Hamburg. Auch nach dem Umzug der Gründer bleibt das Brüdigams das, was es von Beginn an war: eine Wohlfühloase mitten in Eimsbüttel.
Das 2011 von Frank Brüdigam und Babara Oechsle in Eimsbüttel eröffnete Brüdigams hat sich im vergangenen Jahrzehnt allmählich zu einer Eimsbütteler Institution entwickelt. Daran hat auch der Umzug der Gründer ins schleswig-holsteinische Kaaks, wo sie das ebenfalls sehr empfehlenswerte Hotel mit Restaurant „Brüdigams Wildwechsel“ betreiben, nichts geändert.
Ihre Nachfolger in Hamburg, Laura Gsellmann und Volker Kuntz, führen das sympathische Lokal mit der unverwechselbar individuellen, angenehm wuseligen Einrichtung im gleichen Stil und mit dem sehr respektablen Preis-Genuss-Verhältnis weiter.
Restaurant Hamburg: Brüdigams bietet Wohlfühlküche
Auf der Website kommuniziert wird „Gehobene Bistroküche“, ich würde es eher als sinnensatte, gemütliche Wohlfühlküche charakterisieren – frisch gekochte, beherzt abgeschmeckte, durchaus aufwendige Kompositionen mit eher ländlich-sittlichen als Nouvelle-Cuisine-mäßigen Portionsgrößen. Bei unserem Besuch erfreute uns als üppige Vorspeise ein herausragendes, animierendes Tatar vom Färöer-Lachs mit Blumenkohl im Couscousstyle, Kokos-Espuma und einem winzigen Hauch Passionsfrucht (15,50 Euro).
- Das Waldhaus Reinbek – Wildes am Sachsenwald
- „Heimat“ – eine (badische) Entdeckung in der HafenCity
- Osteria Liguria – ein italienisches Traditionslokal
Großartig war auch das Wiener Backfleisch vom zart-nussigen geschmorten Kalbstafelspitz mit Kartoffel-Feldsalat und suchtgefährdender hausgemachter Remoulade (15,50 Euro). Ebenfalls unter „Vorspeisen“ rangierte eine umfängliche, gut bereitete, hocharomatische Provenzalische Fischsuppe mit reichlich Seafood-Einlage, Röstbrot, Parmesan und Rouille (15,50 Euro). Generell gilt: Wenn man bei normalem Appetit ist, bilden hier zwei dieser Vorspeisen bereits ein gar trefflich Abendmahl. Während meine Angetraute genauso verfuhr, versuchte ich mich noch an einem der Hauptgerichte.
Ein sehr erfreulicher Abend – mit nur einer einzigen kleinen Schwäche
Das Ragout vom Hirsch aus der Nordheide mit Kartoffel-Kürbisgratin und Preiselbeerschmand (27,50 Euro) überzeugte durch seine sehr aromatische Sauce, dafür zahlten die Hirschstücke ein wenig den Preis, denn sie waren schon ziemlich durchgeschmort. Das war aber auch die einzige kleine Schwäche an einem ansonsten sehr erfreulichen Abend – denn auch Klassiker wie das opulente Wiener Schnitzel mit Kartoffel-Gurkensalat und Preiselbeeren (26,50 Euro) kommen hier in verlässlicher Güte auf den Tisch.
Sehr verlockend klingen auch die Desserts wie Schokoladenmalheur mit Mangokompott und Joghurteis oder Zwetschgenstrudel mit weißer Schokolade und Himbeersorbet (je 11,50 Euro), ob der sonstigen Portionen sind wir nicht bis in diese Sphären vorgedrungen.
Restaurant Hamburg: Das Brüdigams bleibt, was es von Beginn an war
Die Weinauswahl ist nicht groß, aber anständig zusammengestellt und ortsüblich kalkuliert. Unter den offenen Gewächsen sind der rheinhessische Sauvignon blanc, der burgenländische Rotwein von Hannes Haiden und der solide Rioja Crianza empfehlenswert (0,15 je 6, Flasche je 28,50 Euro), bei den Flaschenweinen freut es mich, dass einer meiner Lieblingsweine, der Grüne Veltliner Urkristall von Leo Maurer, die Karte ziert (38 Euro).
Bei den Roten bietet der Geheimtipp „Legende“ von Trimontium, einer der besten roten Tropfen Bulgariens, einen vorzüglichen Gegenwert fürs Geld (40 Euro). Und da der Service überaus freundlich und aufmerksam agiert, bleibt das Brüdigams das, was es von Beginn an war: eine verlässliche Wohlfühloase im Herzen Eimsbüttels.