Hamburg. CO2-Ausstoß deutlich gesunken. Eine Ursache ist vorübergehend – eine andere macht Hoffnung. Wie weitere Maßnahmen aussehen könnten

Die Corona-Pandemie hat mit all ihren Einschränkungen dem Klimaschutz stark geholfen. Das zeigen auch die kürzlich vorgelegten Zahlen zum CO2-Ausstoß für das Jahr 2020. Die immer im Herbst veröffentlichten Daten für das vorvergangene Jahr belegen einen deutlichen Rückgang beim Ausstoß des Treibhausgases in Hamburg.

Wurden in der Hansestadt im Jahr 2018 noch 15.957.000 Tonnen CO in die Atmosphäre geblasen, waren es 2019 noch 15.140.000 Tonnen und 2020 nur noch 13.515.000 Tonnen. In allen Bereichen sank der Ausstoß, beim Verkehr, verarbeitendem Gewerbe und den privaten Haushalten. Das belegt die „Verursacherbilanz“, die darstellt, wie viele CO-Emissionen einem Land aufgrund des Energieverbrauchs zuzurechnen sind.

Klima Hamburg: Der bundesweite Strommix wird grüner – gut auch für Hamburg

Der satte Rückgang um 10,7 Prozent von 2019 auf 2020 hängt zum einen mit Lockdowns, weniger Straßenverkehr und dem weitgehenden Zusammenbruch des Flugverkehrs zusammen. Hinzu aber kam auch ein weiterer Faktor: Der verbrauchte Strom kam 2020 deutlich öfter aus regenerativen Quellen, also etwa aus Windenergie. Daher schlugen laut Hamburger Umweltbehörde pro Kilowattstunde nur noch 348 Gramm CO2-Emission zu Buche – 2019 waren es noch 391 Gramm gewesen.

Auch der Pro-Kopf-Ausstoß beim CO2 sank laut einer Senatsantwort auf eine Kleine Anfrage des CDU-Umweltpolitikers Sandro Kappe deutlich – von 8,9 Tonnen im Jahr 2018 und 8,2 Tonnen im Jahr 2019 auf 7,3 Tonnen im Jahr 2020.

Klima Hamburg: Allein beim Flugverkehr fast 60 Prozent weniger CO2-Ausstoß

Derzeit könne man noch nicht genau sagen, wie stark der Effekt der Corona-Pandemie bei dieser Entwicklung gewesen sei, sagte Renate Pinzke, Sprecherin von Umweltsenator Jens Kerstan (Grüne). Allein im Flugverkehr sei der Ausstoß um fast 60 Prozent zurückgegangen, auch beim Autoverkehr sei er deutlich gesunken. „Es bleibt abzuwarten, inwieweit die weiteren Reduktionen der CO2-Emissionen, vor allem im Verkehrsbereich, zumindest teilweise beibehalten werden können“, so Pinzke. „Die verstärkten Anstrengungen zur Erhöhung des regenerativen Anteils im Bundesstrommix werden vermutlich zu einem höheren Reduktionspfad in den nächsten Jahren beitragen.“

BUND-Geschäftsführer Lucas Schäfer warnt davor, dass die gerade verkündeten höheren Ziele beim Klimaschutz ohne neue Anstrengungen nicht erreicht werden könnten.
BUND-Geschäftsführer Lucas Schäfer warnt davor, dass die gerade verkündeten höheren Ziele beim Klimaschutz ohne neue Anstrengungen nicht erreicht werden könnten. © BUND | BUND

Der Umweltverband BUND sieht die Entwicklung kritisch. So sei der Verbrauch an Diesel und Benzin trotz Pandemie nur um durchschnittlich zehn Prozent zurückgegangen – trotz einer nahezu Verdoppelung der E-Fahrzeuge in der Stadt. „Selbst wenn deren Zahl massiv zunehmen würde, ginge dies nur mit einer ebenso massiven Zunahme des Stromverbrauchs, der in diesem Maße nicht mit einer verstärkten Produktion aus regenerativen Quellen kompensiert werden könnte“, so der BUND.

Klima Hamburg: „Senat muss endlich seinen Bericht und seinen neuen Plan vorlegen“

Es sei daher ein deutlich schnellerer Ausbau des Öffentlichen Nahverkehrs erforderlich, verbunden mit einer Reduzierung des Straßenraums. „Insbesondere beim Straßen- und Flugverkehr muss das Wachstumsdogma beendet werden, ansonsten wird der Senat seine Klimaziele weiterhin krachend verfehlen“, so BUND-Chef Lucas Schäfer.

Auch CDU-Umweltpolitiker Sandro Kappe mahnt: „Wenn Rot-Grün bis 2030 70 Prozent CO2 einsparen will, muss der Pro-Kopf-Verbrauch noch deutlich sinken. Es wird Zeit, dass endlich der Senat den Klimabericht und den angepassten Klimaplan vorlegt, damit wir transparent die Pläne prüfen können.“