Hamburg. Grünen-Schulexpertin fordert eine „grundlegende Änderung“. Ties Rabe (SPD): „Äußerungen von Abgeordneten klären wir intern.“

Das sieht nach einem neuen Konfliktherd für die rot-grüne Koalition aus: Ivy May Müller, die schulpolitische Sprecherin der Grünen-Bürgerschaftsfraktion, hat die Entwürfe der Schulbehörde Hamburg für die neuen Bildungspläne erneut deutlich kritisiert und eine „grundlegende Änderung“ gefordert. Die Reaktion von Schulsenator Ties Rabe (SPD) fiel recht schmallippig aus.

Schule Hamburg: Müller kritisiert "veraltete Lernkultur"

Zwar lobte Müller die drei übergeordneten Leitperspektiven der Entwürfe – Lernen in der digitalisierten Welt, Bildung für nachhaltige Entwicklung und Wertebildung –, blickt aber mit Skepsis auf eine erfolgreiche Umsetzung. „An einigen Stellen sehen wir als Fraktion ähnlich wie verschiedene bildungspolitische Akteure Nachbesserungsbedarf. Vor allem die Höhergewichtung von Klausuren und das Verbot von Ersatzleistungen bewerten wir als nicht zeitgemäß“, sagte Müller.

Mit den Entwürfen „und der vorgesehenen Intensität der Curricula würde Hamburg an vielen Stellen eine veraltete Lernkultur manifestieren“, die aktuellen Herausforderungen nicht gerecht werde. Dass nun „erste Teiländerungen“ von der Behörde geplant seien, nehme sie positiv zur Kenntnis, so Müller. Jetzt müsse es aber darum gehen, „strukturell und zeitgemäß nachzubessern und die Kritik der Bildungsakteure ernsthaft einzubeziehen“.

Schulsenator Rabe : "Äußerungen von Abgeordneten klären wir intern"

Rabe wies darauf hin, dass die Überarbeitung der Bildungspläne Teil des Schulfriedens zwischen SPD, Grünen, CDU und FDP und im rot-grünen Koalitionsvertrag festgeschrieben sei. „Ausdrücklich fordern der Schulfrieden und der Koalitionsvertrag Kerncurricula für jedes Schulfach als Mindestanforderung für Bildungsinhalte, wie sie jetzt vorgeschlagen sind“, erklärte Rabe und fügte mit Blick auf Müller hinzu: „Äußerungen von Abgeordneten klären wir intern.“

Mit deutlicher Kritik reagierten auch die drei Kammern der Schulbeteiligten auf die Inhalte der Bildungspläne und das weitere Verfahren. „Die Endfassungen der Bildungspläne sollen der Lehrerkammer nicht mehr zur Beratung vorgelegt werden, wie es das Schulgesetz vorsieht“, heißt es in einer Erklärung der Lehrerkammer.

Schule Hamburg: Überarbeitung der Pläne wird gefordert

Die Pädagogen fordern ebenfalls eine grundlegende Überarbeitung der Entwürfe, eine „deutliche Reduzierung der Stofffülle“ und weniger verpflichtende Klausuren, die zudem weiterhin durch Präsentationsleistungen ersetzt werden können sollen. Auch die Eltern- und Schülerinnenkammer werfen der Behörde vor, ihre Kritik zu ignorieren, und sehen das Bemühen um zukunftsweisende Bildungspläne als gescheitert an.

Rabe betonte, dass die Kammern seit März in die Beratungen einbezogen worden seien und die Zeit dafür auf mehr als drei Monate mehr als verdoppelt worden sei. „Die Kammern haben umfangreiche Stellungnahmen eingereicht, die jetzt bei der Überarbeitung sorgfältig berücksichtigt werden. Das Beteiligungsverfahren ist damit abgeschlossen“, sagte Rabe.