Hamburg. Der Senior aus Hamburg lockte mit Goldbarren und 120.000 Euro. Auf den mutmaßlichen “Abholer“ wartete am Übergabeort die Polizei.
Sie hielten den Mann wohl für ein besonders leichtes Opfer. Ein Rentner, 85 Jahre alt, vielleicht schon ein bisschen tüddelig. Wieso sonst sollte dieser Mensch so offenherzig bereits am Telefon mitteilen, dass er 120.000 Euro in bar besitzt und darüber hinaus vier Goldbarren, jeder von ihnen 500 Gramm schwer? Die Herrschaften, die einen abgefeimten Betrug an dem Rentner planten, freuten sich auf fette Beute. Einfach hinfahren und abkassieren!
Doch es kam ganz anders. Anstelle eines ordentlichen Vermögens wartete am Übergabeort bereits die Polizei. Und für Ismail B. endete dieser 30. März dieses Jahres mit einer Festnahme und dem Beginn einer Untersuchungshaft. Ist der 38-Jährige Mitglied einer Bande, die es darauf anlegt, gezielt Senioren mit miesen Betrugsmaschen abzuzocken? So sieht es zumindest die Staatsanwaltschaft, die den gebürtigen Bremer jetzt unter anderem wegen versuchten gemeinschaftlichen, gewerbsmäßigen Betrugs angeklagt hat. Er soll als sogenannter „Abholer“ tätig gewesen sein, der Geld, Gold und andere Wertsachen bei Opfern in Empfang nehmen sollte.
Prozess Hamburg: Enkeltrick-Betrüger stürzen Senioren in finanziellen Ruin
Vorbereitet wurde die Tat laut Ermittlungen von Komplizen des Angeklagten, die die potentiellen Opfer anriefen, sich in dem Telefonat als Polizisten ausgaben und den Senioren vorgaukelten, deren Vermögen sei in Gefahr. Den meist betagten Frauen und Männern wird erzählt, in der Nähe ihrer Wohnung seien Mitglieder einer Einbrecherbande festgenommen worden. Andere Täter seien noch auf der Flucht. Bei denen, die sich bereits in Polizeigewahrsam befinden, hätten die Ermittler eine Liste mit Namen und Adressen gefunden, aus der hervorgehe, dass die Bande demnächst auch bei weiteren Menschen einbrechen wolle. Deshalb sollten die avisierten Opfer ihre Wertsachen in Sicherheit bringen und einem Polizeibeamten übergeben, der demnächst bei ihnen an der Tür klingeln werde.
Doch statt der echten Polizei kommt dann einer, der wie seine Kollegen Böses im Sinn hat. Und die Opfer verlieren ihr Vermögen auf Nimmerwiedersehen. Diese Betrugsmasche ist eine Variante des sogenannten Enkeltricks, mit dem schon eine Vielzahl von Senioren in den finanziellen Ruin gestürzt wurde.
Enkeltrick-Betrug: 83-Jährige aus Heimfeld wird misstrauisch
Laut Anklage in dem am Montag begonnenen Prozess vor dem Landgericht rief ein bislang unbekannter Mittäter von Ismail B. am 17. März dieses Jahres eine damals 83-Jährige in deren Wohnung in Lohbrügge an und gab sich als „Polizeibeamter Felix Gärtner“ aus. Die Frau wurde darauf hingewiesen, dass sie angeblich als Einbruchsopfer auserkoren und ihr Vermögen in Gefahr sei. Sie solle es bei der Sparkasse abholen und später an ihrer Wohnanschrift an angebliche Mitarbeiter der Polizei übergeben. Zur Aushändigung der Wertgegenstände kam es in der Folgezeit jedoch nicht, da die 83-Jährige misstrauisch wurde und ihre Tochter und die Polizei informierte. Dies, so die Ermittlungen, hätten wiederum die Täter erkannt und ihren Versuch, das Geld abzuzocken, abgebrochen.
13 Tage nach diesem gescheiterten Betrug soll die Bande es bei einem 85-Jährigen in Heimfeld versucht haben. Hier habe sich ein Mann am Telefon als „Oberkommissar Rosenberg“ vorgestellt und dem Geschädigten mitgeteilt, dass dessen Name auf der Liste von Einbrechern stehe.
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Senior in Hamburg durchschaut Betrüger und stellt Falle
Doch Senior Harry M. (Name geändert) durchschaute sofort, dass es sich um betrügerische Anrufer handelte. Also ging der Rentner zum Schein auf das Gespräch ein und teilte mit, er besitze 120.000 Euro in bar sowie vier Goldbarren à 500 Gramm. Als die Täter nun sagten, es werde ein „Polizeibeamter Rupp“ zu Harry M.’s Wohnung kommen und die Wertsachen abholen, informierte der 85-Jährige demnach sofort die Polizei. Die Ermittler nahmen schließlich Ismail B. fest. Laut Anklage hätte er für seinen Job als Abholer mindestens 500 Euro bekommen sollen.
Ob Ismail B. sich im Prozess zu den Vorwürfen äußern wird, steht noch nicht fest. Für den nächsten Verhandlungstag ist die Aussage eines der mutmaßlichen Opfer vorgesehen.