Hamburg. Serie: Die Geschichte Hamburgs – erzählt entlang der großen Themen. Teil 6: Handel statt Krieg – die Militärgeschichte der Stadt.
Es ist oft Hamburgs Politik gewesen, sich aus Kriegen möglichst herauszuhalten und stattdessen mit den Kriegführenden lukrative Geschäfte zu machen. In Anlehnung an den berühmten Satz „Lass andere Kriege führen – du, glückliches Österreich: heirate!“ könnte man sagen: Du, glückliches Hamburg: treib Handel!
Dennoch haben sich militärische Konflikte natürlich nicht immer vermeiden lassen, und nicht zuletzt hat die Seehandelsstadt seit jeher mit dem Problem der Piraterie zu kämpfen gehabt. Im Laufe der mehr als 1200-jährigen Stadtgeschichte hat Hamburg auch Kriege geführt, Schlachten geschlagen oder sich Angriffen auf die Stadt erwehren müssen. Mal mehr, mal weniger erfolgreich.
Hamburger Stadtgeschichte: Stadt zuerst klein und wehrlos
Man kann Hamburgs Militärgeschichte grob in drei Phasen einteilen: In den ersten Jahrhunderten ist die Stadt klein und weitgehend wehrlos; im Hochmittelalter und in der frühen Neuzeit (12. bis 16. Jahrhundert) wächst Hamburg zur Metropole heran und ist Teil der mächtigen Hanse. Die Stadt kann sich nicht nur verteidigen, sondern sich auch an offensiven Kriegen der Hanse zu Wasser und zu Lande beteiligen. Mit dem Niedergang der Hanse, der schon im 15. Jahrhundert beginnt, schwächt sich auch Hamburgs militärische Position.
Die Stadt wahrt ihre Interessen nun vor allem mit den Mitteln der Diplomatie – und mit Geld. Bei den beiden bedeutendsten Leistungen auf militärischem Gebiet ist kein Schuss gefallen und niemand getötet worden: nämlich beim Bau der Stadtbefestigung in den 1620er-Jahren – und bei deren Abriss 180 Jahre später. Beide Entscheidungen haben Hamburg vor der Zerstörung bewahrt und gehören somit zu den klügsten, die von den Ratsherren (es waren damals nun mal ausschließlich Herren) je getroffen wurden.
Hamburg als Teil einer Großmacht
Spätestens vom 13. Jahrhundert an ist Hamburg – nunmehr viel größer, reicher und damit mächtiger als in den Zeiten der Wikinger- und Slawenüberfälle – kein kleiner Spielball mehr. Als Mitglied der Hanse beteiligt sich Hamburg nun an den Kriegen, die immer dann geführt werden, wenn das Städtebündnis seine Wirtschaftsinteressen verteidigen will. Oft geht es gegen Dänemark, das stärker vom Ostseehandel (zeitweise ein Monopol der Hanse) profitieren möchte. Das 14. und 15. Jahrhundert sind die wohl kriegerischsten Zeiten für Hamburg.
Wie sehr Kriege gerade im frühen 15. Jahrhundert das Stadtleben prägen, lässt sich gut am Schicksal zweier Ratsherren veranschaulichen, die nicht nur Kriegsbeschlüsse fassen, sondern auch selbst an die Front gehen und nicht nur deswegen ihr Leben riskieren müssen: Hein Hoyer und Johann Kletze. Hoyer wird 1417 Bürgermeister, ist an Hamburgs Eroberung von Bergedorf drei Jahre später beteiligt und ist auch 1427 während der Seeschlacht im Öresund gegen die Dänen an Bord eines Hamburger Schiffes – er wird gefangen genommen und verbringt fünf Jahre in Kriegsgefangenschaft. Dann endlich kommt er frei und kann seinen Lebensabend friedlich in Hamburg verbringen.
Kletze auf dem Grasbrook hingerichtet
Ganz anders Kletze: Der Ratsherr kämpft ebenfalls in Bergedorf und führt die Hansetruppen 1427 bei der Belagerung des dänisch besetzten Flensburgs an. Als die Erstürmung der Stadt scheitert, macht man ihn für den Misserfolg verantwortlich. Ein tödliches Versagen, denn er verliert nicht nur seinen Ratshut, sondern gleich den ganzen Kopf: Kletze wird auf dem Grasbrook hingerichtet. Harte Zeiten für Politiker.
