Hamburg. Wie in Bullerbü: In der Katholischen Schule Blankenese begrüßt morgens neuerdings Gackern die Schüler. Was dahinter steckt.

Die Schüler der Katholischen Schule Blankenese staunten nicht schlecht, als sie am ersten Schultag von einem fröhlichen Gackern auf ihrem Schulhof begrüßt wurden. Seit einigen Tagen haben sie hier nämlich zwei neue Mitbewohner. In einem großen, extra angelegten Stall sind während der Sommerferien zwei Hühner eingezogen. Sie sollen nun Stück für Stück Teil der Schulgemeinschaft werden. Und natürlich auch Teil des Unterrichts. Initiiert hat das Projekt die neue Schulleiterin der kleinen Grundschule, Eike Eichmann. „In meiner alten Schule in Altona hatten wir Bienen auf dem Dach. Deshalb war mir klar, ich möchte hier auch etwas machen, was den Kindern die Tier- und Pflanzenwelt näherbringt“, sagt sie.

Allerdings habe es wegen der Allergien einiger Kinder keine Möglichkeiten für Bienenvölker gegeben. „Und so sind wir auf die Hühner gekommen“, sagt Eike Eichmann, die vor einem guten Jahr an der Schule die Leitung übernommen hat. Monatelang habe sie das Thema mit ihrem Team durchdacht, sich informiert und den Einzug der neuen Mitbewohner geplant. Stall und Gehege mussten bestellt und aufgebaut werden.

Schule Hamburg: Hennen zogen in den Ferien ein

Die zwei Hennen, die nun hier wohnen, wurden von einer Schülerin vermittelt. Sie sind in der ersten Ferienwoche in ihr neues Zuhause gezogen und hatten Zeit, sich ohne die Kinder ein wenig einzugewöhnen. „Eigentlich ist alles perfekt gelaufen. Die Tiere waren erst ein wenig alleine. Dann kamen zum Ende der Ferien die Kinder, die in der Betreuung waren. Und erst jetzt ist die Schule wieder voll. So konnten sie sich ganz langsam an alles gewöhnen.“

Die Schulleiterin hat einen modernen Stall angeschafft. Ein Lichtsensor sorgt dafür, dass in der Dämmerung die Hühnertür geschlossen wird. So sind sie nachts vor Gefahren sicher. Auch Futter und Wasser werden mit Hilfe eines Automaten zugeteilt. Auf diese Weise muss sich zumindest über das Wochenende niemand um sie kümmern. Für alles weitere ist der Hausmeister der Schule, der auf dem Gelände wohnt, zuständig. „Unser Hausmeister hat selbst lange Hühner gehabt und freut sich sehr über die Tiere. Und was noch viel besser ist: Er kennt sich richtig aus“, so Eike Eichmann.

Hühner legen wohl keine Eier mehr

Deshalb ist er es auch, der eine Erklärung parat hat, warum die beiden Hennen bisher nicht ein einziges Ei gelegt haben. „Die Hühner sind alt, sagt unser Hausmeister.“ Ältere Tiere würden keine Eier mehr legen, habe er ihr erklärt, so die Direktorin. „Aber ich habe die Hoffnung noch nicht aufgegeben. Vielleicht müssen sie sich hier nur eingewöhnen. Und fangen dann irgendwann doch an, Eier zu legen.“ Sollte das nicht passieren, hat die Direktorin noch eine andere Idee. „Wir erweitern die Mannschaft um zwei weitere Hühner.“ Denn es sei ihr und den Kollegen wichtig, eigene Eier zu produzieren. „Wir haben schon einen Crepes-Bräter gekauft und wollen dann verschiedene Eierrezepte ausprobieren.“

Eike Eichmann geht sogar noch weiter: „Mein Ziel ist es eigentlich, eigene Hühner hier auszubrüten. Die Kinder sollen den Kreislauf erleben und sehen, wie so ein Ei ausgebrütet wird und ein neues Huhn auf die Welt kommt.“ Sie hoffe nun darauf, dass die beiden Hühner diese Aufgabe übernehmen können.

„Die Kinder übernehmen automatisch Verantwortung"

Überhaupt betont die Schulleiterin den pädagogischen Ansatz: „Das Hühnerprojekt soll sich durch alle Fächer ziehen.“ In Mathe soll beispielsweise berechnet werden, wie viel Futter die Tiere brauchen. Im Sachunterricht geht es um das Leben des Huhns. Und gesunde Rezepte gehören eben auch dazu. „Wir beobachten schon jetzt, dass fast alle Kinder morgens erst einmal vor der Schule nach den Tieren schauen. Das ist ein wunderbares Ritual.“ Auch ihr Weg führe als erstes zum Stall. „Die Kinder übernehmen automatisch Verantwortung. Lernen, was man alles braucht, um sich als Lebewesen wohl zu fühlen.“

Jetzt will die Schulgemeinschaft Namen für die Tiere finden. Parallel dazu wird für die Grundschule gerade ein neuer Schulgarten geplant. Erste Versuche gibt es bereits, mit Gemüse zum Naschen und besonders insektenfreundlichen Pflanzen. „Ich möchte dazu allerdings noch ein eigenes Konzept entwickeln, um den Kindern ganz konkret die Themen Ökologie und Nachhaltigkeit nahe zu bringen. Sie schon hier in der Grundschule täglich an die Natur heranzuführen.“ Gerade werde um das Gebäude herum eine Drainage angelegt. „Danach können wir dann starten.“

Schule Hamburg: Nur der bunte Garten fehlt

Dass diese vielen Möglichkeiten nicht die Regel sind, ist Eike Eichmann bewusst. „Wir sind mit gerade einmal neun Klassen eine extrem kleine Schule“, sagt sie. Ein Bullerbü-Gefühl herrsche auf dem Gelände – dazu tragen die Hühner bei. Fehlt nur noch der bunte Garten drum herum.