Hamburg. René Peter Baumann verrät seine Pläne für 2023, weshalb er von Phil Collins enttäuscht war und, warum er die Ticketpreise niedrig hält.
Am Freitag erscheint sein neues Album „Evolut30n“ (30 steht für 30 Jahre auf den Bühnen dieser Welt), nächstes Jahr bringt die Tour dazu ihn auch wieder nach Hamburg. Am 10. Juni 2023 tritt DJ Bobo in der Barclays Arena auf. Aber das ist nicht der einzige Grund, warum er in unserer Reihe „Entscheider treffen Haider“ zu Gast ist.
Der Musiker, der eigentlich René Peter Baumann heißt, spricht über einen Hamburger Produzenten, dem er viel zu verdanken hat, verrät, was die Backstreet Boys nach ihren Hamburger Konzerten gemacht haben – und gibt eine erstaunliche Selbsteinschätzung ab. Zu hören unter www.abendblatt.de/entscheider.
Das sagt DJ Bobo über
… seinen unerschütterlichen Optimismus:
„Ich mache aus jeder Situation für mich etwas Positives. Ich ticke einfach so, wahrscheinlich habe ich das von meinen Eltern mitbekommen. Ich stamme vom Land, wo man noch die Kartoffeln, den Salat und alles selbst anbaut. Die Verbundenheit mit der Erde und die Nähe zur Natur haben mich geprägt und erden mich im wahrsten Sinne des Wortes immer wieder.“
… seine Tournee mit Michael Jackson:
„Er war umgeben von ganz vielen Parasiten, das war wirklich so wie die Motten und das Licht. Der Michael hat diffuse Persönlichkeiten angezogen, die um ihn herumgeschwirrt sind aus so halb legalen Welten, das hat man förmlich gespürt. Vielleicht ist das das Los dieser Riesenstars, wenn sie die Macht über ihr eigenes Dasein verlieren. Dann haben die nur noch Leute um sich, die sich an ihnen bereichern wollen und deshalb Jasager sind. Das ist das Verhängnis von diesen Stars, und bei Michael war das ganz genauso.“
… die Pläne für die neue Tour im Jahr 2023:
„Auf der neuen Tour probieren wir uns auf drei Bühnen aus. Es gibt eine Kopfbühne, wie man sie kennt, dann kommt nach 30 Metern eine weitere Bühne und dort, wo sonst das Mischpult ist, steht noch eine. Wir werden versuchen, auf allen drei Bühnen aktiv zu sein.“
… Shows, die immer größer und größer werden:
„Höher, schneller, weiter geht schon bei uns seit drei Tourneen nicht mehr. Es geht nur noch anders. Man muss sich jedes Mal neu erfinden. Es würde sich auch komisch anfühlen, wenn die Bühnen und die Zahl der Sattelschlepper immer größer werden würden. Irgendwann bricht die Logistik zusammen, wir gehen jetzt schon mit mehr als 100 Leuten auf Tournee, da ist allein die Verpflegung eine Herausforderung.“
… Eintrittspreise für Konzerte:
„Wir sind selbst der Veranstalter, wir buchen die Hallen, und damit bestimmen wir die Preise. Ich habe mir in den Kopf gesetzt, dass das günstigste Ticket um die 30 Euro kosten soll, passend dazu, dass ich seit 30 Jahren auf der Bühne stehe. Ich möchte, dass jeder und jede die Möglichkeit hat, an einem Konzert von DJ Bobo teilzunehmen. Ich komme selbst aus einfachen Verhältnissen, für mich war das eine große Sache, auf ein Konzert zu gehen. Und deshalb möchte ich, dass alle die Möglichkeit haben, einen unserer Auftritte zu sehen, nicht nur die, bei denen Geld keine Rolle spielt. Ich bin auch nicht so profitorientiert wie ein Konzern, bei dem es heißt: Wenn ein Konzert ausverkauft ist, waren die Eintrittskarten zu günstig. So ein Konzern geht halt immer bis an die Grenze. Ich muss und ich will das nicht. Für mich ist wichtiger, dass die Leute das Gefühl haben, dass das Verhältnis von Preis und Leistung stimmt.“
… die Unlust von Musikern, immer und immer wieder ihre großen Hits zu spielen – spielen zu müssen:
„Ich habe gar kein Problem, meine großen Hits zu spielen, habe aber gegenüber vielen Kollegen auch den Vorteil, dass ich sie variieren kann. Ich kann jeden Song jedes Mal neu interpretieren. Und ich habe einmal die Erfahrung gemacht, wie es ist, wenn man von einem Konzert kommt, und der Musiker hat einen der großen Hits nicht gespielt. Das war bei Phil Collins, der einfach „In The Air Tonight“ weggelassen hat, was mich als Fan sehr enttäuscht hat. Die Erwartungshaltung, die ich an ihn hatte, war: Gib mir mein Stück Heimat. Und genau das versuche ich, wenn ich selbst auftrete, alles andere wäre gegenüber den Zuschauern unfair.“
… die Backstreet Boys, die früher einmal die Vorgruppe von ihm waren:
