Hamburg. Die neue Nachtzuglinie EuroNight in die schwedische Hauptstadt sollte am 1. September in Betrieb gehen. Doch es gibt Probleme.
Nachts gemütlich im Zug in Hamburg einschlummern und schon morgens in Stockholm den ersten Kanelbullar zum Frühstück genießen: So weit, so gut, die Idee der neuen Nachtzuglinie EuroNight, die am 1. September Premiere feiern sollte. Auch Verkehrssenator Anjes Tjarks und Schwedens Botschafter Per Thöresson sollten ursprünglich bei der ersten Fahrt ab Hamburg-Altona am Donnerstag um 21.55 Uhr dabei sein – doch der Termin, zu dem auch die Presse geladen war, wurde kurzfristig am Montag abgesagt.
Betrieben wird die Nachtzuglinie von der schwedischen Staatsbahn (SJ). Doch die neue Bahnlinie steht vor großen Problemen zum Start, viele Tickets mussten bereits storniert werden, so ist es auf der offiziellen Webseite der SJ zu lesen.
EuroNight von Hamburg nach Stockholm: Das ist geplant
Der eigentlich Plan klingt vielversprechend: An 365 Tagen im Jahr soll der Nachtzug innerhalb von nur zwölf Stunden von Hamburg-Altona bis nach Stockholm düsen – und andersherum. In Hamburg soll die Bahn täglich um 21.55 Uhr losfahren und um 9.55 Uhr ankommen, und in Schweden geht es um 17.34 Uhr los, Ankunft in Hamburg gegen 6.35 Uhr.
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Die Höhe der Ticketpreise ist abhängig von der Auswahl aus den vier Komfortkategorien: Die Luxusvariante ist der Schlafwagen, mit einer Frühstücksbox inbegriffen und fertig bezogenen Betten. In der ersten Klasse lässt sich ein Privatabteil mit eigener Dusche und WC buchen (204,90 Euro), in der zweiten Klasse gibt es ein WC am Gang – hier gibt es Tickets ab 79,90 Euro. Günstigere Optionen bieten der Liegewagen in einem Abteil mit bis zu sechs Personen ab 44,90 Euro – oder ein Sitzplatz im Großraumwagen ab 24,90 Euro.
Die Mitnahme von Haustieren ist in gesonderten Waggons erlaubt, eine Fahrradmitnahme ist jedoch nicht möglich. Zudem gibt es die Option, ohne Aufpreis einen Platz in einem Frauen-Abteil zu buchen. Auch mit einem Interrail-Ticket lässt sich der Nachtzug nehmen – jedoch ist eine Reservierung notwendig.
Nachtzug startet mit massiven Problemen: Zulassung fehlt
Also, ab an den Laptop und Spontanurlaub in Schweden buchen? So einfach ist es leider nicht. Die Tickets sollten eigentlich auf den Seiten Nightjet.com, der SJ und auch der Deutschen Bahn buchbar sein. Doch wer sich hier ein Zugticket kaufen möchte, wird enttäuscht: "Not Available", also "Nicht Verfügbar", steht bei der schwedischen Staatsbahn. Auch auf Twitter wird das Thema diskutiert.
Das Problem: Da es ein internationaler Nachtzug ist, braucht die Bahnlinie über die gesamte Strecke eine Zulassung. Für die verschiedenen Waggons braucht es jeweils Genehmigungen in allen Länder, die durchfahren werden. Für Deutschland und Schweden liegen diese Zulassungen bereits vor – doch in Dänemark lässt die Genehmigung auf sich warten, so bestätigt es ein Presseprecher der SJ.
Wie erst kurzfristig am 26. August bekannt wurde, wird der Zug vorerst lediglich mit zwei Liegewaggons rollen können – also ohne die zwei geplanten Schlafwaggons und ohne einen Sitzwaggon.
EuroNight von Hamburg nach Stockholm: Tickets storniert
"Durch die fehlenden Wagons kann nicht das gewünschte Reiseerlebnis ermöglicht werden. So wie die Züge jetzt fahren, ist es eher ein provisorischer Testbetrieb", so Helena Wallander, Sprecherin der PR-Agentur Tocado. Der Sprecher der SJ erklärt traurig, dass viele gebuchte Tickets storniert werden mussten – Betroffene wurden per SMS informiert. Als Entschädigung dürfen sie umbuchen, sobald die Züge normal fahren.
Außerdem darf durch die fehlende Zulassung kein richtiges Essen serviert werden. Lediglich kleine Snacks und Getränke können vorerst angeboten werden, so steht es auf der Seite der SJ.
Wallander: "Schwedische Züge nicht wie Deutsche Bahn"
"Das ist so frustrierend. Alle arbeiten mit Hochdruck daran, die Genehmigung aus Dänemark schnellstmöglich zu erhalten", so der Pressesprecher der SJ. Wallander spricht davon, dass es Wochen dauern könnte. Wie vermutlich viele andere ist sie äußerst enttäuscht über die Startschwierigkeiten. Das Ziel sei es gewesen, deutschen Reisenden aufzuzeigen, wie toll Zugfahren sein kann: "Die schwedischen Züge sind nicht wie die von der Deutschen Bahn: Bahnfahren in Schweden kann richtig schön sein", schwärmt Wallander.
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Zudem zeigt sich Wallander verärgert über die komplizierte Organisation der Deutschen Bahn. Einzelne Behörden seien nur für bestimmte Bereiche zuständig – etwa eine für die Anzeigetafeln, die andere für die Gleise –, diese seien aber nicht unbedingt verzahnt. "Das ist echt eine eigene Welt", so Wallander.
Es hilft nichts: Schweden-Fans in Hamburg müssen sich wohl noch ein wenig gedulden, bis die neue Nachtzuglinie wie geplant fahren kann. Und vielleicht ein kleiner Trost: Die schwedischen Zimtschnecken Kanelbullar lassen sich auch in manchen Hamburger Cafés finden.