Hamburg. Das Kunstspiel zum Mitmachen – jede Woche im Abendblatt. Heute: Johann Georg Hinz’ „Kunstkammerregal“.

Das „Kunstkammerregal“ von Johann Georg Hinz aus dem Jahr 1666 eignet sich geradezu ideal für das Spiel „Ich sehe was, was du nicht siehst“: Wie in einem Wimmelbild können die Augen hier auf die Suche gehen und manch Kurioses wie Kostbares entdecken. Doch die Ansammlung ist nicht willkürlich: Das „Kunstkammerregal“ ist eine besondere Form des Stilllebens, es stellt die komprimierte Form einer Kunst- bzw. Wunderkammer dar.

„Darin sammelten Adelige und wohlhabende Bürger seit der Renaissance natürliche Gegenstände wie Muscheln oder Perlen, technische Instrumente und künstlerische Artefakte, die in ihrer enzyklopädischen Zusammenstellung als Modell der Welt fungierten. Einige der abgebildeten Gegenstände können eindeutig identifiziert werden. So befindet sich der Elfenbeinpokal in der Mitte heute im Museum für Kunst und Gewerbe“, schreibt Anna Heinze in der Sammlung Online der Hamburger Kunsthalle.

Hinz war schon zu Lebzeiten berühmt für seine Stillleben

Der Altonaer Maler Johann Georg Hinz (1630/31–1688) war schon zu Lebzeiten berühmt für seine Stillleben. Es ist anzunehmen, dass er an niederländischen Zeitgenossen geschult wurde. Er gilt als der erste und zugleich bedeutendste Hamburger Stilllebenmaler. Neben dem „Kunstkammerregal“ besitzt die Kunsthalle noch sieben weitere Gemälde von ihm.

Mit seiner Darstellung wollte der Künstler eine möglichst exakte Wiedergabe der Dinge vermitteln. Hinz soll mehrere Versionen des Themas geschaffen haben, bei denen er die Gegenstände variierte. Das Hamburger Bild war für das dänische Königshaus bestimmt. Das Medaillon, das rechts im mittleren Regalfach hängt, ziert das Porträt Christians IV. von Dänemark.

Stillleben waren im 17. Jahrhundert sehr beliebt. Sie dienten zur Auseinandersetzung mit Diesseits, Vergänglichkeit und Tod, worauf der im „Kunstkammerregal“ abgebildete Totenschädel verweist. Zugleich manifestieren sich in dem Genre der aufblühende Handel und die Entwicklung des unabhängigen Kunstmarktes.