Das Kunstspiel zum Mitmachen – jeden Montag im Abendblatt. Heute: „Zwei badende Mädchen“ von Otto Müller.

Ja, wo baden sie denn?, fragt Chefredakteur Lars Haider im Podcast zu diesem Bild. Die Figuren in „Zwei badende Mädchen“ von Otto Mueller sind eher Frauen, und statt zu schwimmen, stehen sie selbstvergessen nur am Rande eines Gewässers. Sie scheinen in sich zu ruhen und wirken verträumt. Das Bild hat wenig mit Sexualität zu tun, mehr mit Natürlichkeit in einer schönen Landschaft. Die Gesichter zeigt der Künstler im verlorenen Profil. Ein Baum mit Astgabel teilt das Bild in zwei Teile. Blaue, grüne und hautfarbene Töne dominieren.

Otto Mueller (1874–1930) hat gern schlanke, badende Frauen gemalt, ohne sie dabei auszustellen. Die Kunsthalle ist auch im Besitz des Mueller-Bildes „Akte in den Dünen“, das ein ähnliches Motiv darstellt und fast zur selben Zeit entstanden ist. Auf diesem Bild betont er allerdings die Konturen der Frauen, indem er sie mit einer dunklen Linie umrandet.

Kunst Hamburg: Mueller leidete an schwerer Lungenentzündung

Mueller war ein Expressionist, der sich von 1910 bis 1913 seinen Kollegen von der Künstlergemeinschaft „Brücke“ anschloss, zu der außerdem Ernst Ludwig Kirchner, Ernst Heckel, Karl Schmidt-Rottluff und vorübergehend auch Emil Nolde gehörten. Im Ersten Weltkrieg wurde er zum Landsturm eingezogen und schrieb an seine Frau: „Liebe Maschka, ich halte das nicht mehr aus – mein Leben ist zu fürchterlich. Mich ekelt hier alles an, die Menschen, das Essen – und den ganzen Tag mit der Flinte herumzulaufen.“ Er zog sich eine schwere Lungenentzündung zu und kam ins Lazarett.

Mueller ist heute als Künstler anerkannter als zu Lebzeiten. 1920, im Entstehungsjahr von „Zwei badende Mädchen“, wurde er als Professor an die Kunstakademie in Breslau berufen, was ihm immerhin die berufliche Existenz auch finanziell absicherte. Später zog er wieder nach Berlin.

Während viele „Brücke“-Maler den Glanz von Ölfarbe durch eine starke Temperaverdünnung zu reduzieren versuchten, malte Mueller mit einer stumpfen Leimfarbe auf groben Rupfen (grobes Jutegewebe in Leinwandbindung). Die Anregung dafür fand er in der Malerei der alten Ägypter. Die Farben werden durch diese Maltechnik zwar dunkler, leuchten aber im fertigen Zustand intensiver als Ölfarben, was beim Flimmern über dem Wasser sichtbar wird. Der Kunsthistoriker Michael Schwarz sagte dazu: „Wie kaum ein anderer ,Brücke‘ -Künstler beherrschte er die ausgeprägte Farbgebundenheit seiner Kompositionen.“