Hamburg. Die Chemie zwischen Udo Lindenberg und dem neuen Chef stimmt schon mal. Vedovelli hat Ambitioniertes mit dem Hotel vor.

Das Atlantic und das Grand Elysée haben zwei Gemeinsamkeiten. An beiden Häusern in Hamburg prangt am Eingang die begehrte goldene Plakette mit den Fünf-Sternen und dem Zusatz Superior, die der Dehoga (Deutscher Hotel- und Gaststättenverband) vergibt. Mehr geht nicht. Und die Nobelherbergen befinden sich im Privatbesitz. Der Eigentümer vom Grand Elysée ist Steak-House-König Eugen Block, und das Atlantic nennt Bernard große Broermann sein Eigen. Der Unternehmer ist Gründer der Asklepios Kliniken.

Und doch sind diese Luxushotels nicht zu vergleichen. Das 1985 eröffnete Grand Elysée ist modern eingerichtet und das größte Tagungshotel der Stadt. Das Atlantic ist ein klassisches Grandhotel, das auf eine mehr als 110-jährige Tradition zurückblickt.

Hotel Atlantic in Hamburg: Vedovelli war zuvor Chef vom Grand Elysée

André Vedovelli sitzt in einem mit blauen Samt bezogenen Sessel auf der Empore in der eleganten Atlantic Bar. Im Innenhof sprudelt der Brunnen. Der Kellner serviert Café Crème mit einem Schuss kalter Milch. Der 42-Jährige hat am 22. August die Nachfolge von Franco Esposito, der jetzt als Geschäftsführer bei der Sicon Hospitality GmbH einsteigt, als geschäftsführender Direktor angetreten.

Und jetzt wird es spannend. Denn Vedovelli war zuvor mehr als sechs Jahre der Chef vom Grand Elysée und wechselte jetzt von der Moorweide an die Außenalster. „Ich bin schon im vergangenen Jahr von einem Headhunter angesprochen worden. Als dann klar wurde, es geht um das Atlantic, hatte ich natürlich Interesse. Dieses Grandhotel genießt ein ausgezeichnetes weltweites Renommee“, sagt Vedovelli beim exklusiven Gespräch mit dem Abendblatt. Er freue sich wahnsinnig über diese neuen Aufgabe.

Ziel: Atlantic soll gesellschaftlicher Mittelpunkt der Stadt werden

An seiner Seite steht zudem mit Thomas Eckjans ein neuer Vize-Direktor. Der 41-Jährige hatte zuletzt im Althoff Seehotel Überfahrt am Tegernsee in leitender Funktion gearbeitet. Der Münsteraner erzählt eine Anekdote, die fast zwanzig Jahre lang zurückliegt. „Ich habe damals meine Ausbildung zum Hotelfachmann im Grand Elysée gemacht, und wir hatten mit anderen jungen Leuten aus Hamburger Luxushotels eine Azubiconnection ins Leben gerufen. Schließlich haben wir im Großen Festsaal im Atlantic einen Ball veranstaltet, und ich habe auf der Bühne gestanden und moderiert.“ Jetzt ist Vedovelli zurück und verantwortlich für rund 180 Mitarbeiter, 221 Zimmer und Suiten sowie 13 Veranstaltungsräume. Dazu kommt die Gastronomie.

Sein Ziel sei es, das Atlantic wieder zu dem gesellschaftlichen Mittelpunkt der Stadt zu machen. Zuletzt hatte das Grandhotel gleich mehrere hochkarätige Veranstaltungen verloren. Der Presseball wechselte ins Grand Elysée, ebenso der Blaue Ball. Auch der Neujahrsempfang vom Hamburger Abendblatt wird im Januar 2023 nicht im Großen Festsaal veranstaltet, sondern im Vier Jahreszeiten am Neuen Jungfernstieg.

Atlantic verlor mehrere hochkarätige Veranstaltungen

Wie das Abendblatt exklusiv erfuhr, wird zudem der Ball über den Wolken im kommenden Jahr wegen der wirtschaftlich angespannten Lage im Flugverkehr noch einmal aussetzen. Zuletzt wurde der traditionsreiche Ball der Luftfahrtindustrie 2020 im Atlantic – das Hotel ist Mitveranstalter – gefeiert. „Wir haben so jetzt freie Termine für andere Veranstaltungsformate. Aber natürlich ist es unser Anliegen, dass im Atlantic die glamourösen Bälle und Empfänge stattfinden. Denn schließlich haben wir den schönsten Festsaal in dieser Stadt.“

André Vedovelli ist verantwortlich für rund 180 Mitarbeiter, 221 Zimmer und Suiten sowie 13 Veranstaltungsräume.
André Vedovelli ist verantwortlich für rund 180 Mitarbeiter, 221 Zimmer und Suiten sowie 13 Veranstaltungsräume. © Marcelo Hernandez

André Vedovelli ist ein angenehmer Gesprächspartner. Der Hotelfachmann weicht keiner Frage aus, lächelt viel und strahlt eine gewisse Ruhe aus. Das ist eine gute Voraussetzung. Denn er steht vor großen Herausforderungen. Fangen wir mit dem noblen Atlantic Restaurant an, dessen Hummersuppe nicht nur Rock-Altmeister Rod Stewart verzückt hat.

