Hamburg. Gemeinde sieht “groben Fehler“ im Koalitionsvertrag des rot-grünen Senats, der das Liberale Judentum in Hamburg „zerstöre“.

Im Koalitionsvertrag des rot-grünen Senats findet sich ein „grober Fehler“. Das findet zumindest die Liberale Jüdische Gemeinde (LJG), wie sie bei ihrer Pressekonferenz im Jüdischen Kulturhaus in der Flora-Neumann-Straße mahnte. So heißt es in dem Abschnitt zu religiöser Vielfalt etwa: „Die Verträge mit den christlichen Kirchen, der Jüdischen Gemeinde und den muslimischen Verbänden (...) sind und bleiben die Grundlage für den Dialog zwischen Gemeinden und Glaubensgemeinschaften und der Stadt.“ Eigentlich aber müsse es „die Jüdischen Gemeinden“ heißen, so Eike Steinig, zweiter Vorsitzender der Liberalen Jüdischen Gemeinde Hamburg.

Durch die einseitige Förderung der Jüdischen Gemeinde „zerstöre“ der Senat das Liberale Judentum in Hamburg. Auch wenn der Vorwurf nicht neu erscheint und bereits seit der Gründung der LJG im Jahr 2004 im Raum steht, hat insbesondere die Planung über den Wiederaufbau der Bornplatzsynagoge und die dafür angefertigte Machbarkeitsstudie durch die jüdische Gemeinde die Stimmung erneut angeheizt. Sichtlich angegriffen stellte Eike Steinig jedoch klar: „Wir wollen keinen Konkurrenzkampf.“ Um jedoch als Liberale Jüdische Gemeinde in Hamburg existieren zu können, bedürfe es auch hier einer adäquaten Förderung.

Liberale Jüdische Gemeinde fordert Gleichberechtigung

„Wir wünschen uns endlich Gleichberechtigung mit der Jüdischen Gemeinde und plädieren für ein Kooperationsmodell zusammen mit der Reformsynagoge – so wie es auch bereits in München, Frankfurt oder Hannover gelebt wird.“ Eine Zusammenkunft unter dem Dach der Jüdischen Einheitsgemeinde sei deshalb keine Option, so Steinig.

Weil die bisher vom Senat bereitgestellten 80.000 Euro pro Jahr für die Unterhaltung einer Gemeinde aber nicht ausreichten, finanziere die LJG ihren Rabbiner sogar über private Spenden. Zwar laufe die derzeitige Ermittlung der benötigten Kosten noch, Steinig gab mit 800.000 Euro jedoch eine zehnmal so hohe Summe an, um die Gemeindearbeit zukunftsfähig finanzieren zu können. „Hier schließe ich Sicherheitskosten, Sozialarbeit und auch Räumlichkeiten mit ein.“

Denn auch fehlende Räumlichkeiten stellten die Liberale Jüdische Gemeinde vor massive Probleme. Dem müsse der Senat laut LJG nun endlich entgegensteuern.