Hamburg. Tausende Zuschauer verfolgten Zeremonie im Hafen mit 150 Kinder-Paten. Die neue Malizia ist bis morgen in der HafenCity zu sehen.

Es ist vollbracht. Vor Tausenden begeisterten Zuschauern im Traditionsschiffhafen wurde gestern Mittag die neue Rennyacht des Hamburger Extremseglers Boris Herrmann auf den Namen „Malizia – Seaexplorer“ getauft. 150 Schulkinder standen Pate und zogen gemeinsam an der Schnur, die die Champagnerflasche am Bug des Schiffes zerschellen lassen sollte. Was allerdings, vermutlich wegen der langen Leitung, erst beim zweiten Mal richtig gelang. Doch das drückte die gelöste Stimmung in dem Museumshafen an diesem Tag keineswegs. Großer Jubel brach aus, als die Flasche endlich zersprang.

Zuvor war Herrmann mit seinem Team, begleitet von rund 70 Schiffen und Hunderten Seglern, die Elbe hinaufgefahren. Unter Maschine – denn für ein Segel wehte der Wind aus der falschen Richtung, nämlich genau von vorne. Ab Blankenese wurde es laut und voll um die Rennjacht herum. Allein rund 60 Kinder begleiteten ihren Segelhelden bei seiner Fahrt Richtung Elbphilharmonie auf mehreren Schlauchbooten, feuerten ihn lautstark an und schwenkten mitgebrachte Fahnen und Plakate. Die Jungen und Mädchen waren extra für diesen Vormittag vom Schulunterricht befreit worden.

Boris Herrmann lockte viele Zuschauer in den Hafen

Als Herrmann dann der Innenstadt näher kam, füllte sich nicht nur das Wasser um ihn herum. Auch am Ufer standen immer mehr Menschen und winkten. Sogar die Arbeiter der Werft Blohm + Voss legten eine Pause ein, um die vorbeifahrenden Schiffe zu beobachten. Herrmann selbst schien die Stunden auf dem Weg in seine Heimatstadt zu genießen. Er stand mal an Deck, mal unter Deck. Beobachtete das Treiben um sich herum und gab geduldig Interviews oder posierte für Fotos.

Boris Herrmann: Die offizielle Begleitfahrt startete an der Tonne 133 bei Blankenese.
Boris Herrmann: Die offizielle Begleitfahrt startete an der Tonne 133 bei Blankenese. © Sophie Laufer

Allerdings hatte er sein Schiff die ganze Zeit über genau im Blick. Zu gefährlich wäre ein noch so kleiner Zusammenstoß für die Rennyacht und die Wettfahrtpläne in den kommenden Monaten. Der Hamburger zeigte sich glücklich, dass er pünktlich mit seinem Team in die Elbe fahren konnte. „Wir hatten einen straffen Zeitplan, konnten erst nach einer Trainingseinheit in Frankreich losfahren“, sagte er und berichtete von einigen Schwierigkeiten unter anderem mit den Batterien, die ihn auf der Reise nach Hamburg noch dazu gezwungen hätten, eine kleine Zwangspause in Cherbourg einzulegen. Dennoch habe am Ende alles gepasst. „Das Schiff ist echt schnell, es hat uns in den vergangenen Tagen überrascht“, sagt Herrmann.

„Hier zu sein ist ein sehr ungewohntes Gefühl"

Überrascht waren alle an Bord auch von der großen Menge an Menschen, die gekommen war, um an der Taufe teilzunehmen. Tausende Männer und Frauen standen rund um die Elbphilharmonie, oben auf der Plaza und am Ufer des gesamten Traditionsschiffhafens. Ganz langsam und vorsichtig glitt die elegante Yacht pünktlich um 12.30 Uhr an der applaudierenden Menschenmenge vorbei und legte hinten am Schwimmsteg an. Dort wartete schon Herrmanns Ehefrau Birte, die als Erste an Bord ging.