Obwohl sich die Hanse in diesem Konflikt mit Dänemark trotz aller Rückschläge noch durchsetzen kann, hat sie den Höhepunkt ihrer Macht bereits überschritten. Die immer stärker werdende Konkurrenz der Holländer und Engländer, innere Streitigkeiten und die zunehmende Verlagerung des Handelsschwerpunktes Richtung Atlantik leiten ihr langsames Ende ein. Das hat auch für Hamburg gravierende Auswirkungen, ist die Stadt doch nicht mehr Teil eines mächtigen Bündnisses, sondern zunehmend auf sich allein gestellt. Militärische Abenteuer gehören nun der Vergangenheit an – aktiv wird Hamburg nur noch, wenn es angegriffen wird oder es gilt, die Hamburger Hoheit bis zur Elbmündung zu verteidigen.
Kampf um Bergedorf
In die kriegerische Phase des 14. und 15. Jahrhunderts fällt auch der einzige Eroberungskrieg, den Hamburg je geführt hat: 1420 werden gemeinsam mit Lübeck die Orte Bergedorf und Geesthacht sowie die Vierlande erobert. Der Krieg richtet sich gegen Erich V., den Herzog von Sachsen-Lauenburg. Obwohl dessen Vorfahren Bergedorf an Lübeck verpfändet haben, weigert er sich, das anzuerkennen, und besetzt die Stadt. Außerdem lässt er Hamburger und Lübecker Kaufleute überfallen und stört so massiv den Handelsverkehr, wobei der Übergang von Zollerhebung zum Raub durchaus fließend ist.
Das ist typisch für diese Zeit, in der viele kleinere Adlige einen Bedeutungsverlust hinnehmen müssen. Eben noch als Ritter Teil der militärischen Elite, werden sie nun mit dem Aufkommen der Söldner und Schusswaffen nicht mehr gebraucht. Gleichzeitig blühen die Städte auf und werden immer reicher. Aber von solchen Hökern und Krämern übertrumpft zu werden ist den Adligen unerträglich. Viele von ihnen – am berühmtesten der von Goethe verewigte Götz von Berlichingen – werden im 15. und 16. Jahrhundert zu Outlaws (Raubrittern).
Hamburg und Lübeck erobern Bergedorf schnell
Hamburg und Lübeck werben damals knapp 4000 Söldner an und erobern Bergedorf in wenigen Tagen. Der Herzog muss sich schleichen. Bis ins 19. Jahrhundert verwalten sie die Stadt gemeinsam, dann kauft Hamburg Lübeck dessen Anteil ab. Der Krieg um Bergedorf hat indes 250 Jahre nach der Eroberung noch ein kurioses (und unblutiges) Nachspiel. 1420 ist festgelegt worden, dass der Sachsenwald (damals heißt er noch Herzogswald) geteilt wird: Eine Hälfte geht an den Herzog, die andere an Hamburg und Lübeck. Über den genauen Grenzverlauf gibt es aber immer wieder Streit, der selbst nach einem Urteil des Reichskammergerichts anhält. 1670 schließlich schickt der Herzog Truppen in den Wald, in dem die Hansestädter Holz schlagen und ihre Schweine zur Mast treiben.
Vieh und Hirten werden aus dem Wald gejagt (nach Hamburger Darstellung werden zudem einige Schweine „entführt“). Hamburg fürchtet einen Präzedenzfall und ist bereit, um jeden Baum zu kämpfen. Der Senat schickt Truppen: Die Schweine werden – nunmehr also eskortiert – wieder in den Wald getrieben. Diese Machtdemonstration bringt den Herzog zum Einlenken. Wegen ein paar Eicheln will er dann doch keinen Krieg riskieren ...
Hamburgs neue Stadtbefestigung
Mit dem zu Beginn des 17. Jahrhunderts anstehenden Bau der neuen Befestigungsanlagen, deren Reste heute noch etwa in den Wallanlagen zu erkennen sind, tut sich Hamburg besonders schwer, denn er verursacht immense Kosten. Außerdem ist es damals noch nicht einmal 50 Jahre her, dass die Stadtmauern erweitert und erneuert worden sind.
