Hamburg. Hunderte Taschen, Rucksäcke, Koffer und Trolleys – und kaum jemand, der sich darum kümmert. Fluggäste müssen selbst suchen.
Ihren ersten Besuch nach vier Jahren in Hamburg hatten sich die Wahl-Australier Ernst und Jenny Rudloff anders vorgestellt. Statt die Familie und die Stadt zu genießen, mussten sie am Mittwoch am Airport auf Koffersuche gehen. Wie ihnen geht es gerade sehr vielen Flugreisenden. Im Terminal Tango stapeln sich als Beweisstücke Tausende fehlgeleitete Gepäckstücke.
Für die Koffersucher ist es kein Spaß, bei der Hitze über das weitläufige Flughafengelände zum Terminal T zu kommen. „Wir waren schon gestern hier“, sagen die Rudloffs. Immerhin: Am Freitag konnten sie ihre Gepäckstücke wieder in den Händen halten.
Hamburg Airport: Hunderte Gepäckstücke im Terminal Tango auf mehrere Räume verteilt
Die Suche nach den Koffern – eine Tortur: Die Gepäckstücke sind im Terminal auf verschiedene Räume verteilt. Im Bereich der Gepäckstücke, die bereits durch den Zoll gegangen sind, stehen Koffer dicht an dicht in Reihen. Es dürften deutlich mehr als 1000 Gepäckstücke, Kinderkarren und sogar Surfboards sein, die hier auf ihren Besitzer warten. In der anderen Halle sind es immerhin ein paar Hundert weitere Koffer, die herrenlos herumstehen.
Für die Rudloffs bestand die Suche aus viel „Homework“, wie Jenny Rudloff es beschreibt. Versuche von Telefonrecherchen seien aber oft im Ansatz stecken geblieben, weil am anderen Ende der Leitung einfach aufgelegt wurde. Am Flughafen wissen einige dort eingesetzte Mitarbeiter nicht, wo und was in dem anderen Bereich steht. Vom Zoll, so berichten die Eheleute, war überhaupt niemand da.
Tracker zeigt Gepäck in Hamburg – wo, weiß aber niemand
Eine Paar, das aus Athen gekommen war, ist guten Mutes, die verloren gegangenen Koffer zu finden. Sie haben in den Gepäckstücken Tracker, die ihnen verraten, dass ihre Gepäckstücke tatsächlich mittlerweile in Hamburg angekommen sind. Allerdings werden sie hin und her geschickt, weil der Standort offenbar nicht so genau angezeigt wird und niemand Auskunft geben kann, wo die Koffer sind.
Jan-Ulrich Lobisch war mit seiner Schwägerin im Terminal Tango. Sie ist seit Freitag auf Koffersuche. „Was mich schockiert hat, ist, dass man völlig unkontrolliert zu den Koffern gelangen kann. Viele sind geöffnet. Man kann einfach etwas rausnehmen“, sagt Lobisch.
Seine Schwägerin musste ohne Koffer wieder abziehen. „Wir bekamen die Auskunft, dass er noch in Frankfurt sein könnte. Dort wäre alles noch viel schlimmer und könnte Wochen dauern, bis er in Hamburg ist oder er wird gleich zurück nach Cleveland in die USA geschickt“, so Lobisch.
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Das Abendblatt war vor Ort. Tatsächlich kommt man ohne Probleme in die Bereiche mit den Gepäckstücken. In dem kleineren Abschnitt war erkennbar eine Sicherheitsmitarbeiterin. In dem großen Raum mit den mehr als 1000 Gepäckstücken war hingegen kein Sicherheitspersonal zu sehen.
Verantwortlich für das Kofferchaos ist Personalmangel vor allem an den großen Drehkreuzen wie Frankfurt oder Paris. Die Gepäckstücke kommen einfach nicht in den Anschlussflieger. Das scheint bei dem Ehepaar Rudloff auch so gewesen zu sein. Sie kamen via Kopenhagen nach Fuhlsbüttel.