Hamburg. Auf der Mitgliederversammlung Ende November könnte es weitreichende Beschlüsse geben. Diese Änderungen gibt es bereits.
Der Verein Sportspaß e. V. hat am Freitag zu seiner Mitgliederversammlung am 26./27. November eingeladen. Neben Neuwahlen ist ein Antrag auf Beitragserhöhung wichtigster Tagesordnungspunkt. Erwachsene sollen künftig 17 Euro im Monat zahlen, bisher 12,50 Euro, Kinder und Jugendliche 8,50 Euro (6,50). Grund sind rückläufige Mitgliederzahlen, aktuell 25.500, und monatliche Verluste von 200.000 Euro.
Darum leidet Sportspaß mehr als andere Anbieter
Wie berichtet, treffen Corona-Folgen, steigende Energiekosten sowie sinkende Mitgliedseinnahmen Sportspaß härter als andere Fitnessanbieter der Stadt. Als während der Pandemie der Sportbetrieb ruhte, trat niemand neu ein, aber viele aus. „Wir müssen dringend wieder ein ausgeglichenes Betriebsergebnis anstreben“, sagte der 2. Vorsitzende Stefan Friz. Um (Energie-)Kosten zu sparen, wurden die Saunen am 1. Oktober bereits abgestellt, zudem sind – schon seit Längerem – nur fünf der einst sieben Center geöffnet
Niedrige Beiträge, große Kursvielfalt – über drei Jahrzehnte war Sportspaß ein bundesweites Erfolgsmodell im Breiten- und Freizeitsport mit in der Spitze 71.000 Mitgliedern im Jahre 2016. Noch heute ist der Verein Hamburgs größter Anbieter für Sporttreibende. Doch nach drei turbulenten Jahren mit behördlichen Einschränkungen und internen Auseinandersetzungen ist vielen der Spaß am Sport vergangen.
Zählte die gemeinnützige Organisation vor Beginn der Corona-Pandemie im Dezember 2019 rund 60.000 Mitglieder, sind es heute nur noch 25.500. Sportspaß litt stets unter starker Mitgliederfluktuation, die oft bei bis zu 20 Prozent im Jahr lag, konnte die hohe Zahl an Austritten aber lange Zeit dank ebenso vieler Eintritte problemlos kompensieren. Als während Corona der Sportbetrieb in Hamburg insgesamt neun Monate ruhte, trat jedoch niemand ein, aber viele aus.
Sportspaß: Krisen machen dem Verein zu schaffen
Corona-Folgen, steigende Energiekosten, sinkende Mitgliedseinnahmen treffen Sportspaß aktuell hart. Dank Rücklagen aus der ausgabenarmen Zeit der Hallenschließungen und Corona-Überbrückungshilfen reichen die Reserven mindestens ein weiteres halbes Jahr. Ende März dieses Jahres lagen auf den Haspa-Konten fast zwei Millionen Euro. Eine Insolvenz drohe nicht, versichert der 2. Vorsitzende Stefan Friz. Er ist seit Mitte 2019 kommissarisch im Amt.
„Wir müssen dennoch dringend wieder ein ausgeglichenes Betriebsergebnis anstreben“, sagt Friz. Um (Energie-)Kosten zu sparen, wurden die Saunen am 1. Oktober bis auf Weiteres abgestellt, zudem sind – schon seit Längerem – nur fünf der einst sieben Center in den verschiedenen Stadtteilen geöffnet. Welche weiteren Sofortmaßnahmen auf Aus- und Einnahmeseite denkbar wären, darüber wird im Verein lebhaft diskutiert: Anhebung der im Vergleich zur örtlichen Konkurrenz niedrigen Beiträge, Schließung weiterer Sportstätten, Aushandeln günstigerer Mietverträge, Reduzierung oder Zusammenlegung von Kursen. „Es gibt einige Optionen, über die unsere Mitglieder jetzt entscheiden müssen“, sagt Friz.
Mitgliederversammlung soll Beschlüsse fassen
Auf der Mitgliederversammlung sollen diese weitreichenden Beschlüsse gefasst werden. Der Verein hat indes mehr als ein Kostenproblem. Und das könnte die Krisenbewältigung erschweren. Unterschiedliche Interessengruppen kämpften zuletzt mehr gegen- als miteinander.