Personal für das Atlantic Restaurant gesucht

Im Januar 2020 wurden die aufwendig neu gestalteten Räume präsentiert. Nach zwei Monaten musste das Feinschmeckerlokal wegen des Corona-Lockdowns schließen. Bis heute hat das Atlantic Restaurant nicht wieder geöffnet. Der Branche fehlt das Personal und das ist auch in einem Luxushotel nicht anders. „Wir wollen das Atlantic Restaurant so bald wie möglich wieder öffnen. Aber damit wir unseren Gästen eine erstklassige Qualität bieten können, sind wir dabei, ein leistungsfähiges Team aufzustellen“, sagt Vedovelli.

Zehn bis 15 Mitarbeiter sucht das Atlantic, und vor allem qualifizierte Köche sind gefragt. „Aber im Service nehmen wir auch gerne Quereinsteiger. Hier geht es darum, dass man Gastgeber mit Leidenschaft ist.“

Hotel Atlantic: Chef Vedovelli hat viel von der Welt gesehen

Es gibt noch das Grill & Health Restaurant, das im April 2019 eröffnet hatte. Das hatte zuletzt nur drei Tage in der Woche geöffnet, ab dem 1. November werden die Öffnungszeiten wieder auf fünf Tage von 17.30 bis 23 Uhr ausgeweitet. „Wir sind dabei die Konzepte beider Restaurants zu überarbeiten. Beide müssen ein Alleinstellungsmerkmal haben und auch ein Place to be für die Hamburger sein.“

In seinem Beruf hat Vedovelli viel von der Welt gesehen. Zehn Jahre lang arbeitete er für die Kempinski-Gruppe in der internationalen Hotellerie. Seine Stationen waren unter anderen Abu Dhabi, Peking und Moskau. Zuletzt war der zweifache Familienvater am Toten Meer in Jordanien tätig. Das Atlantic wurde übrigens bis Januar 2021 von Kempinski gemanagt. Dann endete nach 63 Jahren diese Partnerschaft und das Haus hat sich der Autograph Collection angeschlossen, die zum amerikanischen Hotelkonzern Marriott gehört.

Durchschnittsrate im Atlantic liegt bei mehr als 300 Euro pro Zimmer und Nacht

Wenn man dem neuen Chef glauben schenken darf, läuft es im Atlantic. Die Durchschnittsrate liegt bei mehr als 300 Euro pro Zimmer und Nacht. „Wir freuen uns darüber, dass wir diese Preise erzielen können. Dafür erwarten unsere Kunden aber auch einen Spitzenservice. Für mein Team und mich ist die individuelle und persönliche Betreuung von jedem Gast das höchste Gut.“

Die Auslastung lag im September bei rund 80 Prozent. Nach wie vor an Bord ist Panikrocker Udo Lindenberg. Vedovelli hat seinen Dauergast natürlich bereits kennengelernt. Wie man hört, stimmt die Chemie zwischen den beiden.

Hotel Atlantic in Hamburg: "Würdiger" Wellness-Bereich geplant

Eigentümer große Broermann hatte das Atlantic Ende 2014 von der Octavian Hotel Holding erworben und nach Abendblatt-Informationen seitdem einen ansehnlichen zweistelligen Millionenbetrag in das „weiße Schloss an der Alster“ investiert.

Die Veranstaltungsräume, der Alstersalon, die Restaurants, die Bar und die Lobby erhielten eine Frischzellenkur. Doch es steht noch ein spektakuläres Projekt an. Bereits vor mehr als fünf Jahren wurde bekannt, dass der Anbau an der Alstertwiete/Straße an der Alster – in dem sich auch der in die Jahre gekommene Pool- und Saunabereich befindet – abgerissen und durch einen Neubau ersetzt werden soll.

Die Baugenehmigung für 129 Zimmer liegt seit Langem vor. André Vedovelli strahlt Zuversicht aus und sagte dem Abendblatt. „Wir befinden uns in der vor-finalen Findungsphase.“ Fest steht: In dem neuen Gebäude wird es auch einen Wellnessbereich geben, der dem Atlantic würdig ist.