Hamburg. Die vom UKE entwickelte App soll das Warten auf einen Therapieplatz verkürzen. Auch Kinder-Version geplant. Wie sie funktioniert.

Mit einem Handy-Programm wollen UKE-Forscher dazu beitragen, dass psychisch kranken Senioren und Kindern schnell geholfen und eine mögliche Wartezeit bis zu einer Therapie überbrückt wird. Dabei geht es vor allem um depressive Phasen und Depressionen. Wie die Bürger-Stiftung Stormarn mitteilte, die das bereits in 15 Hamburger Einrichtungen genutzte Training fördert, könne es in Heimen, geriatrischen Kliniken und Praxen eingesetzt werden.

UKE-Professor Steffen Moritz, Leiter der Arbeitsgruppe Klinische Neuropsychologie, sagte: „Wir setzen auf spielerische Weise bei Denkverzerrungen an, die die Wahrnehmung auf uns selbst, die Welt und unsere Zukunft trüben. Wir nehmen eine Vogelperspektive auf das eigene Denken ein, hinterfragen Denkmuster und erarbeiten Alternativen. Das wird auch als ,Metakognition‘ bezeichnet – also das Denken über das Denken.“ Das schließe „ungünstige Verhaltensweisen“ wie das Grübeln oder einen Rückzug aus dem sozialen Leben ein. Das Programm für die Älteren heißt „Metakognitives Training“, kurz: MKT-Silber.

MKT-Silber – App soll Wartezeit bis zur Therapie überbrücken

Wie die Stiftung schreibt, zeige jeder fünfte über 65-Jährige Symptome einer Depression, in Heimen seien es sogar 42 Prozent. Die Psychotherapeutin und wissenschaftliche Mitarbeiterin der Hamburg Medical School, Dr. Brooke Viertel, erklärte: Auslöser für eine Depression bei Älteren könnten schon altersbedingte körperliche Veränderungen sein, die neue Rolle im Ruhestand oder Einsamkeit. Hinzu kämen seelische Belastungen durch chronische Schmerzen oder schwerwiegende Erkrankungen wie Krebs. Das von ihr vor drei Jahren mitentwickelte MKT-Programm könne die Wartezeit auf einen Therapieplatz überbrücken oder dazu beitragen, dass nach einer Therapie ein Rückfall verhindert werde.

Gemeinsam im Kampf gegen Depressionen (v. l.): Die Ehrenamtler Ralph Klingel-Domdey, Ahrensburgs ehemalige Bürgermeisterin Ursula Pepper, Ernst-Jürgen Gehrke, und das UKE-Forscherteam Ruth Veckenstedt, Steffen Moritz und Brooke Viertel.
Gemeinsam im Kampf gegen Depressionen (v. l.): Die Ehrenamtler Ralph Klingel-Domdey, Ahrensburgs ehemalige Bürgermeisterin Ursula Pepper, Ernst-Jürgen Gehrke, und das UKE-Forscherteam Ruth Veckenstedt, Steffen Moritz und Brooke Viertel. © Bürgerstiftung Stormarn/Andreas Laible

Die kostenlosen Trainings bestehen aus Gruppensitzungen für drei bis acht Teilnehmer. Sie können angeleitet werden von Psychologen oder geschulten Pflegekräften. Durch die Spendengelder können Trainingsunterlagen, Übersetzungen und Lernvideos finanziert werden. Wie die Bürger-Stiftung erklärte, sei das Programm bereits 5000-mal heruntergeladen worden (www.uke.de/mkt-silber).

MKT-Silber für Senioren, Cogito Kids für Kinder

Eine Erweiterung auf Kinder komme bald heraus: die Selbsthilfe-App Cogito Kids. Sie soll durch tägliche Übungen Kinder unterstützen, „emotionale Probleme zu reduzieren“. Eine Kinderbuchautorin und eine Illustratorin seien im Entwicklerteam.

Therapeutin Brooke Viertel sagte: „Die meisten Therapeuten, die zu unseren Workshops kommen, stammen nicht aus Hamburg. Seit wir das Training auch auf Englisch anbieten, ist das internationale Interesse enorm gewachsen.“ Eine Version des Metakognitiven Trainings sei in die Leitlinien der Deutschen Gesellschaften für Psychiatrie und Psychotherapie aufgenommen worden.

So können Sie de Stiftung unterstützen

Wenn auch Sie dieses oder andere Hilfsprojekte unterstützen möchten, wenden Sie sich an die Bürger-Stiftung Stormarn, Hagenstraße 19, 23843 Bad Oldesloe, per Mail an info@buerger-stiftung-stormarn.de. Rückfragen beantwortet Stiftungsreferent Jörg Schepers, Telefon 04537 70 700 13.