Hamburg. Der Konflikt bei Hagenbeck schlägt große Wellen: Unterstützung für die Beschäftigten kommt jetzt auch aus der Politik.

Die Politik schaltet sich in den erbitterten Konflikt beim Tierpark Hagenbeck ein: In einer Stellungnahme hat sich die SPD-Regierungsfraktion in der Bürgerschaft deutlich auf die Seite der Beschäftigten gestellt, die am Mittwoch erstmals in einen Warnstreik getreten waren.

„Die Geschäftsführung des Tierparks Hagenbeck muss die grundlegenden Arbeitnehmerrechte auf Organisation in Gewerkschaften und den Schutz durch Tarifverträge akzeptieren“, sagte Jan Koltze, Sprecher für Arbeit und Gewerkschaften in der SPD-Fraktion. Er griff auch Hagenbeckchef Dirk Albrecht an: „Mit ihrer Unternehmensführung von Vorvorgestern schadet die Geschäftsführung dem Tierpark.“

Hagenbeck: Streik im Tierpark

Der aktuelle Konflikt dreht sich um die Frage, ob die Industriegewerkschaft Bauen – Agrar – Umwelt (IG BAU) mit Albrecht über einen neuen Tarifvertrag verhandeln darf (wir berichteten). Da die Geschäftsführung bislang alle Gesprächsaufforderungen ignoriert habe, organisierte die IG BAU den Warnstreik am Mittwoch, an dem etwas weniger als die Hälfte der 130 Beschäftigten teilnahmen. Die Aktion ist auch als Zeichen des Widerstands gegen den Tierparkchef und seinen Führungsstil zu sehen. Mit Albrecht gebe es quasi keine Chance auf ein friedliches Miteinander im Tierpark, sondern nur ein „Klima der Angst“, so seine Gegner.

Der umstrittene Geschäftsführer betonte dagegen, es sei zwar „das gute Recht“ von Beschäftigten, zu streiken. Sie würden allerdings „keine Not leiden“: „Wir haben bereits eine gültige, komfortable Betriebsvereinbarung und Arbeitsverträge. Es geht nicht darum, dass sich jemand sein Brot nicht mehr kaufen kann, sondern um finanzielle Add-Ons.“ Nach Al­brechts Sichtweise hat die IG Bau vor allem kein Mandat, um mit ihm über einen Tarifvertrag zu verhandeln. Albrecht kündigte bereits an, das Arbeitsgericht wegen der Streitfrage anzurufen. Er wolle „Rechtssicherheit“ erreichen, unabhängig auch von weiteren möglichen Streiks.

Tierpark Hagenbeck: Konflikte landen vor Gericht

Dass Konflikte im Tierpark letztlich vor Gericht landen, ist seit mehr als einem Jahrzehnt die Regel. Nach Abendblatt-Recherchen gab es seit 2010 inzwischen weit mehr als 100 Klagen und Prozesse – die meisten waren Streitigkeiten zwischen den beiden Eigentümerfamilien des Tierparks, die seit Langem verfeindet sind. Zuletzt hielten diese sich juristisch zwar zurück, dafür stritten Dirk Albrecht und der Betriebsrat bereits mehrfach juristisch. Auch prüft die Staatsanwaltschaft mehrere Strafanzeigen gegen Albrecht aus der Belegschaft. Er streitet alle Vorwürfe ab.

Auf städtischer Seite ist die Kulturbehörde für den Tierpark zuständig. Sie hielt sich aber aus den internen Konflikten in den vergangenen Jahren heraus. Ein Grund: Hagenbeck erhält keine staatlichen Zuschüsse, und der Einfluss des Senats ist dadurch ohnehin begrenzt. Für den SPD-Abgeordneten Jan Koltze ist klar, dass ein Besuch im Zoo nicht „vom Umgang mit dem Personal überschattet“ werden solle. Die Beschäftigten im Tierpark hätten seine „volle Solidarität“.