Hamburg. Menschenmassen, Taschendiebe und Feierwütige mit Waffen: Was die rund 160 Beamten am Wochenende in Hamburg erlebten.

Für die Besucher kehrte mit dem Hamburger Hafengeburtstag eine der größten alljährlichen Feste endlich aus der Corona-Pause zurück – für rund 160 Bundespolizisten bedeutete das Wochenende dagegen harte Arbeit, weil sich neben der unmittelbaren Lage vor Ort nicht nur Taschendiebe in der City tummelten, sondern auch der Kiez noch voller war als sonst. Die Hamburger Beamten bekamen auch personelle Unterstützung aus Bremen, Niedersachsen und Berlin in die Hansestadt. Das Abendblatt durfte die Bundespolizisten auf Streife begleiten.

Rund um den Hafengeburtstag sind sie an den S-Bahnhöfen im Einsatz. Nach einem eher mauen Freitag ist die Festmeile am Sonnabend gut besucht. Doch nach dem Feuerwerk strömen Massen an Menschen zu den Bahnsteigen. Es wird gefährlich. Mitarbeiter der der S-Bahn-Wache und Bundespolizisten sperren ab, leiten Menschenströme um. Polizeioberrat Jan Müller ist vor Ort, spricht mit dem Einsatzleiter der S-Bahn-Wache. Absprachen sind in dieser Nacht viele nötig.

Hamburger Hafengeburtstag und HSV-Spiel: Waffen und Drogen sichergestellt

Auch mit dem Chef der Stadionwache, die von der örtlichen Polizeiwache besetzt ist. Es geht um die Begleitung der Fans nach dem HSV-Spiel. Dazwischen gibt es immer wieder Absprachen mit den Leitern der einzelnen Einsatzabschnitte. Gegen 3 Uhr ist die Lage entspannt. Der Einsatz geht dem Ende zu. „Für die Kollegen sind das wichtige Erfahrungen, die sie hier sammeln konnten“, sagt Müller.

Die bringen die 40 Zivilfahnder meist schon mit, die Einsatzleiter Jan Müller an diesem Wochenende auf die Straßen schickt. Sie jagen Taschendiebe und können am Ende immerhin sieben von ihnen festnehmen. Vor allem im Innenstadtbereich hängen sich die in Alltagskleidung „getarnten“ Beamten, geführt von einem kleinen Stab am Hauptbahnhof, an mögliche Taschendiebe ran. Im Bahnhof Reeperbahn werden Bundespolizisten, die vorher noch im Fußballeinsatz waren, zur Waffenkontrolle eingesetzt. Dort ballt sich das Feierpublikum am Abend. Die Beamten werden an diesem Abend Messer, Telekopschlagstöcke, Schlagringe und Drogen, überwiegend Marihuana, sicherstellen.

Bundespolizisten stoppen verdächtiges Trio auf dem Kiez

Mit dem Messer in der Tasche ins Partygetümmel. Auf dem Kiez ist das verboten. Das Mitführen von Stichwaffen oder Schlagstöcken, die in anderen Bereichen der Stadt erlaubt sind, ist tabu. Auf der 980 Meter langen „sündigsten Meile der Welt“ und in den Nebenstraßen herrscht auch ein Glasflaschenverbot. Genau das wird drei jungen Männern zum Verhängnis. Das Trio fällt auf, weil einer von ihnen mit einer Whiskyflasche in der Hand durch den Bahnhof schlendert. Es ist ein „Volltreffer“.

Zwei der jungen Männer haben Teleskopschlagstöcke dabei, die sie, mit leicht genervtem Gesichtsausdruck, freiwillig herausgeben. Auch ein Tütchen mit mehreren abgepackten Portionen Marihuana wird gefunden.

Ein Bundespolizist sichtet sichergestellte Waffen, darunter zwei Teleskopschlagstöcke und ein Messer sowie Drogen.
Ein Bundespolizist sichtet sichergestellte Waffen, darunter zwei Teleskopschlagstöcke und ein Messer sowie Drogen. © Andre Zand-Vakili

Die Ausrede der jungen Männer: Sie wollten eigentlich nur schnell zwei Mädchen auf den Kiez bringen und dann ganz schnell wieder verschwinden. Es ist eine von mehreren leicht blödsinnig wirkenden Geschichten, die Bundespolizisten an diesem Abend zu hören bekamen. Am anderen Ende des Bahnsteigs stoppen Bundespolizisten eine Gruppe junger Leute, darunter drei Mädchen. Eine entpuppt sich als 16-Jährige aus Hannover, die zu nachtschlafender Zeit gar nicht mehr dort unterwegs sein darf. Sie wird, wie vier minderjährige Jungs, die bei einer anderen Kontrolle aufgefallen sind, in Gewahrsam genommen und nach Jenfeld zur Gefangenensammelstelle gebracht, wo sie ihre Eltern abholen konnten.

Waffenkontrollen in Hamburg: 555 Personen überprüft

Insgesamt werden an den zwei Einsatztagen 555 Personen im Rahmen von Waffenkontrollen überprüft. Fünf Messer, zwei Schlagstöcke, ein Schlagring und zwei Dosen Pfefferspray stellt die Bundespolizei sicher., „Auffallend war, dass alle Gegenstände bei Jugendlichen und Heranwachsenden im Alter von 16 bis 20 Jahren gefunden wurden“, sagt Müller. Gegen sie leitet die Bundespolizei Straf- und Ordnungswidrigkeitsverfahren ein.

Bundespolizisten kontrollieren Personen im S-Bahnhof Reeperbahn während des Hafengeburtags nach Waffen.
Bundespolizisten kontrollieren Personen im S-Bahnhof Reeperbahn während des Hafengeburtags nach Waffen. © Andre Zand-Vakili

Immer wieder werden auch Drogen gefunden. Etwas „Haschisch in den Taschen“, Marihuana, scheint Partyausrüstung zu sein. 19 Anzeigen werden deswegen erstattet. Mit ins Netz gehen bei den Kontrollen zwei per Haftbefehl gesuchte Männer, darunter ein 35-Jähriger, der wegen einer nicht gezahlten Geldbuße über 620 Euro gesucht wurde. Seine Schwester bringt das Geld auf und bewahrt den Mann vor dem Gefängnis. Fünf Männer nehmen die Beamten fest, weil sie sich illegal in Deutschland aufhalten. Ein Afghane hat Glück: Er ist zwar ausreisepflichtig. Das aber erst ab Dienstag. So kann er gehen.

Ein anderer Mann ist von der Über­prüfung genervt, reagiert aggressiv. Eine Rangelei liegt in der Luft. Die Beamten behalten die Nerven, reden immer wieder auf den wild gestikulierenden Mann ein. Schließlich gelingt die Durchsuchung. Er hat keine Waffen, keine Glasflasche oder Drogen bei sich. Er kann gehen. Viel heiße Luft um nichts.

Hamburger Hafengeburtstag: 160 Bundespolizisten im Einsatz

Mit einer Festnahme endet die Nacht auch für einen 55-Jährigen. Er hatte das Handy eines Jugendlichen gefunden und die unter den Kontakten gespeicherte Mutter des Jugendlichen angerufen. Der erklärt er, dass er nur für 50 Euro das Handy zurückgeben werde. Die Frau geht zum Schein auf die Forderung ein. Bei der Geldübergabe im Hauptbahnhof waren Bundespolizisten zur Stelle. Es gibt eine Anzeige wegen Unterschlagung.

Am frühen Sonntagmorgen geht es für die auswärtigen Beamten in ihre Unterkünfte. Und für die Hamburger Beamten aus dem Getümmel zurück nach Hause.