dass die Lehrer – die extrem wertvollen Bücher wohl unterm Arm – es Bischof Ansgar gleichtun und nach Bremen ausweichen. Dort entsteht schließlich eine neue Domschule.
Bildungsreformen vom Kaiser Karl halten nicht lange stand
Die Schule in Hamburg bleibt zwar erhalten, doch die Zeiten für Lehranstalten sind bald nicht mehr die besten. Es gibt ohnehin nur wenige in Deutschland, nämlich an den Bischofskirchen und in Klöstern. Doch wenn das Mittelalter je „dunkel“ ist, dann von der Mitte des 9. bis zu Beginn des 11. Jahrhunderts. Zumindest was die Bildung betrifft. Aus keiner anderen Zeit gibt es so wenige schriftliche Quellen – weil immer weniger Menschen schreiben können. Bücher sind rar, Lehrer – vor allem gute – noch mehr.
Die vom 814 verstorbenen Kaiser Karl dem Großen mit so großen Anstrengungen unternommenen Bildungsreformen verebben. Und die wenigen Gelehrten, die es gibt, beklagen wortreich, wie sehr alles den Bach runtergehe, da selbst viele Bischöfe nicht schreiben oder lesen könnten. Berühmt ist die Anekdote über den Bischof, der seine Gemeinde nicht im Namen des Vaters („in nomine patris“), sondern des Vaterlandes („in nomine patriae“) gesegnet hat. Man kann sich vorstellen, wie es da um eine Provinzschule wie die in Hamburg bestellt gewesen sein muss.
Schule bleibt Kirchensache
Für Kinder der Bürger oder gar Bauern – ganz zu schweigen von Mädchen – ist die Domschule ohnehin nicht gedacht. Ihr Hauptzweck ist es, Kleriker-Nachwuchs auszubilden. Vereinzelt werden aber auch Kinder wohlhabender Eltern aufgenommen, die nicht Priester werden wollen.
Unterrichtet werden die aus der Antike übernommenen „Sieben Freien Künste“: Grammatik, Dialektik, Rhetorik, Arithmetik, Geometrie, Astronomie und Musik. Auch wenn es mit der Bildung ab dem 11. Jahrhundert langsam bergauf geht, bleibt die Domschule lange Hamburgs einzige Schule. Die meisten Menschen brauchen auch keine Schulbildung, um Leben und Berufe meistern zu können.
Schule aus Steuermitteln finanzieren? Damals undenkbar
Das gilt lange auch für Kaufleute – die Zeit der Buchführung und der schriftlichen Verträge lässt noch auf sich warten. Erst im 13. Jahrhundert gibt es weitere Schulen in Hamburg: je eine in den vier Kirchspielen St. Petri, St. Nikolai, St. Katharinen und St. Jacobi (die Kirchspiele sind ja gewissermaßen die Bezirke des Mittelalters). Die Aufsicht hat auch hier die Kirche, die das Schulgeld eintreibt und die Lehrer bezahlt – zum Teil in Naturalien, was noch jahrhundertelang so bleiben wird. Am Johanneum zum Beispiel bekommen die Lehrer noch bis 1802 Martinsgänse und ein Pfingstlamm – dann gibt es eine Gehaltserhöhung, aber kein Frischfleisch mehr. So etwas wie Schulpflicht gibt es sehr lange nicht.
Die ärmere Bevölkerung – und das war schon immer die Mehrheit – kann sich das Schulgeld ohnehin nicht leisten. Schulen aber aus Steuermitteln zu finanzieren ist damals eine völlig absurde Idee. Und es gibt ja nun auch wirklich keinen Grund, warum Arme lesen oder schreiben können sollten ...
Abstruse Vorschriften auf Plattdeutsch
Bis zur Reformation ändert sich nichts Grundlegendes. Zwar können jetzt auch Mädchen im Beginen-Konvent an der Steinstraße zur Schule gehen, doch das sind wohl nie mehr als 20 Schülerinnen. Und der Schwerpunkt liegt eher im Zeichnen und der Krankenpflege und nicht in der allgemeinen Bildung, die Frauen nach wie vor vorenthalten wird.
Das ändert sich auch nicht, als Hamburg 1529 lutherisch wird. Aber Reformator Johannes Bugenhagen regt neben der kirchlichen Neuorganisation auch eine neue Schule an: eine Gelehrtenschule („Latinsche Schole“). Johanneum heißt sie nicht etwa wegen Bugenhagens Vornamen, sondern weil sie in die Gebäude des alten St.-Johannis-Klosters einzieht. Und sie ist keineswegs staatlich, die (neue) Kirche hat auch hier die Oberaufsicht – und durchaus Probleme mit der Disziplin.
