Hamburg. Entdeckung könnte Anhaltspunkte für eine Therapie liefern. Infektionsforscher fanden zudem positive Ergebnisse bei Impfung gegen MERS.

Alzheimer ist immer noch eine Erkrankung, die den Menschen einen fürchterlichen Schrecken einjagt. Nach wie vor gibt es keine Möglichkeit, diese Krankheit zu heilen, Medikamente können das Fortschreiten der Symptome nur abbremsen. Jetzt haben Forscher des Universitätsklinikums Eppendorf (UKE) zusammen mit Kollegen der Harvard Medical School in Boston Hinweise auf die krankhaften Veränderungen bei Alzheimer und Behandlungsmöglichkeiten gefunden, teilt das UKE mit.

Möglich machte dies das Gehirn einer Frau aus Kolumbien, die zu einer Großfamilie mit einer bestimmten Genmutation gehörte. Diese Mutation löst die Krankheit bereits aus, wenn sie nur von einem Elternteil an das Kind weitergegeben wird. Menschen mit dieser Form der Erkrankung, die etwa ein Prozent aller Alzheimererkrankungen ausmacht, zeigen schon ungewöhnlich früh, im Alter zwischen 40 und 50 Jahren, Symptome der Alzheimer-Krankheit und sterben schon bald darauf an der Erkrankung.

Alzheimer: Genmutation schützte Teile des Hirns

Bei dieser Frau traten die ersten Anzeichen der Alzheimer-Krankheit jedoch erst mit Anfang 70 auf. Sie trug eine weitere Genmutation in sich, die die Krankheit drei Jahrzehnte lang abwehrte. Dieses Protein wurde bisher weder mit einem verminderten noch mit einem erhöhten Risiko für Alzheimer in Verbindung gebracht.

Wie die Forscher in der Fachzeitschrift "Acta Neuropathologica" berichten, waren in dem Gehirn der Frau tatsächlich krankhafte Veränderungen der Alzheimer-Krankheit nachzuweisen. Aber es gab auch Hirnregionen, die verschont geblieben waren, wie zum Beispiel der sogenannte frontale Kortex, der etwa für das Urteilsvermögen wichtig ist, oder der Hippocampus, der maßgeblich für das Gedächtnis und das Lernen ist.

Alzheimer: schützendes Protein als Medikament verabreichen

Dass diese Hirnregionen verschont blieben, wurde nach der Aussage von Dr. Diego Sepulveda-Falla, Forschungsleiter am Institut für Neuropathologie des UKE, das erste Mal beobachtet. „Es ist selten, dass wir bei der Untersuchung von Gehirnen mit familiärer Alzheimer-Krankheit solche überraschenden Befunde entdecken. Ich bin zuversichtlich, dass unsere molekularen und pathologischen Ergebnisse zumindest einige Wege für die Forschung aufzeigen und Hoffnung auf eine erfolgreiche Behandlung dieser Erkrankung machen".

Gegenüber dem Abendblatt sagte der Wissenschaftler, es sei theoretisch vorstellbar, dass man dieses schützende Protein künstlich nachbaue und Alzheimer-Patienten als Medikament verabreiche. Jetzt sollen weitere Studien an Tieren und am Blut von Alzheimer-Patienten folgen.

UKE-Forschung: Boosterimpfung gegen MERS-Infektion erfolgreich

Eine weitere Erfolgsmeldung aus dem UKE gibt es auf einem ganz anderen Fachgebiet, der Infektionsforschung. Und zwar geht es dabei um einen Impfstoff gegen die Coronainfektion MERS, die besonders im asiatischen Raum vor rund zehn Jahren Ausbrüche mit schweren Atemwegserkrankungen und Todesfällen verursacht hat. Gegen diese Infektion haben Forscher des UKE zusammen mit Kollegen des Deutschens Zentrum für Infektionsforschung (DZIF) einen Impfstoff entwickelt. Diese Vakzine wurde 23 Studienteilnehmern verabreicht, zweimal im Abstand von vier Wochen in den Jahren 2017 bis 2019 und zusätzlich später als Auffrischimpfung.

In der Studie zeigte sich, dass die späte Booster-Impfung zu einem signifikanten Anstieg von bestimmten Immunzellen und Antikörpern führte, die bei den Studienteilnehmern noch zwei Jahre nach der dritten Impfung nachgewiesen werden konnten. „Nach dreimaliger Impfung wurde bei allen Proband:innen eine langanhaltende Immunantwort gegen das MERS-CoV Spike-Protein beobachtet", so Studienleiterin Prof. Dr. Marylyn Addo, Direktorin des Instituts für Infektionsforschung und Impfstoffentwicklung.