Doch die Militärtechnik und vor allem die Artillerie haben sich seitdem weiterentwickelt, sodass die Befestigung schon wieder veraltet ist. Und als der Rat 1616 den Neubau-Beschluss fasst, liegt längst Krieg in der Luft, auch wenn niemand ahnt, dass er 30 Jahre dauern und mindestens sechs Millionen Menschen das Leben kosten wird.
Fürsten und Städte gründen Militärbündnisse
Das Zusammenleben von Protestanten und Katholiken wird Anfang des 17. Jahrhunderts immer schwieriger. Mit der protestantischen „Union“ und der katholischen „Liga“ gründen Fürsten und Städte Militärbündnisse; überall wird aufgerüstet. Hamburg will geschützt sein und nimmt gemeinsam mit anderen Hansestädten den niederländischen Festungsbauer Johan van Valckenburgh unter Vertrag, der als einer der besten seines Fachs gilt.
Sein Plan für Hamburg hat gewaltige Dimensionen: 16 Bastionen, dazu Wälle, Mauern, Schanzen und Vorposten – teilweise weit außerhalb der alten Stadtgrenzen – sollen gebaut werden. Sie sind so konzipiert, dass es eventuellen Belagerern unmöglich sein soll, von einer Höhenlage aus Hamburg zu beschießen, während die Verteidiger freies Schussfeld haben sollen.
Hamburg vom Gemetzel verschont
1625 ist das Werk vollendet, da tobt längst der später sogenannte Dreißigjährige Krieg. Während das Gemetzel weite Teile des Landes verwüstet, bleibt Hamburg verschont. Das hat viel, aber nicht nur mit der Verteidigungsanlage zu tun. Hamburg hat wegen seines Hafens auch eine große Bedeutung als Versorgungszentrum, außerdem ist die offiziell (zumindest meistens) neutrale Stadt eine wichtige Informationsbörse für alle Kriegsparteien. Das allein hätte die Heerführer aber sicher nicht davon abgehalten, die Stadt einzunehmen und zu plündern.
Dazu muss man wissen, wie damals Krieg geführt wurde. Die Heere bestehen aus Söldnern, so etwas wie Wehrpflicht gibt es nicht. An ihrer Spitze stehen Männer, die mindestens ebenso sehr „Kriegsunternehmer“ wie Feldherren sind – der berühmteste ist der von Schiller verewigte Albrecht von Wallenstein, der fast aus dem Nichts zum zeitweise mächtigsten Fürsten nach dem Kaiser aufsteigt. Und dann ermordet wird.
Angriffe auf befestigte Städte sehr selten
Die meisten Heerzüge während der 30 Jahre verfolgen übrigens gar keine militärischen Ziele, sondern dienen der Ernährung der Soldaten und des Trosses, zu dem auch Frauen und Kinder gehören. Ist eine Gegend „kahlgefressen“, sind also alle Dörfer und Städte geplündert, zieht man weiter.
Oft werden ganze Landstriche planmäßig verwüstet, um dem Feind die Ernährungsgrundlage zu nehmen. Schlachten gibt es relativ selten, und auch ein Sturm auf befestigte Städte kommt nicht oft vor (mit Magdeburg, wo 20.000 Einwohner getötet werden, als schrecklicher Ausnahme) – zu groß erscheint das Risiko, sind die Soldaten doch das wichtigste „Kapital“.
Wohlstand und Einwohnerzahl wachsen
Hamburg schafft es nicht nur, unzerstört aus dem Dreißigjährigen Krieg hervorzugehen, die Stadt ist eindeutig Kriegsgewinnlerin. Die Bedeutung als Handels- und nun auch Finanzplatz nimmt gewaltig zu – 1619 wird die Hamburger Bank gegründet, parallel die „Mark Banco“, eine reine Rechnungseinheit, die in Zeiten kriegsbedingter Inflation ein Hort der Stabilität wird.
Während die Bevölkerungszahl in Deutschland vor allem wegen der kriegsbedingten Hungersnöte und Seuchen um mindestens ein Drittel abnimmt, verdoppelt sich Hamburgs Einwohnerzahl fast. Bei Kriegsende leben 78.000 Menschen in der Stadt. Viele der Neu-Hamburger sind Kriegsflüchtlinge und viele wohlhabend – Arme lässt man nicht so gern ein. So kommen Geld, Know-how und Handelskontakte in die Stadt.
