Hamburg. Gravierende Lieferschwierigkeiten auch bei anderen Medikamenten speziell für Kinder – und das zur Infekt-Saison!
Die Lage auf dem Arzneimittelmarkt in Bezug auf die Beschaffung von paracetamol- und ibuprofenhaltigen Fiebersäften für Kinder spitzt sich weiter zu: Aktuell steigen die Zahlen der gängigen Infekte bei Kindern im Herbst an, gegenläufig dazu nimmt allerdings die Menge der noch vorhanden Fläschchen der Medikamente ab.
„Schon seit Wochen haben wir keine Säfte mehr“, sagt Apotheker Carsten von der Lippe. Zwar liege seine Sternthaler-Apotheke in der Altonaer Straße auch unter einer Kinderarztpraxis und Kinder-Arzneien seien verstärkt nachgefragt, doch auch alle seine Kollegen im Hamburger Stadtgebiet kämpften mit den gleichen Problemen. „Bei Nachbestellungen von dreißig Flaschen kamen dann vielleicht drei an mal zwischendurch“, so der Apotheker.
Arzneimittelengpässe: Eltern bekommen Probleme
Was vom Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) bereits im August als „Lieferengpass“ oder „eingeschränkter Verfügbarkeit“ tituliert wurde, stellt Eltern vor eine echte Herausforderung, Fieber oder Schmerzen bei ihren Kleinsten zu lindern. Denn: Kinder schlucken keine Kapseln oder Tabletten gegen Schmerzen oder Fieber, Ibuprofen in flüssiger Form ist deshalb vor allem für Kinder gedacht, weshalb sie in erster Linie betroffen sind. Dazu kommen noch Patienten mit Schluckbeschwerden, die beispielsweise Ibuprofen nicht in fester Darreichungsform einnehmen können.
Auch Georg Zwenke, Geschäftsführer des Hamburger Apothekervereins, bestätigt: „Es bestehen sehr große Beschaffungsschwierigkeiten. Ibuprofenhaltiger Saft ist nicht zu bekommen. Auch Zäpfchen für Säuglinge und Kleinkinder sind schwierig zu beschaffen. Paracetamolhaltige Säfte sind über den Großhandel ebenfalls sehr schwierig und vielfach nicht zu bekommen.“
Fiebersäfte: "Substanz, die aus China kommt, fehlt“
In Hinblick auf Tabletten sähe es besser aus, der Saft jedoch könne nur zufällig in einigen Apotheken erhältlich sein. „Wenn vor vielen Monaten Apotheken paracetamolhaltigen Saft direkt bei einem Hersteller bestellt haben, können sie mit viel Glück eine Lieferung erhalten haben. Richtig planbar ist dies leider nicht.“
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Die Gründe für die prekäre Situation sind anscheinend vielfältig und nicht zufriedenstellend klärbar. „Wir würden ja auch als Apotheker selber Säfte herstellen, doch die Substanz, die aus China kommt, fehlt“, so Apotheker von der Lippe. Zwenke bestätigt dies: „Das Know-how hierzu ist vorhanden. Der fehlende Wirkstoff ist aber nur ein Problem. Es werden spezielle Verpackungsmaterialien benötigt, die ebenfalls aus Asien geliefert werden und derzeit praktisch nicht zu beschaffen sind.
Arzneimittelengpässe: Bundesinstitut sucht nach Ursachen
Auch das BfArM sucht nach Erklärungen: „Im Zusammenhang mit der derzeitig eingeschränkten Verfügbarkeit von Fiebersäften für Kinder mit den Wirkstoffen Paracetamol und Ibuprofen hat das BfArM umfangreiche Recherchen durchgeführt, die im Ergebnis neben dem Rückzug eines Marktteilnehmers auch auf eine Verteilproblematik schließen lassen.“