Hamburg. In der jüngsten Ausgabe des Weinpodcasts „Vier Flaschen“ ist Winzerin Dorothee Zilliken zu Gast. Welche Weine sie empfiehlt.
Weinkenner Michael Kutej, Rieslingliebhaber Lars Haider und Apfelsaftschorlentrinker Axel Leonhard bewerten in unserer Reihe „Vier Flaschen“ auch regelmäßig Weine. Maximal 30 Punkte sind dabei zu vergeben, ein Wert, den seit Beginn der „Vier Flaschen“ noch kein Wein erreicht hat.
Bis jetzt: Der Zilliken Butterfly Riesling aus dem Jahr 2021 bekam als Erster die Bestnote, und das, obwohl die Flasche nur rund zwölf Euro kostet. „Das ist gerade für diese Preisklasse ein perfekter Wein“, sagt Michael Kutej. Ein Urteil, das die Winzerin, die dahintersteckt, natürlich sehr freut: Dorothee Zilliken, Chefin des Weinguts Forstmeister Geltz Zilliken aus Saarburg, ist diesmal bei den „Vier Flaschen“ zu Gast.
Zilliken baut auf ihrem Weingut nur Riesling an
Sie führt das Weingut, das ausschließlich Riesling in Top-Lagen anbaut, in elfter Generation. Das Credo der Winzerfamilie, aus der sie stammt, hat sich in all dieser Zeit nicht geändert: „Wir machen nicht Weine, die gerade modern sind, wir ernten das, was uns die Natur zur Verfügung stellt.“
Und wenn diese Ernte, wie im Jahr 2020, nicht gut genug ist, dann werden Weine eben nicht in der höchsten Qualitätsstufe, den Großen Gewächsen, verkauft, sondern nur als Ortsweine – auch wenn das bedeutet, das man für eine Flasche statt 40 nur etwa 20 Euro nehmen kann. „Ich könnte keine Nacht gut schlafen, wenn ich das anders machen würde“, sagt Dorothee Zilliken, die insgesamt 13,6 Hektar Anbauflächen bewirtschaftet, wovon elf Hektar als sogenannte große Lagen gelten.
Flasche Nummer eins ist wie ein Schmetterling,
Die bekannteste Lage ist der Saarburg Rausch, aus der die „Vier Flaschen“ drei unterschiedliche Qualitätsstufen aus zwei Jahren testen. Los geht es mit dem Riesling Kabinett 2021, der, wie die anderen beiden Weine, sehr wenig Alkohol enthält, nämlich nur acht Prozent. Viel weniger dürfte er auch gar nicht haben: „Wein darf man nur Wein nennen, wenn er mindestens einen Alkoholgehalt von 5,5 Prozent hat“, sagt die Winzerin.
Auf den kommt es Axel Leonhard bekanntermaßen überhaupt nicht an, er ist als passionierter Apfelsaftschorlentrinker inzwischen ein großer Fan eher süßer Weine geworden und kommt deshalb beim Saarburg Rausch auf seine Kosten: „Ich finde diesen Wein großartig, das ist ein Potpourri aus Köstlichkeiten“, sagt er, und dass man keinen besonderen Bestandteil herausschmecke. Zilliken erinnert der Wein noch am ehesten an einen Obstsalat mit Melonenstücken. „Auf jeden Fall ist dieser Saarburger Rausch ein Wein, ähnlich wie der Butterfly, den man so trinken kann, dazu braucht man kein Essen“, sagt Michael Kutej.
"Der Riesling ist sehr anpassungsfähig"
Flasche Nummer zwei kommt wie gesagt vom selben Berg, ist aber qualitativ noch eine Stufe weiter. Die Riesling Spätlese stammt aus 2020, einem Jahr, so Zilliken, in dem der Sommer gut, aber „nicht so bullenheiß“ wie 2018 war, und in dem man ausnahmsweise wieder einmal im Oktober ernten konnte. Normalerweise geht das spätestens seit 2018 nicht mehr, die Winzerin spürt die Folgen des Klimawandels wie die meisten ihrer Kollegen massiv: „Wir machen uns natürlich Gedanken, wie wir damit umgehen sollen. Der Riesling ist sehr anpassungsfähig, aber auch das nur bis zu einem bestimmten Punkt“, sagt Zilliken.
Und: „Es ist wie bei uns Menschen: Ein bisschen Stress und Druck tut der Rebe ganz gut, wenn es zu viel wird, wird es gefährlich.“ Die Spätlese sei ähnlich ausgewogen wie der Kabinett, aber „nicht so wild“, findet Kutej. Leonhard schmeckt Zitrone, Zilliken hat auch tropische Anklänge wie Ananas und Mango, und Haider will nicht nur grünen Apfel, „sondern auch etwas Rauchiges“ erkannt haben. Was, so die Winzerin, für ihre Weine gar nichts Ungewöhnliches sei.
Flasche Nummer drei schlägt die Konkurrenz um Längen
Zu Flasche Nummer drei, wieder Saarburg Rausch, wie der erste Wein aus dem Jahr 2021, aber eine Auslese, die nur noch auf einen Alkoholgehalt von 7,5 Prozent kommt – und die, obwohl Alkohol bekanntlich ja ein entscheidender Geschmacksträger ist, die anderen Weine um Längen schlägt. Dafür kostet die Flasche auch 60 Euro, etwa dreimal so viel wie die ersten beiden, „aber für diese Qualität finde ich das wirklich nicht zu viel“, sagt Kutej. Zumal es von der Auslese insgesamt nur 1300 Flaschen gibt.
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Bleibt Flasche Nummer vier, wenn man so will, das Kontrastprogramm zu den feinherben Rieslingen: Domaine des Bosquets Gigondas Réserve aus dem Jahr 2020, ein Rotwein, hat einen fast doppelt so hohen Alkoholgehalt wie die Auslese, und schmeckt nach dunkler Kirsche und Pflaume. „Das ist ein schöner, sehr ausbalancierter Rotwein für den Herbst und für mich ein guter Start in den Feierabend“, sagt Dorothee Zilliken.
Die „Vier Flaschen“ können Sie sich auch unter www.abendblatt.de/podcast anhören oder auf dem YouTube-Kanal des Hamburger Abendblatts ansehen. Im Wechsel mit der bekannten, etwa 90 Minuten langen Folge gibt es alle zwei Wochen eine schnelle Variante: In maximal 9:59 Minuten testen Kutej, Haider und Leonhard eine Flasche Wein, die unter zehn Euro kosten muss.