Hamburg unterstützt die Schweden
Hamburgs Politik in diesen Jahren ist ausgesprochen pragmatisch und erfolgreich. Oder eigennützig und prinzipienlos, wenn man es negativ ausdrücken möchte ... Als beispielsweise der (katholische) Feldherr Tilly 1627 vor den Toren Hamburgs erscheint und einige (protestantische) Dörfer der Umgebung plündert, verkaufen ihm die (lutherischen) Hamburger Lebensmittel – wenn auch zu gesalzenen Preisen. Hamburg umgarnt einerseits den (katholischen) Kaiser, damit er die Handelsprivilegien und die Oberhoheit über die Niederelbe bestätigt, und bleibt dem breiten norddeutschen Bündnis mit dem (lutherischen) dänischen König fern, weil der wiederum die Oberhoheit über Hamburg beansprucht.
Die Dänen sind ja so etwas wie ein „Erbfeind“ für Hamburg. Nach deren Niederlage unterstützt Hamburg aber ziemlich offen die Schweden, die 1630 als „Retter des Protestantismus“ in Deutschland erscheinen und dem Kaiser schwere Niederlagen zufügen. Der Hauptgrund dafür ist aber nicht die Glaubensbrüderschaft, sondern die erbitterte Feindschaft zwischen Schweden und Dänemark – der Feind des Feindes müsse ja ein Freund sein.
Bei Kriegsende steht Hamburg glänzend da
Hamburgs Politik ist absolut typisch für die Zeit; aus dem vermeintlichen Religionskrieg ist ohnehin längst ein Kampf um Vorherrschaft geworden, in dem etwa das erzkatholische Frankreich an der Seite der protestantischen Schweden gegen die verhassten erzkatholischen Habsburger auf dem Kaiserthron kämpft.
Als das Gemetzel 1648 mit dem Westfälischen Frieden endlich sein Ende findet, steht Hamburg jedenfalls glänzend da – eine strahlende Metropole inmitten eines ökonomisch, demografisch und moralisch zerstörten Landes. Und das, weil die sonst so oft geizigen Ratsherren ausnahmsweise keine Kosten gescheut und in Mauern, Wälle und Kanonen investiert haben.
Hamburg als militärischer Zwerg
Ein militärischer Faktor im Spiel der Mächte ist Hamburg ab dem 17. Jahrhundert nicht mehr, wohl aber ein wirtschaftlicher. Und als 1712 im Großen Nordischen Krieg, in dem Schweden 20 Jahre lang gegen Russland, Polen, Sachsen und Dänemark kämpft, eine schwedische Armee vor den Toren Hamburgs auftaucht, ist es für beide Seiten das Beste, die Sache mit Geld zu regeln: Hamburg zahlt 250.000 Taler, um unbehelligt zu bleiben.
Dem benachbarten Altona ergeht es weitaus schlechter: Weil die Stadt nicht genug bezahlen kann, wird sie niedergebrannt und geplündert. 1721 muss sich Schweden im Kampf gegen die übermächtige Allianz seiner Gegner geschlagen geben, verliert die im Dreißigjährigen Krieg erkämpften Besitzungen in Deutschland und seinen Großmachtstatus.
Hamburg will mit Dänemark Frieden schaffen
Und auch mit Dänemark will Hamburg nun endlich dauerhaften Frieden. Die uralte Streitfrage, ob Hamburg denn nun eine Freie Reichsstadt ist (und damit nur dem Kaiser untersteht) oder eine holsteinische Stadt (und damit dem dänischen König huldigen müsste), soll endgültig geregelt werden. Dänemark ist auch bereit, seine Rechtsposition aufzugeben – gegen eine entsprechende Zahlung.
Hamburg, das sich im 18. Jahrhundert nicht mehr unmittelbar bedroht sieht, knausert aber und zögert lange, bis es endlich 1768 zur Einigung kommt. In dem von Heinrich von Schimmelmann vermittelten Gottorper Vertrag – benannt nach dem Verhandlungsort in Schleswig – verzichtet Dänemark auf seine Hoheitsrechte. Im Gegenzug müssen Kredite in Höhe von rund 1,3 Millionen Talern nicht zurückgezahlt werden.
