Hamburg. Am Sonntag empfängt der HSV den 1. FC Magdeburg. Die Hamburger Polizei erwartet gewaltbereite Fans – und einen Großeinsatz.
Nur gut eine Woche nach dem Fußball-Derby zwischen dem HSV und dem FC St. Pauli, bei dem die Polizei eine Konfrontation zwischen Hooligans verhindern musste und es massive Kritik am teilweise harten Vorgehen einzelner Beamter gab, steht das nächste Risikospiel vor der Tür.
Am Sonntag empfängt der HSV die Mannschaft aus Magdeburg. Mit ihr werden rund 7000 Anhänger aus Sachsen-Anhalt erwartet. Darunter sollen auch zahlreiche Fans der „Kategorie C“ sein, die also als gewaltbereit gelten. Die Polizei wird erneut im Großeinsatz sein.
Mit dem Zug wollen die Fans des 1. FC Magdeburg bereits am Sonntagmorgen in Hamburg anreisen. Damit dürften sie um kurz nach 9 Uhr am Hauptbahnhof eintreffen.
HSV-Spiel: Metronom appelliert an Magdeburger
Allein mit dem Metronom werden voraussichtlich bis zu 800 Magdeburger Anhänger aus Richtung Uelzen anreisen, weshalb die Eisenbahngesellschaft bereits einen Appell an die Fußballreisenden veröffentlicht hat.
„Wie immer gilt: Wer friedlich bleibt, ist bei uns jederzeit herzlich willkommen“, sagt Metronom-Sprecherin Miriam Fehsenfeld. Wer sich allerdings nicht an das Alkoholverbot halte oder anderweitig auffalle, riskiere ein generelles Ausbremsen des Zuges.
Laut Fehsenfeld gibt es klare Regeln für die Fahrt: „Keine Gewalt gegen unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter oder andere Fahrgäste und keine mutwilligen Beschädigungen an den Fahrzeugen. Außerdem ist das Tragen eines medizinischen Mund-Nasen-Schutzes in unseren Zügen nach wie vor Pflicht.“
Sollte es beim Einstieg oder während der Fahrt zu Ausschreitungen kommen, fahren die Züge des Metronom gar nicht erst los oder halten sofort an. Fehsenfeld: „Wir appellieren an die Fans, sich an die Regeln zu halten! Damit zeigen sie Respekt, Größe und sorgen dafür, dass hoffentlich alle pünktlich ankommen und das Spiel in Hamburg sehen können.“
Polizei Hamburg: Kooperationsgespräche laufen noch
Nach der Ankunft in Hamburg ist von den Magdeburgern unter anderem ein Fanmarsch angekündigt, in dessen Rahmen man ab 11 Uhr „lautstark zum Gästeblock im Volksparkstadion marschieren“ will.
Treffpunkt soll der Parkplatz an der Trabrennbahn in Bahrenfeld sein, um sich dort auch mit anderen Fans des Magdeburger Fußballclubs zu vereinen, die mit dem eigenen Wagen oder Bussen anreisen.
Allerdings sind die Kooperationsgespräche zwischen Fanvertretern und der Polizei noch nicht abgeschlossen. Zudem werden, wie bereits beim Spiel gegen gegen den 1. FC Kaiserslautern vor zwei Wochen, keine S-Bahnen zwischen Altona und Eidelstedt fahren. Stattdessen gibt es einen Ersatzverkehr mit Bussen. Vor zwei Wochen gab es deshalb ein Verkehrschaos. Sollte es wieder so kommen, könnte sich das auf den Fanmarsch auswirken.
Polizei Hamburg will mit Großaufgebot bereit stehen
Die Polizei wird am Sonntag, wie schon am vergangenen Derby-Wochenende, mit einem Großaufgebot bereit stehen. Man wolle ein „bewährtes Sicherheitskonzept“ fahren und die „strikte Trennung“ von Fans des HSV und des 1. FC Magdeburg durchsetzen. Dafür werde man gut aufgestellt sein, heißt es. Der Einsatz wird wieder aus dem Führungsstab der Polizei im Polizeipräsidium in Winterhude geleitet. Von dort werden die zahlreichen Einsatzkräfte, weit über 1000, koordiniert.