„Wir sind sehr gut befreundet, nach den zwei Konzerten in Hamburg waren alle fünf bei mir zum Abendessen, und Golfspielen waren wir auch, die Jungs sind sehr gute Golfspieler. Das wir so etwas zusammen machen, ist ganz normal, weil wir uns seit 30 Jahren kennen. Damals waren die Backstreet Boys monatelang bei mir im Vorprogramm, und ich wusste: Die sind so gut, die werden durchstarten. Der Kontakt ist niemals abgerissen.“
… den Hamburger Produzenten Axel Breitung:
„Mit Axel habe ich die ersten Hits gemacht und bis 2008 eigentlich fast alle Songs. Dann hat er gesagt: Solange unsere Branche weiter nach unten geht, mache ich keine Musik mir, das frustriert mich. Und das hat er wirklich durchgezogen. Bis ich ihn vor ein paar Jahren angerufen und gesagt habe: ‚Axel, die Talsohle in der Branche ist erreicht, es geht nach oben, machen wir wieder Musik.‘ Seitdem ist er erneut dabei und schreibt Lieder für mich, eines ist auch auf dem neuen Album zu hören.“
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… seine Selbstwahrnehmung:
„Ich durfte zum Glück immer mit den besten der Besten zusammenarbeiten, mir war aber klar, dass ich nicht dazugehöre, weil es einfach nicht reicht. Ich brauche tolle Musiker und tolle Tänzer auf der Bühne neben mir, weil ich eher ein mittelmäßiger Typ bin. Aber wenn du dich mit Leuten umgibst, die besser sind als du, dann kannst du auch einen mittelmäßig begabten Sänger nach oben bringen. Ich bin nur der, der alles zusammenhält. Meine große Stärke ist, und das kann ich vielleicht besser als viele andere: Ich liebe, was ich tue. Und das spüren die Menschen.“
… den anderen DJ Bobo:
„Weil ich Perfektionist bin, ist es ganz bissig mit mir zusammenzuarbeiten. Ich bin immer sehr nett, sehr klar und kommunikativ, aber wenn Leute schludern und nicht sauber arbeiten, dann mache ich klare Ansagen, und dann ist auch nicht mehr das nette Lächeln da. Ich will, dass die Leute liefern.“
Der Podcast mit DJ Bobo:
DJ Bobos Fragebogen: Chefs? Welche Chefs?
Was wollten Sie als Kind weren und warum?
Fußballer, das Talent war aber zu bescheiden.
Wer war beziehungsweise ist Ihr Vorbild?
Opa und Oma.
Was haben Ihre Lehrer/Professoren über Sie gesagt?
Vorlautes Kind.
Wann und warum haben Sie sich für den Beruf entschieden, den Sie heute ausüben?
Mit 17 Jahren aus reiner Passion zur Musik.
Wer waren Ihre wichtigsten Förderer?
Keiner.
Auf wen hören Sie?
Auf jeden im Team und mein Bauchgefühl sowie Marktanalytics.
Was sind Eigenschaften, die Sie an Ihren Chefs bewundert haben?
Welche Chefs?
Was sollte man als Chef auf keinen Fall tun?
Die Probleme der Mitarbeiter aktiv übersehen.
Was sind die Prinzipien Ihres Führungsstils?
Zusammen sind wir stark (gelebte demokratische Monarchie).
Wie wichtig war/ist Ihnen Geld?
Geld war sehr wichtig, da ich immer zu wenig davon hatte, um früher monatlich alle Rechnungen zu bezahlen! Sobald ich jeden Monat alle Rechnungen, die da waren, bezahlen konnte, fühlte ich mich reich.
Was erwarten Sie von Mitarbeitern?
Loyalität, Mut, Fehler zu machen und Eigenverantwortung.
Worauf achten Sie bei Bewerbungen?
Gibt es nicht.
Duzen oder siezen Sie?
Duzen.
Was sind Ihre größten Stärken?
Ich liebe Menschen. Und ich bleibe immer dran, wenn ich ein Ziel vor Augen habe. Nie auf den Lorbeeren ausruhen.
Was sind Ihre größten Schwächen?
Ich bin ungeduldig.
Welchen anderen Entscheider würden Sie gern näher kennenlernen?
Ganz viele.
Was denken Sie über Betriebsräte?
Kann ich zu wenig einschätzen.
Wann haben Sie zuletzt einen Fehler gemacht?
täglich.
Welche Entscheidung hat Ihnen auf Ihrem Karriereweg geholfen?
Die Vision nie aus den Augen zu verlieren.
Wie viele Stunden arbeiten Sie in der Woche?
Zwischen 10 und 100.
Wie viele Stunden schlafen Sie (pro Nacht)?
Acht.
Wie gehen Sie mit Stress um?
Ich werde noch ungeduldiger.
Wie kommunizieren Sie?
Möglichst direkt.
Wie viel Zeit verbringen Sie an ihrem Schreibtisch?
Fünf Stunden.
Wenn Sie anderen Menschen nur einen Rat für ihren beruflichen Werdegang geben dürften, welcher wäre das?
Wenn du ein Ziel/eine Vision hast, lohnt es sich, dafür alles zu geben. Das Ziel darf jedoch nicht unrealistisch sein – sonst ist man frustriert.
Was unterscheidet den Menschen vom Manager DJ Bobo?
Nichts.
Und zum Schluss: Was wollten Sie immer schon mal sagen?
Behandle jeden so, wie du selbst behandelt werden möchtest.
Hamburg-Konzert der Jubiläumstour: Sonnabend, 10.06.2023, um 19 Uhr, in der Barclays Arena Tickets ab 32,50 € an allen bekannten VVK-Stellen