Hamburg. Ob Rundflüge mit Touristen, gekrönte Häupter oder Klimaanlagen für Hochhausdächer: Frank Pröber fliegt (fast) alles.

Er fliegt Königinnen und Touristen, eilige Fracht durch die halbe Republik und Klimaanlagen von Hochhausdächern: Frank Pröber ist Hubschrauberpilot und Gründer des Hanseatic Helicopter Service. Im Podcast „Check-in“ berichtet er von seinen spannendsten Erlebnissen und geheimen Traumzielen.

Hamburger Abendblatt: Was verbirgt sich hinter dem Namen Hanseatic Helicopter Service? Was machen Sie alles?

Frank Pröber: Die Hanseatic Helicopter Service GmbH wurde 2004 ursprünglich als kleine Flugschule gegründet. Heute sind wir im gesamten norddeutschen Raum tätig und machen so ziemlich alles, was man mit Hubschrauber machen kann. Wir machen Rundflüge über Hamburg, fliegen Menschen von A nach B. Wir machen Frachtflüge mit eiligen Teilen zum Beispiel für die Autoindustrie. Und wir machen seit Jahren Flüge für Luftbilder, Film, und Fernsehproduktionen – wir sind auch schon fürs Hamburger Abendblatt geflogen.

Wenn ich so was machen will, wie tief muss ich denn dann in die Tasche greifen? Und wo fliegen Sie entlang?

Wir haben also mehrere Rundflüge im Portfolio. Das fängt an bei 169 Euro für einen Sitzplatz bei einem 20-minütigen Rundflug an. Es gibt feste Termine, an denen wir dann diese Rundflüge durchführen, da kann man einfach einen der jeweils vier Plätze buchen. Auf dem Flug kommen wir an allen Sehenswürdigkeiten Hamburgs vorbei: Wir fliegen am Hamburger Flughafen los, dann Richtung Außenalster, Binnenalster, Innenstadtbereich, schwenken dann rüber Richtung Hafen, rüber zur Köhlbrandbrücke, machen dann noch einen kleinen Abstecher Richtung Finkenwerder zum Airbus Gelände und kommen dann am Jenisch-Park vorbei, Landungsbrücken, Elbphilharmonie – die darf nicht fehlen – und dann auf wieder über Alster und Stadtpark zum Flughafen.

Aber man kann sicher auch den ganzen Hubschrauber mieten?

Genau das können Sie natürlich auch, wenn Sie jetzt nicht zu einem unserer Rundflug Termine fliegen möchten, sondern an einen bestimmten Termin. Etwa als Geburtstagsgeschenk oder für einen Heiratsantrag über der Elbphilharmonie.

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Gibt es Ecken in Hamburg, über die Sie besonders gern fliegen?

Also mich fasziniert nach wie vor immer die die Alster. Gerade wenn dann die Sonne scheint, dieses Funkeln im Wasser, wenn die Fontäne natürlich an ist. Das ist so mein Lieblingsblick auf Hamburg. Seit 2000 fliege ich hier über Hamburg. Ich mache die Rundflüge immer noch wahnsinnig gerne, weil Hamburg als Stadt einfach so viel zu bieten hat.

Wollten Sie schon immer Hubschrauber-Pilot werden?

Ja, bei mir war es tatsächlich Kindheitstraum. Meine Mutter erinnert sich, dass ich seit ich sechs bin, immer Hubschrauberpilot werden wollte. Ich habe immer dieses Ziel vor Augen gehabt, habe damals nach der Schule die Ausbildung bei der Bundeswehr angefangen. Aber dann kam nach der Wiedervereinigung die Truppenreduzierung bei der Bundeswehr. Das heißt uns wurden damals die Ausbildungsplätze gestrichen. Ich konnte die Ausbildung nicht zu Ende machen. In den USA habe sie dann beendet und dort auch eine Zeit lang als Pilot gearbeitet.

Was fliegen Sie für Hubschrauber?

Im Augenblick haben wir zwei unterschiedliche Muster. Eine ist die EC 120 B von Airbus und die amerikanische Bell 407. Aktuell sind wir zwei Piloten. Ich vergleiche die beiden Hubschrauber gern mit Autos: Der eine ist ein Mittelklassewagen, der andere ehe eine Limousinen. Den Airbus nehmen wir gern für Frachtflüge, weil der einen sehr großen Kofferraum hat mit einer großen Zuladung. Da passt eine komplette Palette hinein. Für Taxi- und VIP-Flüge nehmen wir eher die Bell 407, weil die so eine Club- Sessel-Atmosphäre hat.

Sie haben kurz erwähnt, dass Sie Autoteile zu einer Fabrik fliegen. Das klingt überraschend.