Eine Vorschrift von 1537, vorsichtshalber auf Plattdeutsch und Latein verbreitet, besagt unter anderem Folgendes: Schüler sollen sich Bücher nicht an die Köpfe werfen, sie auch nicht den Mäusen zum Fraß überlassen; sie sollen keine Dolche und Degen mit in die Schule bringen, nicht in der Alster schwimmen, nicht mit Dreck und Steinen nach Leuten werfen und auch nicht den Marktleuten die Wagen stehlen und verstecken. Derart detaillierte Verbote lassen darauf schließen, dass genau das oft passiert ist.
Modernisierter Lehrplan ab dem 18. Jahrhundert
Der Lehrplan des Johanneums ist neu, aber nicht unbedingt modern. Klarer Schwerpunkt sind Latein und Griechisch, die Sprachen der Theologie und des Neuen Testaments, sowie Musik. Vom Humanismus, der gerade Europas Geistesleben revolutioniert, will man lange nichts wissen. Da die Schule nicht auf Berufe, sondern aufs Studium vorbereiten soll, ist sie für die Kaufleute meist nicht erste Wahl, sie bevorzugen für ihre Söhne die Stadt- oder Ratsschulen, wie sie bald genannt werden, an denen praxisnäher unterrichtet wird. Die Jungen sollen schließlich rechnen, nicht philosophieren.
1711 wird mit Johann Hübner ein Verfasser pädagogisch fortschrittlicher Lehrbücher Rektor des Johanneums. Aber erst mit dem Rektorat seines Nachfolgers Johann Samuel Müller, eines aufklärerischen Pädagogen und Verfassers von Opernlibretti, erfährt das Johanneum ab 1732 eine neue Blütezeit. Ende des 18. Jahrhunderts wird der Lehrplan mit Fächern wie Deutsch, Englisch, Französisch, Geschichte und Geografie modernisiert.
Mit Schule will der Senat auch im 19. Jahrhundert nichts zu tun haben
Und was ist mit der großen Masse der Hamburger Kinder? Nun, die Ärmsten gehen weiter gar nicht zur Schule, andere auf die bald aufkommenden „Klipp-“ oder „Winkelschulen“. So werden private, nie anerkannte Hinterhofschulen genannt, in denen schlecht bezahlte, schlecht ausgebildete und meist schlecht gelaunte Lehrer in licht- und luftarmen Zimmern zu unterrichten versuchen.
Die Klassen sind oft überfüllt, nicht selten regiert der Rohrstock im Übermaße – aber diese billigen Schulen sind die einzige Chance für nicht wohlhabende Eltern, dass ihren Kindern wenigstens ein bisschen Lesen, Schreiben und Rechnen beigebracht wird.
Der Senat sieht keinerlei Veranlassung, daran etwas zu ändern. Lediglich für die Allerärmsten, die sich auch die geringen Gebühren der „Klippschulen“ nicht leisten können, werden im 18. Jahrhundert Armenschulen eingerichtet, deren Erfolg aber sehr fragwürdig bleibt. Es sind eher Verwahr- und Zuchtanstalten. Theoretisch gibt es für diese Gruppe eine Schulpflicht, wirklich durchgesetzt wird sie aber nicht. Generell sei Schule „Familienangelegenheit“, in die sich der Staat nicht einzumischen habe – eine Position, die der Senat bis weit ins 19. Jahrhundert beibehalten wird.
Hamburg hält lange am veralteten, preiswerten System fest
Da ist Hamburg allerdings längst ins Hintertreffen geraten. Vor allem im Vergleich zu Preußen. Schon Friedrich Wilhelm I. hat Anfang des 18. Jahrhunderts die Schulpflicht eingeführt, sein Sohn, Friedrich der Große, setzt sie ab 1763 flächendeckend durch.
Das Abitur als Hochschul-Zugangsberechtigung folgt 1772, bevor dann dem Bildungsreformer Wilhelm von Humboldt zu Beginn des 19. Jahrhunderts der große Wurf gelingt. Er professionalisiert die Lehrerausbildung, führt eine Elementarschule ein (die heutige Grundschule), das humanistische Gymnasium und schließlich die erste moderne deutsche Universität in Berlin, an der gleichberechtigt gelehrt und ohne Rechtfertigungsdruck frei geforscht werden kann.
Hamburg dagegen hält an seinem hoffnungslos veralteten, aber ungemein preiswerten System fest. Neben den Stadtschulen entstehen nun mehr private Einrichtungen, wie die von Johann Georg Büsch geführte „Handelsakademie“ (gegründet 1767), wo Mathematik, Handelsgeografie, Technologie, Englisch und Französisch gelehrt werden. Für Mädchen gibt es das 1785 von der Dichterin Caroline Rudolphi eröffnete „Erziehungsinstitut für junge Demoiselles“ in Hamm.
