Hamburg. Auch die Stadt Hamburg ist damit beschäftigt, Maßnahmen für Einsparungen zu prüfen. Gehandelt wurde bis jetzt aber noch nicht.
Die ersten Kommunen in Deutschland reagieren bereits auf den Appell von Politikern und Experten, effiziente Maßnahmen zum Energiesparen zu ergreifen. So werden in Leipzig mehr als 200 Gebäude, Plätze und Brücken nachts nicht mehr beleuchtet, und in Augsburg bleibt das Rathaus vorerst dunkel.
Wie bereitet sich die Hansestadt auf eine Krise vor, die Kommunen und Gemeinden nach Einschätzung des Deutschen Städte- und Gemeindebundes besonders hart treffen wird? Denn klar ist: Nicht nur die einzelnen Bürger sind zum Handeln aufgefordert (das Abendblatt berichtete am Wochenende mit einem Schwerpunkt über das Energiesparen), sondern auch Landesbetriebe, Flughäfen, Deutsche Bahn und Kirchen.
Energiekrise: Hamburg prüft Maßnahmen
Die Hansestadt hat im Unterschied zu bayerischen und sächsischen Kommunen noch keine sichtbaren Maßnahmen getroffen. Gründlichkeit geht offenbar vor Schnelligkeit. „Wir prüfen derzeit behördenübergreifend die technischen Möglichkeiten zur Reduzierung des Energieverbrauchs in den städtischen Gebäuden“, sagte Renate Pinzke, Sprecherin der Behörde für Umwelt, Klima, Energie und Agrarwirtschaft, auf Abendblatt-Anfrage.
„Rechtzeitig vor der kommenden Heizperiode werden wir detailliertere Angaben machen können.“ Im Wesentlichen gehe es darum, wie mit dem Warmwasser und den Heizungen umgegangenen werden solle. „Die Stadt prüft aber auch, wie darüber hinaus Energie gespart werden kann, um auch die Kosten zu reduzieren – so, wie es viele Bürgerinnen und Bürger gegenwärtig ebenfalls machen.“
„Wir klären erst das Technische, dann das Machbare"
Im Blick auf die medienwirksamen Aktionen anderer Städte sagt die Behördensprecherin: „Wir klären erst das Technische, dann das Machbare, und dann gehen wir an die Öffentlichkeit. Wir möchten nicht wie andere Städte etwas verkünden, das nicht umsetzbar ist.“
Nachts ist deshalb alles erleuchtet, selbstverständlich auch die Straßen. 124.000 Leuchtmasten und Lampen sorgen für die nötige Helligkeit im öffentlichen Raum, und das auf ökologischer Basis. Hamburgs Straßenbeleuchtung wird ausschließlich mit Strom aus regenerativen Energien betrieben. Allein dadurch spart Hamburg jährlich 15.000 Tonnen CO2 ein. Gleichzeitig wurde die Effizienz der Lichtanlagen in den vergangenen 20 Jahren um etwa ein Drittel gesteigert.
Bei Straßenbeleuchtung könnte gespart werden
Werden angesichts der Energiekrise bald diese Lichter ausgehen? Dennis Heinert, Sprecher der Behörde für Verkehr und Mobilitätswende: „Ein generelles Dimmen oder Abschalten der Straßenbeleuchtung zum Zwecke der Energieeinsparung würde angesichts des sehr geringen Anteils der öffentlichen Beleuchtung am Gesamtstromverbrauch der Hansestadt nur wenig zur Energieeinsparung beitragen.“
Andererseits könnten sich dadurch die Risiken hinsichtlich der Verkehrssicherheit und der sozialen Sicherheit im öffentlichen Raum erhöhen. Gleichzeitig gibt es nach Behördenangaben andere Mittel und Wege, auch in diesem Bereich Energie zu sparen. Bereits seit Jahren läuft die Umstellung der Leuchtmittel in Lichtsignalanlagen und Straßenlampen auf LED.
Viele Anlagen bereits ersetzt
Ein großer Teil der Anlagen wurde bereits ersetzt. Bei der Sanierung wird ein Einsparpotenzial von rund vier GWh pro Jahr erzielt. Dazu kommt, dass die Straßenbeleuchtung in Hamburg nach der aktuellen Helligkeit und damit bedarfsgerecht geschaltet werden kann.
Dass die Deutsche Bahn auf Bahnhöfen, Zügen und in den einzelnen Arbeitsbereichen die Helligkeit reduziert, ist ebenfalls ausgeschlossen. An der vorgeschriebenen Mindeststärke werde aus Sicherheits- und Arbeitsschutzgründen „nicht gerüttelt“, sagte eine Hamburger Bahnsprecherin. Die Bahn sei heute schon das klimafreundlichste und energieeffizienteste Verkehrsmittel.
Flughafen Hamburg bereitet sich vor
„Zudem treibt die DB seit Jahren Energiesparmaßnahmen voran, zum Beispiel beim energiesparenden Fahren, wo Lokführerinnen und Lokführer mithilfe von Fahrassistenzsystemen, einfachen Tricks und Kniffen einen Beitrag zum Ressourcenschutz leisten, bei der Umsetzung von energetischen Maßnahmen in Werken, Bahnhöfen und Bürogebäuden oder mit dem Austausch fossiler Wärmeanlagen durch alternative Heizanlagen.“
Unterdessen bereitet sich auch der Flughafen Hamburg auf mögliche Liefereinschränkungen und -ausfälle der Gasversorgung vor. Schon jetzt werden die ersten Sparmaßnahmen ergriffen. „Das gasbetriebene Blockheizkraftwerk wird nicht mehr zur Stromproduktion genutzt. Die Wärmeversorgung in den Gebäuden wird optimiert. Und Energiespartipps werden an alle Beschäftigten aktiv kommuniziert“, sagte Flughafensprecherin Janet Niemeyer dem Abendblatt.
Energiekrise: Kirchen könnten Temperatur senken
Der Airport habe den überwiegenden Teil des Energiebedarfs dieses Jahres bereits im Vorjahr eingekauft. Zudem bereitet sich der Flughafen darauf vor, Gas kurzfristig durch anderen Energieträger wie synthetischen Diesel zu ersetzen. Gas wird auf dem Airport vor allem für die Wärmeversorgung der zahlreichen Gebäude eingesetzt.
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In den beiden großen evangelischen Kirchenkreisen (Ost und West/Südholstein) erarbeiten derzeit Experten einen Maßnahmenplan. Schließlich spart die Temperaturabsenkung um ein Grad in den Kirchengebäuden zehn Prozent der Heizenergie. Schon jetzt produzieren auf dem Dorothee-Sölle-Haus 164 Solarmodule etwa 15 Prozent des Stroms, den die 300 Mitarbeitenden im Haus aus Diakonie, Öffentlichkeitsarbeit, Publizistik und weiteren Einrichtungen verbrauchen.