Hamburg. Unter dem Motto: „Vom Reden zum Handeln“ will der Organisator große Projekte umsetzen – angefangen bei einer täglicher TV-Sendung.

Frank Schweikert hat bereits 13 Klimawochen organisiert – zuletzt im vergangenen Jahr mit fast 300 Veranstaltungen und einem weitgefächerten Programm rund um das Thema Klimakrise. Sie waren viel beachtet, gut besucht und von der Politik gelobt. Auch Prominente wie Monacos Fürst Albert kamen zum zehnjährigen Jubiläum.

Die 2009 gegründete Hamburger Klimawoche, Europas größte Klimakommunikationsveranstaltung, die mehr als 150 Millionen Kontakte erreichte, hat zum Bewusstsein über den Klimawandel beigetragen, glaubt Schweikert. Und auch Wirkung auf die Klimapolitik in Hamburg habe sie erzielt, auch wenn die Behörden sie zuletzt vom Rathausmarkt in die HafenCity verbannten.

Klimawoche: Büdnis will nicht mehr nur informieren

Initiator Schweikert ist Realist: „Der Klimawandel ist längst in Hamburg und Deutschland angekommen, und daher brauchen wir nun nicht mehr öffentlich mit Infoständen und Zelten werben und möglicherweise nur diejenigen erreichen, die bereits davon überzeugt waren, dass der Kampf gegen den Klimawandel schnellstmöglich mit aller Kraft gefochten werden muss.“ Erreicht hat die Klimawoche vor allem diejenigen, die bereits davon überzeugt waren, dass der Kampf gegen den Klimawandel schnellstmöglich mit aller Kraft gefochten werden muss.

Frank Schweikert.
Frank Schweikert. © Klaus Bodig / HA

Nun wollen Schweikert und sein Klimawochen-Bündnis nicht mehr nur werben und informieren. „Wir müssen gerade jetzt in der Krise zu ganz konkreten Ergebnissen kommen“, sagt der Biologe und Netzwerker, der 2015 zusammen mit Medienunternehmer Frank Otto die Deutsche Meeresstiftung gegründet hat.

Klimawoche soll zu Beteiligungsformat werden

Eine Hamburger Klimawoche wie bisher wird es künftig nicht mehr geben, dafür streben Schweikert und seine Unterstützer nun etwas Größeres an: „Wir wollen die zahlreichen bestehenden Nachhaltigkeitsprozesse in der Metropole deutlich beschleunigen, indem wir alle Akteure zusammenbringen und synchronisieren und auf diese Weise ein Ziel nach dem anderen auf den Weg bringen“, sagt er. „Bisher scheiterten viele gute Ideen an administrativen Hürden.“

Sein Plan: Die Klimawoche soll zu einem bislang nie da gewesenen Beteiligungsformat werden, das dazu beiträgt, Maßnahmen ganz konkret und zeitnah umzusetzen. Das Ziel: Hamburg – und in der Folge auch andere Metropolen nach dem Vorbild der Hansestadt – soll schnell klimaneutral oder sogar klimapositiv werden.

Sendung soll Klimathemen in den Vordergrund stellen

Konkret schwebt Frank Schweikert und seinen Mitstreitern vor, täglich eine 45-minütige Sendung im Fernsehen und vielen anderen medialen Kanälen auszustrahlen, beispielsweise auf Hamburg 1. Darin soll Thema für Thema mit allen jeweils Beteiligten verhandelt werden, welche Klimaschutzmaßnahmen ganz konkret angeschoben und umgesetzt werden – von Solardächern auf dem Hauptbahnhof bis hin zu wohnortnahen Kompostieranlagen, zu denen die Bürgerinnen und Bürger ihre Bioabfälle bringen können.

Mit einem größeren Verbund an Medienpartnern soll das jeweilige Thema ins Rampenlicht geholt werden und beispielhafte Lösungen zum Nachmachen für alle schaffen. Was ist wünschenswert, was machbar? Wie ist es zu finanzieren, welche Genehmigungen braucht es?

„Vom Reden zum Handeln“

Da Experten mit der Verwaltung und der Politik an einem Tisch sitzen, sollen Fragen wie diese rasch geklärt und dann auch Entscheidungen gefällt werden. Und: Bürger sollen sich mittels einer eigenen App und weiteren Beteiligungsmodellen aktiv beteiligen können.

„Vom Reden zum Handeln“ ist das Motto. Indem alle Beteiligten und Verantwortlichen in Politik und Gesellschaft, Verwaltung, Wirtschaft, Wissenschaft und Medien zusammengebracht werden, seien politische Beschlüsse zügig zu fassen – schnelle sichtbare erste Erfolge sollen die Dynamik zusätzlich beschleunigen. Insgesamt gebe es mehr als 4000 Akteure, deren Kräfte gebündelt werden müssten.

Wochenmärkte auch für Berufstätige

Zunächst müssten gemeinsam Prioritäten gesetzt und konkrete Aufgabenstellungen entwickelt werden: in den Feldern Ernährung, nachhaltige und sichere Energieversorgung, lebenswerter und bezahlbarer Wohnraum, Mobilität und Freizeit sowie Bildung. Dann müssten Klimateams gebildet und schließlich Ergebnisse – nach dem Vorbild des „Bürgerrats Klima“ zusammengeführt und umgesetzt werden. Wenn es nach Frank Schweikert, Vorsitzender des Beirats der Klimawoche, geht, soll dieser Prozess möglichst noch in diesem Jahr starten.

Zwei weitere Beispiele: Wochenmärkte sollen stark ausgebaut zu Zeiten stattfinden, in denen auch Berufstätige dort einkaufen können; regionale Erzeuger, die Obst und Gemüse unverpackt anbieten, sollen nicht nur die Marktgebühren erlassen bekommen, sondern auch eine Belohnung für ihren Aufwand erhalten. Mindestens Kühlschränke sollen in ganz Hamburg künftig mit Solarenergie betrieben werden.

„Hamburg soll zur Modellregion werden“

„In keiner anderen Metropole in Europa gibt es schon jetzt so viele Nachhaltigkeitsakteure“, sagt Schweikert, der den Prozess in Hamburg beispielhaft anstoßen möchte und auf Unterstützung von Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) hofft. „Hamburg soll zur Modellregion in Sachen Nachhaltigkeit werden.“ Eine Zusammenarbeit etwa mit der Patriotischen Gesellschaft, der Handelskammer, dem Wuppertal Institut und den Scientists for Future sei bereits in trockenen Tüchern.

„Für die erfolgreiche Umsetzung von Klimaschutzmaßnahmen sind heute kreative Prozesse und Bürgerbeteiligung essenzielle Voraussetzungen“, sagt Prof. Manfred Fischedick, der Chef des Wuppertal Instituts. Prominente wie der Klimaforscher Mojib Latif und Medienunternehmer Frank Otto unterstützen die Klimawoche ohnehin.

Klimawoche: Projekt soll fünf Millionen Euro pro Jahr kosten

Die Gesamtkosten beziffert Schweikert auf etwa fünf Millionen Euro für ein Jahr. Eine Finanzierung soll durch Anfragen beim Bund, bei der Stadt, bei der Europäischen Union und bei den Stiftungen zustande kommen. 16 Millionen sind für die nächsten drei Jahre bei der Nationalen Klimaschutzinitiative beantragt.