Hamburg erhält mehrere Elbinseln
Noch wichtiger für Hamburg ist aber der vereinbarte Gebietstausch. Hamburg gibt ein Dutzend verpfändeter Dörfer in Stormarn frei und erhält dafür mehrere Elbinseln wie die Veddel, die Peute und Steinwerder. Allesamt Gebiete, die damals als ziemlich wertlos gelten, aber im 19. Jahrhundert den Ausbau des Hafens und die Industrialisierung Hamburgs erst möglich machen werden.
Kein Feind in Sicht
Hamburg hat nach der Einigung mit Dänemark lange keine feindlich gesinnte größere Macht mehr in der Nachbarschaft. Als die Zeiten um 1800 wieder kriegerischer werden, entscheiden sich die Ratsherren dann für eine ganz andere Strategie als beim Festungsbau knapp 200 Jahre zuvor – nämlich die der offenen Tür. Die Festungsanlagen sind längst wieder veraltet, als ein gewisser Napoleon sich anschickt, ganz Europa zu erobern.
Diesem militärischen Genie Widerstand zu leisten erscheint den Hamburgern berechtigterweise allzu kühn. Also entschließt man sich zur Abrüstung und lässt die Befestigungsanlagen als Zeichen der friedlichen Gesinnung abreißen. Hamburg wird zwar von französischen Truppen besetzt und macht schwere Zeiten durch, aber die Stadt bleibt vor der Zerstörung bewahrt, die ihr bei einer Belagerung unweigerlich widerfahren wäre.
Hamburg hat mittlerweile eine Bürgergarde
Nach Abzug der Franzosen 1814 wird Hamburg Mitglied im Deutschen Bund, einem eher lockeren Staatsverband, der von den Großmächten Preußen und Österreich dominiert wird. Aber es gibt Bundestruppen, zu denen Hamburg gemeinsam mit Lübeck und Bremen einen Beitrag leisten muss: zusammen 2190 Mann. Diese Garnison, auch Bundeskontingent genannt, besteht bis 1835 aus Berufssoldaten – was viele Hamburger aus Prinzip ablehnen – und danach aus Wehrpflichtigen.
Neben diesen kasernierten Truppen hat Hamburg jetzt eine Bürgergarde – alle Männer zwischen 20 und 45 Jahren sind dienstverpflichtet. Diese Truppe, in der es zunächst noch Veteranen der Befreiungskriege gegen Napoleon gibt, umfasst rund 7800 Mann, die einmal monatlich zu Übungen zusammenkommen. Theoretisch kann jeder Offizier werden. Da dies aber mit Ausrüstungskosten verbunden ist, sind die höheren Ränge ausschließlich mit Söhnen reicher Familien besetzt.
Bürgergarde wird verspottet
Zur Stärkung des Gemeinschaftsgefühls leistet die Bürgergarde sicherlich einen nicht unwichtigen Beitrag. Sie ist durchaus beliebt, weil sich diese Truppe – im Gegensatz zu Berufssoldaten – bei politischen Unruhen nicht einfach gegen die Bürger einsetzen lässt. Der militärische Wert nimmt aber rasch ab, und bald wird die Bürgergarde Ziel beißenden Spotts.
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Zitiert sei hier Jacob Gallois, ein Franzose, der an Napoleons Russlandfeldzug 1812 teilnimmt, sich danach in Hamburg niederlässt und Lehrer am Johanneum ist. „Der Säbel ist ihnen untersagt, da man fürchtet, sie könnten sich beim Spielen damit verletzen. In dieser Garde wird nun beileibe nicht ernsthaft exerziert. Zwölfmal im Jahr übt man ein bisschen, und wenn man danach imstande ist, rechts von links und umgekehrt zu unterscheiden, wird man Offizier.“
Hamburger Stadtgeschichte: Militärgeschichte endet 1867
Hamburgs eigenständige Militärgeschichte endet mit dem Beitritt zum Norddeutschen Bund 1867 und bald darauf, 1871, zum Deutschen Kaiserreich. Hamburger Wehrpflichtige bilden nun das (Hanseatische) Infanterieregiment 76 unter preußischer Hoheit. Überflüssig zu erwähnen, dass die Zeiten militärischen Schlendrians nun unter dem sprichwörtlichen preußischen Drill ein Ende haben ...