Hamburg. 420 Besucher nutzten das Angebot der Kirchenagentur und ließen sich taufen, segnen – oder trauen. Was die Paare an Bord erlebten.
Am Sonnabendabend gab es an der Außenalster zwei ganz besondere Barkassen zu sehen: Im Rahmen der „Nacht der Kirchen“ bot die Agentur St. Moment von der evangelischen Kirche in Hamburg auf den Schiffen einen Programmpunkt, der so wohl einmalig gewesen sein dürfte. Unter dem Motto „A Ship called Love“ konnten sich Hamburgerinnen und Hamburger ab 19 Uhr spontan kirchlich trauen oder taufen lassen.
Aus der Dekoration am Anleger Rabenstraße am Westufer der Außenalster konnte man noch schließen, hier finde eine Firmenfeier oder ein Geburtstag statt. Doch bei Pastorinnen und Pastoren in Talar sowie zahlreiche Familien mit Kindern bekam man Zweifel an diesem Gedanken. Mit bunten Lichtern untermalt, tauchte man in eine ganz besondere Atmosphäre ein. Der Trubel vom Hafengeburtstag schien ganz weit weg. Sanfte Musik untermalte die gediegene, aber gleichermaßen lockere Stimmung.
Nacht der Kirchen: Alsterdampfer werden zu Schiffen der Liebe
Am unteren Ende das Stegs lagen die Alsterdampfer, die zu eben jenen Schiffen der Liebe wurden. Die Agentur st.moment begleitet in der Nordkirche seit jeher Taufen, Hochzeiten und Bestattungen der besonderen Art, doch ein derartiges Angebot gab es zuvor noch nicht. Schnell verbreitete sich die Meldung über das Angebot im Radio und über das Internet.
Auch Andrea Dingler und ihr Mann Christian waren von der Aktion dermaßen begeistert, dass sie sich am Abend samt der beiden Kinder Mette und Max spontan auf dem Weg zur Außenalster machten. Sie wollten sich noch einmal das Eheversprechen geben, wenngleich sie schon elf Jahre glücklich verheiratet sind. „Ich habe heute Morgen im Radio davon gehört und dachte, das müssen wir machen!“, berichtete Andrea Dingler.
„Ship called Love“: Spontane Trauung auf der Alster
Auf dem Steg angekommen, wartete bereits die nächste Überraschung auf die Familie: Pastorin Inga Meißner, die mittlerweile in der Lübecker Kirchengemeinde St. Marien tätig ist, und die Familie kennen sich bereits seit mehreren Jahren von der Taufe des Sohnes Max, damals war Pastorin Meißner noch im Vikariat. „Es ist wirklich ein großer Zufall, dass wir uns hier heute begegnet sind!“, betonte Pastorin Meißner. Und so war schnell klar, bei wem sich Andrea und Christian Dingler noch einmal trauen lassen wollten.
Sie entschieden sich für eine kleine Zeremonie auf dem Steg. Nach einem abschließenden Foto ging es für sie auf das „Ship called Love“, welches bereit war zum Ablegen. An Bord waren mehrere Familien mit Kindern sowie Interessierte, die einfach mal mitfahren und die Atmosphäre genießen wollten. Kurz nach 20 Uhr legte die Barkasse ab, und der Kapitän manövrierte sie behutsam in Richtung Mitte der Außenalster. Mitten auf dem Wasser fand dann auch die Trauung statt.
- Brautpaare in Hamburg müssen für Feier am meisten bezahlen
- Mehr als eine Hochzeitslocation: Das Sylt Museum in Keitum
- Warum Heiraten in der Kirche für Nichtmitglieder gratis ist
- So flittern Hamburger Ehepaare: Exotisches Ziel hoch im Kurs
Hamburger Paare lassen sich mitten auf der Alster spontan trauen
Während die Barkasse sanft weiter durch den Abend gondelte, gab es an Bord ein Mädchen, das sich sein Taufwasser selbst holen durfte. Auch ließ sich eine junge Familie segnen, ganz für sich, ohne große Worte.
Noch bis Mitternacht fuhr eine Barkasse im Halbstundentakt auf die Alster hinaus. So besuchten etwa 420 Menschen die Veranstaltung, unter ihnen ließen sich zehn Paare trauen, fünf taufen und 40 empfingen individuell gespendete Segen. Auf dem anderen Schiff am Anleger konnten alle Besucher den Abend anschließend noch bei Musik und Getränken ausklingen lassen.