Hamburg. Ein neues Buch mit einem Rundgang vom Rathaus zur Uni bietet Einblicke ins Thema. Elf Logen wirken noch heute in der Stadt.
Wer heute durch Hamburg spaziert, kann in der City viele historisch bedeutsame Gebäude entdecken, deren Geschichte gut dokumentiert ist. Bekanntlich wirkten dort große Baumeister, und wichtige Einrichtungen hatten und haben ihre Sitze im Umkreis des heutigen Rathauses.
Doch wie genau hängt das eine mit dem anderen zusammen? Welche Geisteshaltung bewirkte beispielsweise die Gründung von Patriotischer Gesellschaft und der Bau der Alsterarkaden? Welcher „Spirit“ stand dahinter, und was lässt sich davon heute noch entdecken und (im Idealfall) sogar nachempfinden? Und: Welche Rolle spielten Hamburgs Freimaurer dabei – und was wissen wir überhaupt von ihnen? Viele Fragen, die Wolfgang Henkel und Christian Polscher in ihrem neuen Buch beantworten: „Spirit von Hamburg. Mythos und Geheimnisse. Freimaurerische Spurensuche vom Rathaus zur Universität“.
Freimaurer in Hamburg: Bekannte Persönlichkeiten waren Logenmitglieder
Vielen ist nur wenig über den jahrhundertelangen Einsatz der Hamburger Freimaurer für die Stadt bekannt, stattdessen umschwirren diese immer noch und immer wieder Gerüchte und Halbwahrheiten. Hier bringt das neue Buch nun endlich Licht ins Dunkel. Die Autoren machen deutlich: Viele von denjenigen, die im Laufe der Jahrhunderte in Hamburg eine unglaubliche Fülle von Projekten initiiert, realisiert und betreut haben, waren Freimaurer: Baumeister wie Carl Ludwig Wimmel und Architekt Martin Haller, sozial verantwortliche und kreative Patrioten wie Matthias Claudius, Friedrich Perthes, Ludwig Chr. Streit, Verleger Kurt R. Broschek, Unternehmer wie (Georg Wilhelm) Ladage & (Johann) Oelke gehören dazu, auch Carl Th. Welcker und Heinrich von Stephan.
Sie alle setzen Zeichen des Bürgerengagements im Stadtbild, die nun mithilfe des neuen Buchs zu entdecken sind. Bewegend geschrieben ist die Erinnerung an den Wohltäter und Freimaurer Cäsar Wolf, der sich große Verdienste um das 1795 gegründete Freimaurer-Krankenhaus erworben hatte. Nachdem die Nationalsozialisten dem Juden Wolf das Betreten des Hospitals verboten hatten, erschoss er sich im Mai 1933 in dessen Auffahrt.
Freimaurer: Die Hamburger Loge war die erste in Deutschland
Wenig bekannt: Die im Dezember 1737 gegründete Loge d‘ Hambourg war die erste deutsche Loge. „Einheimische und Zugewanderte, Lutheraner, Katholiken und Reformierte wirkten in ihr zusammen, Humanität und Toleranz waren ihre Leitbilder“, schreibt der namhafte Historiker Franklin Kopitzsch in der erhellenden Einführung. Neben dieser Loge, die seit 1765 „Absalom zu den drei Nesseln“ heißt, wirken heute noch zehn weitere Logen in Hamburg. Drei von ihnen waren einst im damals holstein-dänischen Altona entstanden. Kopitzsch spricht auch die Kritik des Historikers Rudolf Vierhaus an, der den Logen früherer Zeit „Anfälligkeit für Esoterik, Pseudomystik und Geheimnistuerei“ vorwarf.
Unter der Überschrift „Unsinn und Wahrheit“ setzen sich Henkel und Polscher mit solchen Urteilen auseinander. Das Buch gibt Anregungen für einen Spaziergang durch die Stadt – vom Rathaus bis zur Universität. Frische Luft und viel Sehenswertes statt nüchterner Daten. Rund zwei Stunden lang kann man so den Spuren der Stadtgeschichte folgen und dabei (auch) die vielfältigen Spuren der Freimaurerei entdecken.
- Historisches Freiluftspektakel in Niendorf
- Er sah das „Menschenschlachthaus“ kommen
- Einblicke in die verborgenen Schätze der Hansestadt
Freimaurer in Hamburg: Logenhäuser werden in dem Buch vorgestellt
„Warum treffen wir im Rathaus auf den Tod? Weshalb steht der Salomonische Tempel im Museum für Hamburgische Geschichte? Gibt es Geheimnisse in den Logenhäusern?",fragen die Autoren und führen Leser und Leserinnen wie bei einer kleinen Rallye auf die erläuternden Wege der „kulturellen Entwicklung, Geschichte, Philosophie und auch Informationen über Freimaurerei“. Auch die Logenhäuser an Welcker- und Moorweidenstraße, die vielen immer noch unbekannt sind, werden vorgestellt.
„Spirit von Hamburg. Mythos und Geheimnisse. Freimaurerische Spurensuche vom Rathaus zur Universität“, das Buch (L & H Verlag) hat 208 Seiten und kostet 25 Euro.