Hamburg. In der jüngsten Ausgabe des Weinpodcasts „Vier Flaschen“ ist Winzerin, Podcasterin und VDP-Geschäftsführerin Theresa Olkus zu Gast.

Wenn man sich gar nicht mit Weinen auskennt, gibt es ein paar Möglichkeiten, gute von nicht so guten Flaschen zu unterscheiden: Man kann sich im Fachhandel beraten lassen, man kann nach den Etiketten einkaufen – oder man guckt, ob die Flasche oben an der sogenannten Kapsel einen Adler hat. Der ist das Erkennungszeichen des VDP, eines Vereins, den es seit 1910 gibt und in dem inzwischen 202 Winzerinnen und Winzer Mitglied sind, die mit ihrem Markenzeichen „Spitzenqualitäten signalisieren“ wollen. Chefin des VDP ist eine ehemalige Weinkönigin, die 29 Jahre alte Theresa Olkus, diesmal Gast in unserer Reihe „Vier Flaschen“. Die Branche werde langsam etwas weiblicher, von den 202 Winzern sind 40 Frauen, „grundsätzlich ist Wein aber nach wie vor ein Männerthema“, sagt Olkus.

Warum 2021 ein so gutes Weinjahr war

Das zeigt sich gleich an der ersten Flasche, die Weinkenner Michael Kutej für die Probe mit der VDP-Chefin und der „Vier Flaschen“-Stammbesetzung, also Rieslingliebhaber Lars Haider und Apfelsaftschorlentrinker Axel Leonhard, ausgesucht hat. Der Schiefer Riesling aus dem Jahr 2021 stammt von Nik Weis, „und man schmeckt sofort, dass das ein Wein ist, der von der Mosel kommt“, so Olkus , er sei „extrem schiefrig“, auch Kutej meint, vor allem die Herkunft und den Boden herausschmecken zu können. Das sehen Leonhard und Haider anders, für Letzteren ist der Riesling „eine flüssige Form von gebackenen Bananen in Honig, wie ich sie als Kind immer sehr gern in chinesischen Restaurants gegessen habe“.

Drei Rieslinge und ein Rotwein gehören dieses Mal zum Weinpaket.
Drei Rieslinge und ein Rotwein gehören dieses Mal zum Weinpaket. © Silkes Weinkeller | Silkes Weinkeller

Einig ist sich die Runde, dass der Wein extrem frisch und es eigentlich zu früh ist, ihn zu trinken: „Solche Rieslinge sollte man erst in ein paar Jahren aufmachen, dann zeigen sie, was sie wirklich können“, sagt Kutej. Um zu verhindern, dass Weine schon kurz nach der Abfüllung getrunken werden, würden einige Anbaugebiete dazu übergehen, sie mit Verzögerung in den Verkauf zu geben, so Olkus: „Einige Winzer im Rheingau bringen ihre Spitzenweine, die Großen Gewächse, erst nach vier Jahren auf den Markt.“

Das würde auch dem Gunderloch Riesling vom Berg guttun, einem ebenfalls trockenen Riesling aus 2021, der „vielschichtiger und ernstzunehmender“ sei als der Wein in Flasche eins, Kutej schmeckt Karamell und Kräuter da raus, und ein wenig Pfirsich. Wobei: „Grundsätzlich sind die Weine aus dem vergangenen Jahr weniger fruchtbetont, was daran liegt, dass es 2021 ziemlich kühl war“, sagt Olkus. Die mag es übrigens gar nicht, was für die Geschäftsführerin einer Interessengemeinschaft für Weine wenig verwunderlich ist, wenn von schlechten oder guten Jahrgängen gesprochen wird: „Aus meiner Sicht gibt nur Jahre, die es den Winzern leichter machen und andere, die herausfordernd sind.“ Sie persönlich sei ein Fan der Weine aus 2021, „die kühleren Jahrgänge gefallen mir besser, ich mag dieses Säurebetonte“.

Zu Flasche Nummer drei, die von einem der bekanntesten deutschen Winzer stammt. Der Rheingau Riesling Kabinett von Robert Weil, ebenfalls aus 2021, ist der ideale Wein für Leute, die normalerweise nicht so viel mit Weinen zu tun haben. „Der ist wie eine Limo“, sagt Kutej, und meint das nicht abwertend, im Gegenteil: „Da passiert richtig was im Mund, das ist genial.“ Überhaupt sei 2021 ein leichter (um nicht doch großartiger sagen zu müssen) Jahrgang für Kabinett-Weine gewesen, so Olkus: „Ich kann nur jedem raten, sich davon ein paar Flaschen zu kaufen, vor allem, weil es gar nicht so viele gibt.“

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Bleibt Flasche Nummer vier – und ein Wein, der sich gleich dreifach von seinen Vorgängern unterscheidet. Er ist weder ein VDP- noch ein Weißwein, und er kommt auch nicht aus 2021. Der Venus La Universal Dido, Jahrgang 2020, ist ein spanischer Rotwein, eine Mischung verschiedener Rebsorten, unter anderen sind Grenache und Merlot dabei. Olkus schmeckt Brombeere und Kirsche und berichtet noch schnell, dass alle VDP-Winzer sich vorgenommen haben, bis zum Jahr 2025 komplett nachhaltig produzieren und zum Beispiel massiv Verpackungsmaterial einsparen zu wollen. Haider findet, der Spanier sei ein „guter Übergangswein vom Spätsommer in den Herbst“, Kutej mag „die Stoffigkeit“. „Was meinst du damit?“, will Leonhard wissen. Antwort: „Es ist ein Wein, den man eher kaut als trinkt.“