Hamburg. Der Senat muss Pläne für neues Gaskraftwerk stoppen, sagt Liberalenchef Kruse. Er schätzt eine andere Maßnahme als sinnvoller ein.
Der Hamburger FDP–Vorsitzende und Bundestagsabgeordnete Michael Kruse hat vor einem drastischen Anstieg der Fernwärmepreise in Hamburg gewarnt. Anlass ist der für den morgigen Donnerstag geplante Baubeginn für einen Tunnel unter der Elbe, der Waltershof mit dem Hindenburgpark in Othmarschen verbinden soll. Über den fast 1,2 Kilometer langen Tunnel soll künftig im Energiepark Hafen erzeugte Wärme unter der Elbe entlang in den Hamburger Nordwesten geleitet werden.
Nicht der Tunnel selbst sorgt bei FDP-Chef Kruse für Kritik – sondern das Konzept, mit dem nach den Plänen von Umweltsenator Jens Kerstan (Grüne) künftig die Fernwärme erzeugt werden soll. Denn eine wesentliche Komponente der Planung zum Ersatz des maroden Kohlekraftwerks Wedel ist der Bau eines neuen Gaskraftwerks an der Dradenau im Hafengebiet
FDP Hamburg: "Einkaufspreise von Gas hat sich verdreifacht"
Die „hocheffiziente Gas- und Dampfturbinen-Anlage“ ermögliche „eine hohe Brennstoffausnutzung und kann aufgrund ihres modularen Aufbaus sehr flexibel auf Schwankungen im Strommarkt reagieren“, jubelt der Senat.Angesichts der aktuellen Weltlage sei der Bau keine gute Idee, findet dagegen FDP-Politiker Kruse, der auch energiepolitischer Sprecher seiner Bundestagsfraktion ist. „Der Senat muss die Pläne für sein neues Gaskraftwerk stoppen“, sagte Kruse dem Abendblatt.
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„Der Einkaufspreis von Gas hat sich seit dem russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine verachtfacht. Die Berechnungsgrundlage für das Gaskraftwerk auf der Dradenau ist nicht mehr gültig. Mit der Realisierung eines Gaskraftwerks werden die Kosten für die Fernwärme in Hamburg explodieren. Die Fernwärme könnte damit drei- bis viermal so teuer werden wie derzeit.“
Energiekrise: Reaktivierung "wäre ökologisch nachhaltiger"
Es sei „höchst unseriös, für die Fernwärme zum Zeitpunkt einer drohenden Gasmangellage ein Gaskraftwerk zu bauen“, so Kruse weiter. „In Deutschland werden gerade reihenweise alte Kohlekraftwerke reaktiviert, um für die kommenden Winter gut gerüstet zu sein. Die Reaktivierung eines der beiden Kraftwerksblöcke in Moorburg wäre ökologisch wesentlich nachhaltiger, und mit der Auskopplung von Wärme aus diesem Block wäre die Fernwärmeversorgung des Hamburger Westens zu guten finanziellen Konditionen gesichert“, glaubt Kruse. „Der Senat sollte seine ideologischen Bedenken beiseitelegen und diesen Weg gehen.“