Hamburg. Das feministische Theaterkollektiv aus Berlin zaubert am Sonnabend und Sonntag in Hamburg einen magischen Abend auf Kampnagel.

Performance-Kunst ist ein flüchtiges Element. Tanz sowieso. Den Versuch, einige unvergessliche Momente zu erinnern, wieder hervorzuholen und mit „armen“ Mitteln noch einmal auf die Bühne zu bringen, unternimmt jetzt das legendäre deutschsprachige Theaterkollektiv She She Pop.

In „Kanon“ zelebrieren Berit Stumpf, Ilia Papatheodorou und Lisa Lucassen, verstärkt um einige weitere Performerinnen und Performer wie Gob Squads Sean Patten, auf Kampnagel die großen Augenblicke der jüngeren, von Postdramatik geprägten, Theatergeschichte. Radikal subjektiv und höchst individuell natürlich.

Theater Hamburg: Besondere Perfomance mit Tanzeinheiten

Einzeln treten sie ans Mikrofon, während sich die übrigen sogleich daran machen, das Erzählte mit einer Leiter, einer Windmaschine, einem Eimer, verschiedenen Tüchern, Teppichen und Bärten eins zu eins umzusetzen. Details werden nachgefragt. „Was fehlt noch?“, „Warum war das ein besonderer Moment?“ und am Ende natürlich die spannende Auflösung: „Wo sind wir?“ Bei Jérôme Bels „The Show Must Go On“ etwa. Oder bei der Wooster Group im Frankfurter Theater am Turm 1992.

Dann auch wieder im Tanz. Dazu reihen sich die Performerinnen und Performer auf und tanzen, erinnert beziehungsweise „neu interpretiert“ von der Berliner Choreografin Constanza Macras. Auch das Publikum bekommt eine Kurzeinführung in Armgesten, die an Pina Bauschs „Kontakthof“ erinnern.

Theater Hamburg: Beste Unterhaltung auf Kampnagel

Dann wieder gruppiert sich das Ensemble zu einem William-Forsythe-Moment. Das Blättern in der Performance-Geschichte entwickelt sich zu einem heiteren Rollen-Spiel. Auch extremere Momente etwa in Verbeugung vor der amerikanischen Extrem-Performerin Ann Liv Young und ihrem Werk „Cinderella“ von 2011 sind dabei.

Das Ensemble legt sich dabei wirklich ins Zeug. Und versteht, mit „Kanon“ ein paar Längen zum Trotz sein Publikum bestens zu unterhalten. Natürlich gibt es stärkere Momente und einige, die in der Erinnerung doch etwas verblasst wirken. Um den Abend zu genießen, muss man die erwähnten Werke keineswegs kennen.

Theater Hamburg: She She Pop bereitet magischen Abend

Die Magie dieses Abends besteht vor allem darin, dass man sich selbst seines eigenen „Kanons“ der unvergesslichen Theatermomente erinnert. Das ist zwar ein wenig nostalgisch, aber doch auch sehr schön.

She She Pop: „Kanon“ bis So 9.10., jew. 20 Uhr, Kampnagel, Jarrestraße 20-24; www.kampnagel.de