Bei dem erwähnten Transport für den Autohersteller waren es ganz kleine elektronische Bauteile, die in der Produktion fehlten. Und damit nicht die ganze Fabrik zum Stillstand kommt wurden die schnell eingeflogen. Das war keine wertvolle Fracht, eher ein Pfennig-Artikel, aber wenn die Produktion zum Stillstand kommt, wird das richtig teuer für den Autohersteller.

Was waren die ungewöhnlichsten Dinge, die sie transportiert haben?

Da fällt mir so einiges ein: Wir haben tatsächlich einmal einen Monteur, nach Bamberg zu einer Abfüllanlage von Coca Cola gebracht, weil es da einen Produktions-Stopp gab. Die brauchten dringend ein Ersatzteil und wir haben das Ersatzteil ich glaube, es war eine Dichtung – inklusive Monteur direkt zum Werk hingeflogen.

Wie schnell fliegen Sie und wie weit kommen Sie mit dem Hubschrauber?

Wir fliegen maximal 110 Knoten schnell. Das entspricht etwa 180 bis 200 Stundenkilometer. Vollgetankt schaffen wir etwa eine Entfernung von 540 Kilometern.

Sie blicken auf drei Jahrzehnte als Pilot zurück. Da gibt es doch bestimmt eine Reihe unvergesslicher Erlebnisse…

Oh ja, es gibt ganz viele Einsätze, die ich nie vergessen werde. Zum Beispiel einen Einsatz hier mitten in Hamburg. Wir haben damals am ehemaligen Unilever-Gebäude am Valentinskamp gearbeitet. Oben auf dem Dach standen ganz viele Schalterschränke und Klimaanlagen drauf. Diese ganze Technik auf dem Dach haben wir damals mit dem Hubschrauber entfernt. Und das war natürlich für mich ein Riesenereignis. Mitten im Innenstadtbereich mit dem Hubschrauber auf engstem Raum herum zu hantieren, das ist eine ganz tolle Sache.

Weitere Erlebnisse?

Ich hatte einmal die ganz große Ehre Königin Silvia von Schweden fliegen zu dürfen. Eine ganz nette Frau. Das war ein Flug von Lübeck nach Kiel, weil der Jet, mit dem sie aus Schweden gekommen war, in Kiel nicht landen konnte. Ich habe sie dann von Lübeck nach Kiel zum Golfplatz gebracht. Das war eine Wohltätigkeitsveranstaltung und das Problem war, dass der Veranstalter unbedingt mitfliegen wollte. Das war total beengt. Und er wollte mir dann die ganze Zeit erzählen, wie ich zu fliegen habe. Irgendwann ist mir dann der Kragen geplatzt: Ich bin ihnen dann habe ihn einfach gebeten, auf gut Norddeutsch die Klappe zu halten. Und in dem Augenblick fiel mir natürlich ein: Oh Gott, was hast du getan? Du hast die Königin von Schweden im Hubschrauber sitzen und redest jetzt hier so. Ich habe mich dann so ein bisschen verschämt nach hinten umgedreht, um zu gucken, wie die Reaktion war. Das war eine ganz süße Situation: Sie hat mich nur angeguckt, einmal ganz kurz genickt, freundlich gelächelt und den Daumen nach oben gehoben. Nach der Landung kam dann die Hofdame zu mir und hat mir ein kleines Visitenkarten Etui mit der kleinen schwedischen Krone drauf, als Präsent von der Königin überreicht. Das habe ich heute noch und da achte ich sehr drauf.

Haben Sie einen Lieblingsplatz dort am Flughafen?

Ja, tatsächlich. Also, wir sitzen stehen mit unseren Hubschraubern ja am Geschäftsfliegerzentrum und ich gehe gern nebenan ins Café Himmelsschreiber. Da gibt es eine schöne Aussichtsterrasse. Für Leute, die sich für die Luftfahrt interessieren und beim Kaffeetrinken den startenden und landenden Flugzeugen zuzuschauen wollen ist das optimal. Da ist immer Action.

Haben Sie ein Traumziel oder eine Traumreise?

Also, wenn ich ganz viel Zeit und Geld hätte, würde ich wahnsinnig gerne einmal mit dem Hubschrauber vom Nordkap bis hinunter nach Südafrika fliegen. Das wäre so für mich so ein Abenteuer. Und wenn es dann eine Nummer kleiner sein soll, dann ist es eine Stelle, an der ich gern einmal landen möchte. Ich war heute Morgen war auf Sylt. Wenn man über die nordfriesischen Inseln fliegt, gerade bei Niedrigwasser, die Sonne scheint, das ist spektakulär. Das sieht schöner aus als in der Karibik. Und ich habe mir da so eine kleine Sandbank ausgesucht. Südlich von Sylt entsteht gerade eine neue Insel, die im Augenblick wirklich noch so Sandbank Charakter hat. Da würde ich gerne mal mit einem Picknickkorb hinfliegen, landen, in Ruhe picknicken und danach wieder nach Hause.

Das ist aber wahrscheinlich nicht erlaubt…

Das ist das Problem an der Geschichte.