Hamburg. Bezirksamt fordert Eigentümer der ehemaligen Golf Lounge auf, das verlassene Grundstück zu sichern. Doch es gibt Unklarheiten.

Es ist ein Bild der Verwüstung. Die Scheiben sind mit Graffiti übersät und eingeschlagen. Scherben liegen auf dem Boden. Plastiktüten, Flaschen, Holzlatten und eine dreckige Fußmatte sowie anderer Unrat liegen hier herum. Das Unkraut wuchert auf dem Gelände. Abgestorbene, braune Tannenbäume, die dort wohl für Weihnachtsfeiern im vergangenen Jahr aufgestellt wurden, passen zu diesem Ort der Verwahrlosung.

Die Rede ist vom Areal der ehemaligen Golf Lounge am Billwerder Neuer Deich . Betreiber Peter E. Merck hatte das Gelände in Rothenburgsort Ende März nach nunmehr 17 Jahren verlassen. Der Unternehmer betreibt sein erfolgreiches Konzept aus Golf- und Eventlocation inzwischen auf der einstigen Red-Golf-Anlage in Moorfleet.

Rothenburgsort: Gebäude weiterhin frei zugänglich

Das Gelände der ehemaligen Golf Louge in Rothenburgsort ist weiterhin frei zugänglich, und das lädt offensichtlich geradezu zum Vandalismus ein. Vielleicht haben sich auch schon Menschen in dem Gebäude eingenistet. Das Problem ist durchaus bekannt. „Beim Bezirksamt Mitte sind in den ­letzten Wochen vermehrt Beschwerden über den Zustand des Geländes eingegangen“, bestätigte eine Sprecherin auf Abendblatt-Anfrage. Auch der Stadtteilbeirat Rothenburgsort und Golf Lounge-Chef Merck hatten die Zustände kritisiert. Merck hatte sich zudem an das Bezirksamt gewandt.

Die Scheiben sind eingeschlagen und mit Graffiti besprüht.
Die Scheiben sind eingeschlagen und mit Graffiti besprüht. © Ulrich Gaßdorf

Unterdessen hat Bezirksamtsleiter Ralf Neubauer (SPD) die Angelegenheit zur Chefsache erklärt und gemeinsam mit Bezirkspolitikern einen Rundgang vor Ort gemacht. Der Jurist ist entsetzt „Das ist ein unhaltbarer Zustand, und deshalb sind wir auch umgehend tätig geworden. Das Gelände muss gesichert werden. Nicht auszudenken, wenn Kinder auf die Idee kommen, das Areal zu erkunden, und sich dann verletzen“, sagte Neubauer dem Abendblatt.

Bezirksamt droht mit Maßnahmen

Konkret hat das Bezirksamt „gegen den Eigentümer ein Verfahren zur Herstellung ordnungsgemäßer Zustände eingeleitet und den Eigentümer im Rahmen einer Anhörung mit Schreiben vom 22. Juni 2022 aufgefordert, Sicherungsmaßnahmen zu ergreifen“, sagte eine Sprecherin. Zwischenzeitlich habe der Eigentümer mitgeteilt, er werde kurzfristig Sicherungsmaßnahmen ergreifen.

Davon war allerdings auch am Donnerstag noch nichts zu sehen. Und wenn nicht bald etwas passiert, könnte das unangenehme Folgen haben. „Das Bezirksamt kann und wird zeitnah eine gebührenpflichtige Anordnung erlassen, die Zustände zu beseitigen, die mit Zwangsmitteln durchgesetzt werden kann“, so eine Sprecherin. Das kann ein sogenanntes Zwangsgeld sein, aber auch eine Ersatzvornahme. In diesem Fall würde das Bezirksamt das Grundstück sichern, und der Eigentümer müsste für die Kosten aufkommen.

„Das Projekt wurde bereits im Jahr 2020 verkauft"

Aber wem gehört überhaupt die rund 3600 Quadratmeter große Fläche unweit der Elbbrücken? Das ist eine spannende Frage, und da kommt die Consus Real
Estate AG ins Spiel. Die Tochter der finanziell angeschlagenen Adler Group sorgt seit Monaten wegen des Holsten-Quartiers für Schlagzeilen. Auf dem ehemaligen Brauereigelände in Altona sollen unter anderen 1300 Wohnungen entstehen. Doch das Projekt stockt. Die zuständige Bezirksamtsleiterin Stefanie von Berg (Grüne) hatte die Verhandlungen mit der Consus auf Eis gelegt. Zuvor war die Consus aufgefordert worden, eine Finanzierungszusage für das gesamte Bauvorhaben einzureichen. Das ist nach Abendblatt-Informationen bis heute nicht geschehen.

Aber zurück zum ehemaligen Golf-Lounge-Gelände am Billwerder Neuer Deich. Auf Abendblatt-Anfrage sagte ein Consus-Sprecher. „Das Projekt wurde bereits im Jahr 2020 verkauft, es gibt wie bereits erwähnt keine Verbindung zum Projekt.“

Billwerder Neuer Deich GmbH im Grundbuch eingetragen

Das wirft Fragen auf. Denn noch im August 2021 war auf der Internetseite der Consus zu lesen, dass am Billwerder Neuer Deich eine Projektentwicklung mit 52.000 Quadratmetern Gewerbefläche und mit 500 Parkplätzen entstehen soll. Inzwischen wurde dieser Eintrag gelöscht. Das Abendblatt hat sich auf Spurensuche begeben: Als Eigentümer ist die Billwerder Neuer Deich GmbH im Grundbuch eingetragen. Als Geschäftsführer fungiert laut Handelsregister, nachdem es mehrere Wechsel gab, Sandro Jäger.

Die Billwerder Neuer Deich GmbH hatte ihren Sitz zunächst unter einem Dach mit der Consus am Hans-Henny-Jahnn-Weg 29 auf der Uhlenhorst. Inzwischen ist als Geschäftsanschrift die DIM (Deutsche Immobilien Management) Holding AG an der Potsdamer Straße in Berlin angegeben. Das Abendblatt hat bereits am Dienstag an das Unternehmen einen Fragenkatalog mit der Bitte um Weiterleitung an Sandro Jäger geschickt. Eine Antwort gab es bislang nicht.

Rothenburgsort: Zukunftspläne unklar

Deshalb bleibt auch die Frage offen, was die aktuellen Eigentümer mit dem Areal vorhaben. So viel steht allerdings fest: Beim zuständigen Bezirksamt Mitte hat Jäger bislang keinen Bauantrag gestellt.