Boris Herrmann: Bei der Taufe seiner neuen Rennyacht „Malizia – Seaexplorer“ in der HafenCity lief nicht alles rund.
Boris Herrmann: Bei der Taufe seiner neuen Rennyacht „Malizia – Seaexplorer“ in der HafenCity lief nicht alles rund. © Sophie Laufer

„Hier zu sein ist ein sehr ungewohntes Gefühl, sonst gehe ich hier mit meinem Hund Gassi oder mit meiner kleinen Tochter entlang, und jetzt sind so viele Leute, wie ich sie hier noch nie gesehen habe! Toll und ganz herzlichen Dank, dass ihr alle gekommen seid“, sagte Hermann wenig später ins Mikrofon von Julia-Niharika Sen, die die Moderation im Hafen übernahm. „Hamburg ist der Heimathafen der ,Malizia – Seaexplorer‘ und auch mein Heimathafen. Als Segler sind wir ein bisschen abergläubisch, und eine Schiffstaufe ist extrem wichtig, deswegen war es wichtig für mich, dafür nach Hamburg zu kommen.“

"Das Schiff ist gut geboren"

Die kleinen Paten der „Malizia“ kamen kurz vor der Taufe auch noch zu Wort. Sie wünschten dem Team „viele schöne Erlebnisse mit dem Boot“, oder „dass das Boot nicht sinkt“ und „dass es lange lebt“. Und auch Herrmann äußerte einen Wunsch: „Ich wünsche dem Schiff, dass es weiter so gut zur See fährt wie in dem ersten Monat. Das Schiff ist gut geboren. Ist auf einem guten Kurs, und den wollen wir einhalten.“

Co-Skipper Will Harris aus Großbritannien ergänzte: „Ich möchte, dass unsere Klimabotschaft so viele Menschen wie möglich erreicht. Und dass wir schnell segeln können, um alle Rennen zu gewinnen.“ Rosalin Kuiper aus den Niederlanden, ebenfalls Co-Skipperin, war das nicht genug. „Ich wünsche mir, dass wir das Ocean Race gewinnen. Aber ich wünsche mir auch, dass wir noch mehr Menschen dazu ermutigen, an sich zu glauben und für ihre Träume zu kämpfen“, so die fröhliche Frau.

Boris Herrmann startet bei der Route du Rhum

Um sich auf diese Aufgabe entsprechend vorbereiten zu können, wird das Sc

hiff in den kommenden Monaten an einigen Wettfahrten teilnehmen. Auch deshalb wird die „Malizia“ schon am Donnerstagnachmittag wieder Hamburg verlassen. Erste Regatten stehen an, wie die Défi Azimut, die ab dem 14. September vor der Küste Frankreichs veranstaltet wird.

Glücklich mit seinem neuen Schiff: Boris Herrmann auf der neuen „Malizia – Seaexplorer“.
Glücklich mit seinem neuen Schiff: Boris Herrmann auf der neuen „Malizia – Seaexplorer“. © Antoine Auriol | Team Malizia polaRSE

Am 6. November startet Herrmann bei der Route du Rhum, einer Wettfahrt vom französischen St.-Malo nach Guadeloupe in der Karibik. Diese Wettfahrt wird Einhand, also alleine, gesegelt. Im Januar folgt für Herrmann dann The Ocean­ Race, mit vier Männern und einer Frau an Bord.

Boris Herrmann zeigt Hamburgern sein Schiff

Aber nun soll erst einmal gefeiert werden. Anlässlich der Taufe findet das erste sogenannte Malizia Ocean Festival statt. Dabei wird es auf dem Ponton des Traditionsschiffhafens und den Magellan-Terrassen Ausstellungen zu nachhaltiger Schifffahrt, nachhaltigen Materialien, dem Korallenschutz und sogenannte Virtual-Reality-Erlebnisse geben.

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„Ich sehe es als Anlass für mich und mein Team, einmal durchzuatmen und zu genießen, was wir in den vergangenen Monaten alles geschafft haben“, so Herrmann. Aber natürlich auch als Moment, um den Hamburgern das Schiff zu zeigen und sie an dem Prozess teilhaben zu lassen. Und die scheinen diese Einladung zumindest am gestrigen Dienstag verstanden zu haben.