Die Mitglieder wieder auf eine gemeinsame Linie einzuschwören und neue zu gewinnen dürften die Hauptaufgaben des neu zu wählenden Vorstandes werden. Allerdings waren Versammlungen bei Sportspaß in der Vergangenheit meist spärlich besucht, selten kamen mehr als 100 Personen. Zufallsmehrheiten entschieden dann über Personal und Programm. Die meisten Mitglieder verstehen den Verein eben nicht als solchen, eher als Dienstleister.
Interne Streitigkeiten belasten Binnenklima
Gerichtliche Streitigkeiten zwischen Friz und dem ehemaligen Vorsitzenden Michael Weidmann, die dieser im Namen des Sportspaß e. V. führte, belasteten zudem in den vergangenen zwei Jahren das Binnenklima. Am 24. März 2022 entschied das Landgericht Hamburg in einer einstweiligen Verfügung, die Vorstandswahlen vom 10. Januar 2020, die Weidmann und den 3. Vorsitzenden Alexander Kramer ins Amt brachten, seien nicht satzungskonform durchgeführt worden und daher nichtig. Weidmann und Kramer wurde untersagt, weiter im Namen von Sportspaß aufzutreten, deren Amtsvorgängern wurde dies aber von sofort an gestattet. Die dagegen gerichtete Berufung von Weidmann und Kramer wies das Hanseatische Oberlandesgericht am 9. August mit einstimmigem Beschluss zurück.
Dem Wunsch aus der Mitgliedschaft, schon im Mai eine außerordentliche Vereinsversammlung mit Neuwahlen anzusetzen, lehnte der alte, wieder amtierende Vorstand mit Friz und dem 3. Vorsitzenden Gerd Wöbke ab, obwohl eine mehr als ausreichende Zahl Vereinsangehöriger diese beantragt hatte. Begründung: Der Vorstand plane eine reguläre Versammlung mit Neuwahlen Ende des Jahres, die umfangreich vorbereitet werden müsse.
Unternehmensberatung soll Geschäftsunterlagen sichern
Zwei derartige Veranstaltungen zu organisieren sei momentan nicht zu leisten. Zudem seien unter den Antragstellern Personen gewesen, die nicht stimmberechtigt seien. Auf der außerordentlichen Mitgliederversammlung, das war eine der Absichten des Petitums, sollten auch die Vorgänge der Jahre 2018/19 aufgearbeitet werden, die den Verein Ende 2019 angeblich fast in die Insolvenz geführt hätten.
Das Geschäftsjahr 2018 wurde bereits auf der Mitgliederversammlung 2019 thematisiert. Eine Schadenersatzklage des Vereins gegen den damals amtierenden Vorstand ist beim Landgericht Hamburg anhängig. Friz hat inzwischen eine Unternehmensberatung beauftragt, die Geschäftsunterlagen der vergangenen drei Jahre zu sichten, unter anderem weil mutmaßlich Dokumente fehlten. „Die Geschäftsberichte 2019, 2020, 2021 sind den Mitgliedern bisher nicht vorgelegt worden. Das werden wir nachholen“, sagt Friz, der Transparenz auch bei allen gegen ihn gerichteten Vorwürfen verspricht.
Sportspaß: Prozess vor dem Arbeitsgericht läuft
Der amtierende Vorstand hat Kramer und Weidmann Mitte des Jahres aus dem Club ausgeschlossen und Weidmanns Trainervertrag fristlos gekündigt, was bei dem einen oder anderen Mitglied auf Unverständnis stieß. Ein Prozess vor dem Arbeitsgericht läuft, der nächste Termin ist für Januar anberaumt. Weidmann, der sich ein Comeback im Verein offenhält („Darüber muss die Mitgliederversammlung entscheiden“), wollte sich auf Anfrage des Abendblatts wegen des laufenden Verfahrens nicht zu den innerbetrieblichen Vorgängen bei Sportspaß äußern.
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Während der 3. Vorsitzende Wöbke nicht wieder kandidiert, kann Friz sich vorstellen, bei Sportspaß weiterzumachen, käme auf der Versammlung ein vertrauenswürdiges Führungsteam zustande. „Der Verein liegt mir am Herzen“, sagt er.