Von der Hamburger Landespolizei sind beide Abteilungen der Bereitschaftspolizei und damit neben den Einsatzhundertschaften auch die Reiterstaffel sowie die schwere Technik wie die Wasserwerfer im Einsatz. Zusätzlich werden die Alarmhundertschaften aufgerufen, die sich aus Polizisten der Hamburger Polizeiwachen zusammensetzen. Um das dort fehlende Personal zu kompensieren, werden die Schichten an den Wachen am Wochenende zwölf statt acht Stunden am Stück arbeiten müssen.
Auch Bundespolizisten werden am Sonntag im Einsatz sein
Verstärkt wird die Hamburger Polizei durch auswärtige Hundertschaften, die aus Bremen, Niedersachsen, Schleswig-Holstein und Berlin kommen sollen. Sie werden, wie beim Derby Bereitschaftspolizisten aus Brandenburg, voll in den Großeinsatz integriert.
Die Bundespolizei wird ebenfalls im Einsatz sein und die Magdeburger Fans, die mit dem Zug anreisen, bereits im Hauptbahnhof in Empfang nehmen und begleiten. Nicht dabei sein wird die Beweissicherung- und Festnahmeeinheit der Bundespolizei, die beim Derby vor einer Woche Hooligans stoppte, die über das Heiligengeistfeld in Richtung des Fanmarsches des HSV liefen, offensichtlich um sich eine Schlägerei zu liefern.
Bundespolizisten schlug auf St.-Pauli-Fan ein
Videoaufnahmen hatten gezeigt, wie Bundespolizisten bei einer der rund 40 Ingewahrsamnahmen auf einen am Boden liegenden Mann einschlugen. Jetzt wird im Rahmen rechtlicher Verfahren geprüft, ob dieser Einsatz erforderlicher „unmittelbarer Zwang“ war oder ob unverhältnismäßige Gewalt gegen den 37-Jährigen ausgeübt wurde, bei dem es sich um einen aus Italien stammenden Mann handelt, der offenbar seit Jahren gezielt zu potenziellen Krawallen reist, um aktiv dabei zu sein.
Das die Beweissicherungs- und Festnahmehundertschaft nicht wieder am kommenden Sonntag eingesetzt werde, habe nichts mit dem Fall zu tun, hieß es aus der Bundespolizei. Sie sei nur selten in Norddeutschland im Einsatz und an diesem Wochenende für andere Aufgaben vorgesehen.
Hamburger Senat soll „dem Bremer Beispiel“ folgen
Die Deutsche Polizeigewerkschaft (DPolG) fordert angesichts der Großeinsätze im Zusammenhang mit den beiden Hamburger Fußballclubs HSV und St. Pauli, dass die Vereine an den Einsatzkosten beteiligt werden. Der DPolG-Landesvorsitzender Thomas Jungfer nimmt dabei Bremen zum Vorbild.
Dort hat die Stadt in der Vergangenheit im Zusammenhang mit Polizeieinsätzen bei Spielen von Werder Bremen Kostenbescheide an die Deutsche Fußballliga verschickt, die ihrerseits die Rechnungen an den Verein weiterleitete. Bezahlt wurde bislang nicht. Der Verein legte Verfassungsbeschwerde ein. Jungfer glaubt nicht an den Erfolg der Beschwerde und fordert den Hamburger Senat auf, „dem Bremer Beispiel“ zu folgen.
Polizei Hamburg: „Die Rivalität gehört auf den Rasen"
Solche Überlegungen spielen für die Polizei am Wochenende keine Rolle. Aus dem Präsidium kam der Appell, friedlich zu bleiben. „Die Rivalität gehört auf den Rasen und nicht auf die Ränge oder ins Umfeld des Stadions“, so ein Beamter.
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Hoffnung, dass es so kommen könnte, nährt eine Erfahrung aus dem Sommer: Mitte August waren rund 2600 Fans aus Magdeburg zum Spiel gegen den FC St. Pauli nach Hamburg angereist. Damals blieb es trotz der wie auch gegen den HSV bestehenden „Fan-Feindschaft“ weitgehend friedlich.