Hamburg. Im Hotel im Herzen Hamburgs wohnten schon die Rolling Stones und zuletzt die Backstreet Boys. Was Direktor Tashi Takang jetzt vorhat.

Im Apples Restaurant lassen sich die Gäste das Frühstück vom Büfett schmecken. An der Rezeption checken Geschäftsleute aus. Auch die berühmten Backstreet Boys – die Band hatte am Dienstag ein Konzert in der Barclays Arena – haben hier Quartier bezogen. Vor der Tür warten Fans auf ihre Idole. Viele Prominente wohnten bereits im Park Hyatt im Levantehaus. Doch am 19. Dezember endet hier nach mehr als 20 Jahren eine Ära. Hamburg verliert ein klassisches Luxushotel.

Das Park Hyatt schließt für immer. Der Pachtvertrag zwischen der amerikanischen Kette und der Familie Bach, Eigentümer der Premiumimmobilie, wurde nicht verlängert (wir berichteten).

Takang: "Wir sind hier eine Hotelfamilie"

Tashi Takang empfängt das Abendblatt zum exklusiven Gespräch. Seit dem 1. Juli 2010 ist der heute 64-Jährige geschäftsführender Direktor des Fünf-Sterne-Superior-Hauses. „Wir wollen den Gästen bis zum letzten Tag einen perfekten Service bieten. Aber natürlich ist das nicht immer leicht, seit wir die Mitarbeiter Ende Mai offiziell über die anstehende Schließung informiert haben. Zunächst war das ein emotionaler Tsunami. Wir sind hier eine Hotelfamilie, und dementsprechend ist man natürlich traurig darüber, dass bald zumindest hier alles vorbei ist.“

Der Branchenexperte hat in der Lounge in der siebten Etage Platz genommen, nimmt einen Schluck Cappuccino und hält einen Moment inne. „Ich bin jetzt seit mehr als 40 Jahren in der Branche, und für Hyatt arbeite ich seit 26 Jahren. Ich war in der Schweiz, in Dubai, Belgrad, Warschau und Istanbul tätig. In Hamburg bin ich seit mehr als zwölf Jahren, so lange war ich noch nie für einen Job an einem Ort.“

Seine Kinder – der Sohn macht nächstes Jahr in der Hansestadt sein Abitur, und die 19-Jährige Tochter studiert in Brüssel – seien hier aufgewachsen. „Hamburg ist unsere Heimat geworden, auch wenn wir am Rande der Stadt leben.“ Die Familie hat ein Haus in Tötensen in der Gemeinde Rosengarten.

Nobelherberge an der Mö ist die erste Adresse für Prominente

Der Fotograf schlägt vor, für das Bild solle der Hausherr in der Bar Platz nehmen. Dort trifft Tashi Takang auf eine Familie mit zwei kleinen Kindern. Die Begrüßung ist herzlich. Die vier sind Stammgäste, warten gerade noch auf einen freien Platz zum Frühstücken im Apples. „Wissen Sie was ich an diesem Beruf besonders schätze? Man lernt so viele unterschiedliche Charaktere kennen. Manche Gäste halten dem Park Hyatt vom ersten Tag an die Treue. Zu vielen hat sich eine persönliche Beziehung aufgebaut.“

Die Nobelherberge ist die erste Adresse für Prominente in der Hansestadt. Sängerin Helene Fischer ist hier abgestiegen. Lady Gaga, Justin Bieber und Phil Collins waren dort. Die Rolling Stones auch. „Ich war wirklich beeindruckt. Die Band ist erst am späteren Abend hier im Hotel eingetroffen, wollte aber dann unbedingt noch ihren Auftrittsort im Stadtpark inspizieren.“

Takang: Vom Tellerwäscher zum Hyatt-Chef

Einst hatte das Park Hyatt um die 170 Mitarbeiter. Heute sind es noch rund 100 Angestellte. Nachdem die bevorstehende Schließung zum Jahresende bekannt wurde, haben sich viele neue Jobs gesucht, natürlich auch in der Hamburger Hotellerie. Aber Tashi Takang berichtet zudem: „Hyatt hat uns sehr unterstützt, und so wechseln Kollegen auch in Häuser der Kette nach Wien, Zürich, Paris und auch in Schwesterhotels in Deutschland.“

Der Hamburger Hyatt-Chef ist ein zurückhaltender Mensch, steht nicht gern im Mittelpunkt. Aber hat alles im Blick, macht regelmäßig seine Rundgänge durch das Haus. Sein Lebenslauf ist äußerst spannend, er ist eine Kämpfernatur: Geboren in Tibet. Mit den Eltern, die im Straßenbau arbeiteten, nach Indien geflüchtet. Dort besuchte der Junge eine Flüchtlingsschule.

„Bis dahin hatte ich noch nicht einmal ein Geburtsdatum gehabt. Die Lehrer haben dann bestimmt, wie alt wir sind, und deshalb werde ich Ende des Jahres 65 Jahre alt“, sagt Tashi Takang amüsiert. Vor mehr als 40 Jahren kam er in die Schweiz. Arbeitete in Zürich als Tellerwäscher im damaligen Mövenpick-Restaurant, überzeugte dann in anderen Abteilungen und besuchte die Schweizer Hotelfachschule Belvoirpark, bevor er später bei Hyatt Karriere machte.

Tashi Takang möchte weiter in der Hotellerie mitmischen

Bleibt die Frage: Welche Pläne gibt es für die Zukunft? „Ich werde erst mal ein paar Monate entspannen und mich neu sortieren.“ Er überlegt auch, eine längere Reise mit seiner Frau Qiaoyan zu machen. „Ich habe sechs Geschwister, die leben in Indien, Australien, den USA und in der Schweiz. Vielleicht besuche ich die demnächst mal.“ Ein Leben als Rentner kann er sich nicht vorstellen. Tashi Takang lächelt. „Ich habe Lust auf eine neue Aufgabe. Aber ich werde es mir erlauben, ein bisschen wählerisch zu sein.“

Unterdessen wurde noch nicht offiziell verkündet, welche Hotelmarke auf das Park Hyatt folgt. Bereits vor gut zwei Monaten hatte Levantehaus-Geschäftsführer Dietmar Hamm im Abendblatt angekündigt: „Zeitnah stellen wir das neue Konzept vor und freuen uns schon sehr.“