Hamburg. Hamburger Kliniken ziehen Bilanz einer Langzeitstudie. Chronisch kranke Mädchen und Jungen hatten kein erhöhtes Infektionsrisiko.

Nach einer Corona-Infektion zeigten Kinder einen stabileren Immunschutz gegen das Virus als Erwachsene; Kinder mit chronischen Erkrankungen hatten kein erhöhtes Infektionsrisiko und reagierten auf eine Corona-Infektion mit einer guten Immunantwort – das sind zwei Kernaussagen aus dem Fazit der Studie „C19.CHILD“, die Forschende des Universitätsklinikums Eppendorf (UKE) zusammen mit allen Hamburger Kinder­kliniken durchgeführt haben. Am Mittwoch veröffentlichte das UKE eine Zusammenfassung der Ergebnisse, die auch in mehreren wissenschaftlichen Veröffentlichungen beschrieben werden.

Die Langzeituntersuchung bilde ein „weiteres großes Puzzleteil für die Gesamtschau auf die Corona-Pandemie“, sagte die Leiterin der Studie, Prof. Ania C. Muntau, Direktorin der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin. Im Rahmen der Analyse waren in einem ersten Schritt zwischen Mai und Juni 2020 mehr als 6000 gesunde und chronisch kranke Kinder bis zum Alter von 17 Jahren aus ganz Hamburg untersucht worden; 47 Prozent Mädchen und 53 Prozent Jungen, die im Schnitt 7,6 Jahre alt waren und aus mehr als 4000 Familien kamen. Etwa bei einem Drittel der Kinder lag eine chronische Grunderkrankung vor.

Corona Hamburg: Ärzte untersuchten Blut der Kinder

Bei 4657 Kindern führten die Ärzte eine Blutuntersuchung auf Antikörper gegen Sars-CoV-2 durch, um Kinder mit bereits durchgemachter Corona-Infektion zu identifizieren. In der ersten Studienphase untersuchten die Forschenden um Ania C. Muntau besonders die Infektiosität und die Rolle der Kinder als Virus-Überträger. In folgenden Untersuchungen ging es vor allem um die Entwicklung der kindlichen Immunantworten.

Die Ergebnisse der ersten Untersuchungsphase deuteten darauf hin, dass das Infektionsgeschehen bei Kindern während des ersten Corona-Lockdowns gering war, berichten die Forschenden. Der Anteil der Kinder mit durchgemachter Infektion war in der jüngsten Altersgruppe am niedrigsten und stieg mit jedem Lebensjahr an.

Forschende konnten den Antikörperspiegel beobachten

Bei den Kindern mit chronischen Erkrankungen zeigte sich keine höhere Zahl spezifischer Antikörper, die auf eine durchgemachte Infektionskrankheit hinweisen, als in der Gruppe der gesunden Kinder. Bei 16 Kindern mit einer chronischen Erkrankung, die eine Corona-Infektion durchgemacht hatten, seien keine besonders schweren Krankheitsverläufe berichtet worden, erklären die Forschenden um UKE-Professorin Ania C. Muntau.

Ein Teil der Kinder wurde mit allen im selben Haushalt lebenden Kontaktpersonen bei drei weiteren Terminen über sechs Monate hinweg bis Ende 2020 untersucht. So konnten die Forschenden an den Hamburger Kliniken den Antikörperspiegel im Blut der Probanden bis zu neun Monate nach einer Infektion beobachten.

Corona Hamburg: Kinder wiesen hohe Antikörper-Konzentration auf

Sie stellten fest, dass die Kinder im Durchschnitt eine höhere Antikörper-Konzentration gegen das Spike-Protein des Coronavirus entwickelt hatten als die erwachsenen Kontaktpersonen. Der Unterschied habe mit der Zeit abgenommen, aber auch noch sechs Monate nach Studien­abschluss bestanden, so die Hamburger Forschenden.