Hamburg. Die Klosterschule in St. Georg begeht an diesem Sonnabend ihr 150-jähriges Bestehen. Seit der Gründung hat sich vieles geändert.
„Unterrichten bei euch Nonnen?“ Das wurden Mitglieder der Schulgemeinschaft am Klostergymnasium von Außenstehenden früher ziemlich häufig gefragt – heute soll es gelegentlich auch noch vorkommen. Insgesamt macht das renommierte Gymnasium in St. Georg aber durch andere – wahre – Fakten von sich reden.
Es war bei seiner Gründung Hamburgs erste höhere Mädchenschule und wurde 1993 das erste Ganztagsgymnasium der Stadt. Dazwischen liegen wechselvolle Jahre, die jetzt noch einmal lebendig werden: An diesem Sonnabend feiert die Klosterschule mit einem großen Fest ihr 150-jähriges Bestehen.
Stadtgeschichte: Klostergymnasium 1872 gegründet
Als das Klostergymnasium 1872 gegründet wurde, gab es in Hamburg für Jungs mit dem Johanneum bereits eine profilierte weiterführende Schule. Für Mädchen fehlten solche höherer Bildungseinrichtungen weitgehend. Zwar gab es diverse Privatinstitute und sogenannte Kurse, aber die guten waren teuer und die billigen boten so wenig an Wissen und Bildung, dass sich ihr Besuch für intelligente Schülerinnen kaum lohnte. Dass es so nicht weitergehen konnte, war unter anderem dem engagierten Bürgermeister Gustav Heinrich Kirchenpauer (1808 bis 1887) klar.
Das dringend benötigte Geld für die Gründung einer höheren Mädchenschule besorgte er aus dem Vermögen des Damenstiftes St. Johannis, das in der Reformationszeit durch die Säkularisierung des begüterten Zisterzienserinnen-Klosters Harvestehude entstanden war. Konkret stammte das Geld aus dem Verkaufserlös ehemaliger Kloster-Grundstücke. Die Schule, der ein Lehrerinnenseminar angeschlossen war, hatte nach ihrer Gründung vor 150 Jahren offiziell noch den sperrigen Namen „Unterrichtsanstalten des Klosters St. Johannis.“
Unterricht erfolgte in Privathäusern
Zunächst erfolgte der Unterricht für die noch überschaubare Schülerinnenzahl in zwei Privathäusern, weil der geplante Neubau – offiziell schon der Schul-Standort – noch nicht fertiggestellt war. Erst 1874 bezog die Schulgemeinschaft ihr Gebäude am Holzdamm 5, das heute noch erhalten ist.
Beim feierlichen Einstand in Anwesenheit etlicher Ehrengäste wurde ein extra komponiertes Lied gesungen, dessen Refrain lautete: „An’s Werk, ihr Schwestern! Die Tage entschwinden. An’s Werk mit Kraft und frischem Mut!“ Der Name Klosterschule war damals schon allgemein in Gebrauch, offiziell wurde er aber erst mit der Verstaatlichung im Jahr 1923, die vor allem aus finanziellen Überlegungen nötig geworden war.
Gebäude wurde im Krieg beschädigt
1934 erfolgte die Zusammenlegung mit der Deutschen Oberschule auf dem Lübeckertorfeld (DOL), in deren aufgestocktes Gebäude am Westphalensweg die vereinte Schule unter dem Namen Klosterschule einzog. Der von Fritz Schumacher entworfene Bau, der mittlerweile unter Denkmalschutz steht, ist bis heute ihr Zuhause geblieben. Gertrud Philippi, von 1931 an als erste Frau Leiterin der Schule, war 1933 aufgrund ihrer „nichtarischen Abstammung“ von den Nationalsozialisten in den Ruhestand gezwungen worden. Das Gebäude am Westphalensweg wurde im Zweiten Weltkrieg bei Luftangriffen beschädigt, sodass es seitdem eine andere Dachform hat.
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Weitere Schlaglichter aus der Schulgeschichte: Erst im Jahr 1968 wurden mit Einführung der Koedukation auch Jungen zugelassen. Ab 1993 war die Klosterschule ein Ganztagsgymnasium in Angebotsform („Offene Ganztagsschule“), 2005 wurde das Gymnasium dann zur gebundenen Ganztagsschule – und damit zum Vorbild für andere Hamburger Schulen.
Stadtgeschichte: Klosterschule mit Schulpreis ausgezeichnet
Laufend steigende Schülerzahlen machten mehrere An- und Neubauten nötig, das immer differenziertere Angebot, das auf der Homepage präsentiert wird, fand und findet allgemeine Anerkennung. Ein deutlicher Beweis: 2015 wurde die Klosterschule mit dem Deutschen Schulpreis ausgezeichnet. Neben dem Schuljubiläum wird der Geburtstag des Ehemaligenvereins gefeiert: Er wird auch schon 90.