Französische Niederlage aufgrund schlechten Schulsystems?
Die guten Schulen können sich natürlich nur die Reicheren leisten. Doch obwohl die Kritik immer lauter wird, hält es der Senat auch nach der Revolution von 1848/49 nicht für nötig, irgendetwas zu ändern. Erst nach der Verfassungsreform 1860 und vor allem dem Hamburger Beitritt zum Norddeutschen Bund (1867) und schließlich dem Deutschen Reich (1871) tut sich Grundlegendes.
Auch wenn Hamburg eine unrühmliche Ausnahme bildet, ist das deutsche Schulsystem damals auch im internationalen Vergleich keineswegs schlecht, sondern für manche sogar vorbildlich. Die Franzosen etwa setzen nach der Niederlage gegen Deutschland 1871 viele Kommissionen ein, um die Ursachen zu ergründen. Eine Schlussfolgerung ist, das französische Schulsystem sei unterlegen. Zugespitzt heißt es sogar, es sei „ein Sieg der deutschen Volksschullehrer“ gewesen.
In der Tat sind viele französische Soldaten sogar Analphabeten oder sprechen gar kein Französisch, sondern eine der vielen Regionalsprachen, und sind den gewachsenen technischen und taktischen Anforderungen des modernen Krieges auch deswegen nicht gewachsen. Winston Churchill (Jahrgang 1875), übrigens ein klassischer Schulversager, rechnet später in einem seiner vielen Bücher mit den elitären, brutalen britischen Privatschulen ab und lobt das deutsche System über alle Maßen, da es dort viel freier und humaner zugehe.
Die Reichsgründung zwingt zu Reformen
Hamburg wird nun endlich an dieses System angeschlossen. 1870 wird eine staatliche Schulbehörde geschaffen, die Kirchen haben kaum mehr Einfluss. Die allgemeine Schulpflicht wird eingeführt (und durchgesetzt). Neben der Volksschule gibt es Real- und Oberschulen sowie Gymnasien – letztere haben einen Schwerpunkt auf Latein und Griechisch, Oberschulen nicht, aber zum Abitur führen beide.
Die Prügelstrafe bleibt zwar erhalten, ist aber preußisch genau reglementiert: Drei Stockschläge am Tag sind erlaubt, bis zu sechs nur mit Genehmigung des Rektors. Unter anderem dies empfindet Churchill wohl als geradezu fortschrittlich – er muss trotz seiner hochadligen Herkunft in Ascot, Brighton und Harrow wahre Prügelorgien über sich ergehen lassen.
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Die sozialen Klassen bleiben im neuen Schulsystem streng voneinander getrennt – auch eine gemeinsame Grundschule gibt es nicht. Denn wer es sich finanziell leisten kann, schickt seine Kinder auf eine private Vorschule. Die ist nicht wie heute ein Vorbereitungsjahr auf die Grundschule, sie ist die Grundschule. Je besser, desto teurer. Einige verschreiben sich aber auch der Reformpädagogik und verfolgen moderne Ansätze wie etwa die Vorschule von Gustav Bertram, in der die Lehrer sogar geduzt (!) werden.
Als Jungen und Mädchen in der Schule getrennt waren
Die Volksschule indes ist auch nicht kostenfrei, aber es gibt für die Ärmsten immerhin eine Schulgeldbefreiung und für die nicht ganz so Armen eine Sozialstaffel. Dass ein Kind den Sprung von der Volks- auf eine Oberschule schafft, ist nahezu ausgeschlossen – und auch nicht erwünscht. Das Schulsystem bringt eine „Ständeschule“ hervor, entscheidend sind nicht Talent und Fleiß, sondern der Geldbeutel und die Herkunft der Eltern.
Jungen und Mädchen sind an den weiterführenden Schulen in der Regel getrennt. Es gibt in der Kaiserzeit nur zwei „Lyzeen“ – am Lerchenfeld und der Hansastraße –, also Oberschulen für Mädchen, die zum Abitur führen. Höher ist die Nachfrage nicht, denn viele Familien wollen ihre Töchter nicht studieren oder arbeiten, sondern rasch verheiratet sehen. Diese Mädchen besuchen dann eine der vielen privaten Mädchenschulen, an denen kein verwertbarer Abschluss gemacht wird. Schwerpunkt sind in der Regel Sprachen, Geografie, Musik.
Doch auch die Frauen, die Abitur machen, studieren meist nicht, obwohl das grundsätzlich möglich ist – allerdings nicht an allen Universitäten und nicht in allen Fächern. Manchmal ist es den Professoren freigestellt, ob sie Frauen zulassen oder nicht. 1913 gibt es ganze 68 Hamburger Studentinnen, die meisten in Berlin. In diesem Jahr erhält übrigens mit Hedwig von Brandenstein die erste Frau ihre ärztliche Zulassung in Hamburg. Gleichzeitig gründet sich (zufällig?) die Hamburger Ortsgruppe des „Deutschen Bundes zur Bekämpfung der Frauen-Emanzipation“ ...
