Hamburg. Drei Kleingenossenschaften bangen um ihre Wohnbauprojekte in Marmstorf, Othmarschen und Barmbek. Nun ist die Politik gefragt.

Alles steht in den Startlöchern: Die Kleingenossenschaft "Wohnen hoch drei" hat für ein soziales Wohnprojekt sämtliche Vorbereitungen getroffen, um im Hamburger Stadtteil Marmstorf die 24 lang geplanten Sozialwohnungen zu bauen. Das Grundstück an der Elfenwiese ist gesichert, der Elbpachtvertrag abgeschlossen, der Wohnkomplex bis ins letzte Detail durchdacht und auch der Bauunternehmer ist bereit.

Doch der Traum vom nachhaltigen Mehr-Generationen-Haus könnte ein Traum bleiben: Die mangelnde Finanzierung blockiert den Baustart. In einer gemeinsamen Mitteilung fordert "Wohnen hoch drei" mit zwei weiteren Kleingenossenschaften in ähnlicher Notlage Lösungen von Bürgermeister Peter Tschentscher sowie den Bezirken, um die Wohnungsprojekte zu retten.

Wohnen in Hamburg: Unzureichende Förderungen und steigende Baukosten

Das Wohnprojekt in Marmstorf wurde im vergangenen Jahr mit dem Nachhaltigkeitspreis ausgezeichnet, aufgrund der effizienten, ökologischen Bauweise. Das Konzept: An der Elfenwiese sollten zukünftig Familien, Pärchen und Singles gemeinschaftlich unter einem Dach leben, auch gemeinsame Lagerfeuer und Gärtnerarbeiten waren geplant. Zudem sollten zwei der Wohnungen für Menschen mit Behinderungen zur Verfügung stehen. Nur fehlen zum Baustart die finanziellen Mittel.

"Circa 400.000 bis 500.00 Euro brauchen wir, um den Wohnbau zu realisieren", sagte Wiebke Hansen, Mitglied der Genossenschaft "Wohnen hoch drei", dem Abendblatt. Derzeit liege der Eigenanteil bei 500 Euro pro Quadratmeter, bei mangelnder Finanzierung würde dieser sich jedoch verdoppeln. "Wir sind 24 Parteien, die meisten mit unterem Einkommen – wo soll das Geld herkommen?"

Schon im Januar hat das Abendblatt über Finanzierungs-Probleme durch den Förderstopp für energieffeziente Gebäude berichtet: Seitdem hat sich nicht viel bewegt. Und das, obwohl die Mitglieder der Genossenschaft schon vieles tun, um Geld einzusparen. Die Brombeeren auf dem zu bebauenden Gelände wurden laut Hansen eigenständig gerodet, die Bearbeitung der Außenanlage soll lieber selbst angepackt werden anstatt vom Fachmann, und der Fußboden soll zur Not einen billigen Estrich erhalten. Dennoch müssen die Mitglieder bangen. "Mehr als 600.000 Euro Eigenkapital sind bereits in die Planung geflossen – scheitert das Projekt auf den letzten Metern, ist das Geld weg", erklärte Hansen.

Sozialer Wohnungsbau bedroht: Kleingenossenschaften in Sorge

Ein Problem, vor dem mehrere Baugemeinschaften stehen. Rasant ansteigende Baukosten, eine beschleunigte Inflation und zum Teil starre Förderrichtlinien hemmen den sozialen Wohnungsbau. Hinzu kommen lange Abstimmungszeiten mit den Behörden und bürokratische Auflagen, die den Bauprozess verzögern.

Der Genossenschaft Baumhaus Altona wurde von der Stadt Hamburg bereits vor drei Jahren zugesichert, dass die geplanten 22 Sozialwohnungen in Othmarschen gebaut werden können. Baustart war ursprünglich für den Herbst 2020 angedacht. Hier sollten unter anderem Flüchtlinge ein Zuhause finden. Doch es hakt nicht nur an der Finanzierung – auch eine notwendige Vereinbarung zur Erschließung des Grundstücks zwischen dem Landesbetrieb Immobilienmanagement und Grundvermögen (LIG) und dem Unternehmen lässt auf sich warten, heißt es in der gemeinsamen Mitteilung der Genossenschaften.

Nicht viel besser geht es bei der Baugenossenschaft Mesterkamp zu, welche unter dem Motto "Autofrei, Nachhaltig, Generationsübergreifend" rund 40 geförderte Mitewohnungen in Barmbek-Süd errichten will. Hier verhindern neben hohen Zinsen insbesondere bürokratische Auflagen der Hamburgischen Investitions- und Förderbank (IFB) den Baubeginn.

Konkrete Forderungen: Die Politik muss handeln

Aufgrund der verheerenden Notlage der Sozialbau-Projekte fordern die Kleingenossenschaften eine schnelle, finanzielle Unterstützung von der Politik, eine Anpassung der Förderrichtlinien und eine effizientere Zusammenarbeit mit den Behörden. "Wir stehen unter Zeitdruck – es wird immer enger", so Hansen. Eine Lösung müsse spätestens nach der Sommerpause her – sonst drohen die Wohnbauprojekte zu kippen.