Die Geschichte Hamburgs: Reformdebatten
Die Kritik am Hamburger Schulsystem der „sozialen Apartheid“ nimmt bis zum Ersten Weltkrieg immer mehr zu. Sie kommt aus liberalen Kreisen, der SPD, die eine kostenfreie, sechsjährige Grundschule für alle fordert, und von den Lehrern selbst. Hier spielt der fortschrittliche „Verein Hamburger Volksschullehrer“ (gegründet 1877) eine wichtige Rolle. Zu grundlegenden Veränderungen kommt es aber erst nach dem Ersten Weltkrieg, auch wenn die konservativen Kräfte in vielen Bereichen die Oberhand behalten.
Welch große Bedeutung das Thema hat, zeigt sich gut an der Einberufung einer „Allgemeinen Hamburger Lehrerversammlung“ mit 2300 (!) Teilnehmern am 12. November 1918 – drei Tage nach der Flucht des abgedankten Kaisers und der Ausrufung der Republik. Mitten in den Revolutionswirren diskutieren die Lehrer über Schulreformen. Sie fordern unter anderem die Einheitsgrundschule, Selbstverwaltung, Glaubens- und Gewissensfreiheit für Lehrer und Schüler und die Wahl von Elternräten, die per Erlass noch im selben Monat eingeführt wird.
In den folgenden Monaten und Jahren gibt es eine rege, manchmal erbitterte Debatte. Und obwohl die SPD die ersten demokratischen Wahlen mit absoluter Mehrheit gewinnt, kann beziehungsweise will sie ihre eigenen Forderungen nicht alle durchsetzen. An manchen Stellen muss man fast schmunzeln, wenn man feststellt, wie alt die Streitfragen sind, die heute immer noch so vehement diskutiert werden.
Sechs Jahre Grundschule in Hamburg
Zum Beispiel das Abitur nach zwölf Jahren: Hamburg führt es 1921 verbindlich ein (ganz offiziell aus Kostengründen) – und schafft es 1925 wieder ab, weil niemand sonst in Deutschland mitziehen will. Ein echter Klassiker des Hamburger Schulstreits ist die sechsjährige Grundschule. Die SPD und die meisten Volksschullehrer wollen sie nach 1918 unbedingt einführen, scheitern aber an den Widerständen vor allem vieler bürgerlicher Eltern.
Das Ganze wiederholt sich Anfang der 1950er-Jahre. Die beschlossene Einführung kostet die SPD 1953 den Wahlsieg, ein „Hamburg-Block“ unter Führung der CDU übernimmt den Senat. Zuletzt sind es 2010 CDU und Grüne, die eine solche „Primarschule“ beschließen – der darüber anberaumte Volksentscheid aber geht krachend verloren. Mal schauen, wann es den nächsten politischen Selbstmordversuch gibt ...
Nach 1918: Bunte Schullandschaft in Hamburg
Reformwille und Beharrungsvermögen führen nach 1918 letztlich zu einer sehr bunten Schullandschaft. Es gibt stockkonservative Einrichtungen wie etwa die Hansaschule Bergedorf, wo weiter der Kaisergeburtstag begangen und der „Kriegshelden“ gedacht wird. Aber auch „Versuchsschulen“, die ganz neue Wege gehen dürfen.
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Zu ihnen gehört die 1914 gegründete Lichtwarkschule (heute Heinrich-Hertz-Schule) in Winterhude, die an keinen Lehrplan gebunden ist und sich Lehrer und Schüler selbst aussuchen darf – bewusst nimmt die Oberschule viele Arbeiterkinder auf und sorgt für eine bunte soziale Mischung. Auch Loki und Helmut Schmidt gehören dazu – sie werden ihr Leben lang von ihrer Schulzeit schwärmen. Direktor ist damals Heinrich Landahl, der nach 1945 Schulsenator wird.
Als Schulschwänzen 10 Milliarden kostete
Große pädagogische Experimentierlust zeigt auch die Grundschule Schanzenstraße, die schon Anfang der 1920er-Jahre die Noten abschafft und stattdessen Berichtzeugnisse einführt.
Nicht unerwähnt bleiben darf auch ein Gesetz vom 13. Oktober 1923, das die Strafe für Schulschwänzer festlegt: auf zehn Milliarden Mark. Das kann sich aber jeder leisten – es ist die Zeit der Hyperinflation, auf deren Höhepunkt eine Unze Gold schließlich 86.000.000.000.000 (86 Billionen) Mark kostet.