Hamburg. In einem neuen Buch beschreibt Philipp Markhardt interessante Zu-Fuß-Routen in Hamburg und Umgebung. Wir drucken Auszüge.

Wer zu Fuß durch Hamburg und das Umland streift, wird immer wieder überrascht sein, wie schön es bei uns im Norden ist und wie schnell man in die Natur eintauchen kann.

Philipp Markhardt hat unterschiedliche Routen erlaufen und beschreibt sie in seinem Buch „Komm, lass und wandern“. Es geht durchs Hamburger Stadtgebiet, aber auch durchs Alte Land, die Lüneburger Heide und an der Ostseeküste entlang. Zu allen Touren gibt es im Buch Bilder und eine Karte. Drei der 25 Touren stellen wir (leicht gekürzt) als Appetitmacher hier einmal vor.

Wanderungen in Hamburg: Von Stellingen nach Ohlsdorf

Der 2. Grüne Ring ist nicht nur eine Pflichtaufgabe für stolze hanseatische Wanderer, sondern auch grundsätzlich eine tolle Sache. Nahezu überall in der Stadt ist man nicht weit von einer Startmöglichkeit entfernt. Noch ein Vorteil: Der 2. Grüne Ring ist hervorragend markiert (grüne Schilder mit der Aufschrift „11“ und „2. Grüner Ring“). Hier soll es um die Strecke von Stellingen nach Ohlsdorf gehen, die rund 13 Kilometer lang und sehr abwechslungsreich ist.

Wer an Stellingen denkt, der hat vermutlich nicht als Erstes Wanderrouten vor Augen. Und tatsächlich muss man vom Startpunkt am S-Bahnhof Stellingen erst einmal ein paar Meter zurücklegen, um sich als Wanderer zu fühlen. Dazu überquert man den Binsbarg und biegt kurz nach Betreten des Rohlfswegs links auf einen Spazierweg ab, der an die Düngelau führt, die später in die Mühlenau münden wird.

Erst mal ist sie jedoch Begleiterin durch Wohngebiete, anschließend durch Kleingartenkolonien, die man nicht immer auf direktem Weg durchquert. Das ist insbesondere im Sommer aber eine tolle Möglichkeit, liebevoll gestaltete Gärten zu bestaunen und sich an zahlreichen Brombeersträuchern gütlich zu tun, die an mancher Stelle wuchern.

Nachdem das Regenrückhaltebecken passiert worden ist, verlässt man den Lauf der Düngelau kurzfristig, um die hier kreuzenden Schienen zu überwinden. Hinter der Bahnunterführung geht es rechts auf einen kleinen Weg, der unterhalb der Schienen in Richtung Westen führt und an dessen Ende man wieder auf das kleine Flüsschen trifft, dessen Verlauf man bis zur Kieler Straße folgt.

Hier überquert man die Straße, um den Sola-Bonapark zu betreten, der seit 1956 für die Öffentlichkeit zugänglich ist. Er verdankt seinen Namen der Inschrift an der zum Park gehörenden Villa: „Sola bona quae honesta“ – „Nur die Dinge sind gut, die anständig sind“. (Die Geschichte dahinter findet sich im Buch).

Ein kleiner Teich und ein alter, artenreicher Baumbestand sorgen für eine beschauliche Stimmung. Hier steht beziehungsweise stand auch eine „tausendjährige“ Eiche, die tatsächlich nur etwa 350 Jahre alt wurde, ehe Fäulnis und Stürme ihr den Rest gaben. Ihre Überreste sind allerdings noch vorhanden und haben etwas Anmutiges. An dem kleinen Spielplatz werden Wanderer mit Kindern nur schwer ohne Pause vorbeikommen.

Philipp Markhardt: „Komm, lass und wandern“ hat 208 Seiten und kostet 16 Euro. Es ist auch im Abendblatt-Shop  am Großen Burstah 18-32 erhältlich.
Philipp Markhardt: „Komm, lass und wandern“ hat 208 Seiten und kostet 16 Euro. Es ist auch im Abendblatt-Shop am Großen Burstah 18-32 erhältlich. © PR | Emons Verlag

Am nördlichen Ausgang des Sola-Bona-Parks hält man sich rechts und erreicht nach wenigen Metern den Parkplatz des angrenzenden Poseidon-Bades. Hier bleibt man links und wandert parallel zur bereits bekannten Bahnstrecke über die Autobahn und an weiten Feldern vorbei bis zur nächsten Straße (Kollenhof), der man nun folgt. Der grüne Ring führt nun zwischen Wiesen und Wald entlang an den Ort, an dem die Mühlenau in die Kollau mündet. Hier biegt man rechts auf den Kollauwanderweg, dem man über die Vogt-Kölln-Straße hinweg ins Niendorfer Gehege folgt. Ortsunkundige Wanderer orientieren sich Richtung Wildgehege.

Nach Mutzenbecher Villa, Waldschule und Revierförsterei geht es in Richtung Lokstedter Holt und Kollaustraße, um dann in den Vogt-Cordes-Damm zu gelangen, der direkt auf den Flughafen Fuhlsbüttel zuführt. Die Route geht nun östlich des Flughafengeländes entlang in Richtung Nordosten. Während linker Hand (vielleicht) Flugzeuge starten und landen, wird die Strecke rechts von Kleingärten gesäumt.

Durch diese geht es auch, um den Reitzenweg zu erreichen, und weiter, an der Basis der Lufthansa Technik AG vorbei nach Groß Borstel zum Borsteler Jäger, einem schattigen Wäldchen mit hohen Bäumen. (...) Hinter Alsterkrugchaussee und Alsterdorfer Damm tut sich mit dem Bistro Braband eine Möglichkeit zur Einkehr auf. Nun folgt man der Alster flussaufwärts bis zum Bahnhof Ohlsdorf.

Gemütliche Wanderung ohne große Anforderungen, ÖPNV: S 3 oder S 21 bis Stellingen, Rückfahrt: S 1 oder S 11 ab Ohlsdorf

Von Lühe nach Jork

Die Wanderung von Lühe-Grünendeich nach Jork ist eher kurz und hervorragend für Kinder geeignet. Eigentlich könnte man die 8,4 Kilometer in gut zwei Stunden absolvieren, doch wer seinen Nachwuchs dabeihat, wird länger brauchen, denn gleich an mehreren Stellen lädt der Elbstrand zum Spielen und Entdecken ein. In Jork angekommen, sollte man sich die Zeit nehmen, um die „Hauptstadt des Alten Landes“ zu erkunden und etwas über das Obstanbaugebiet zu erfahren.

Los geht es am Fähranleger Schulau in Wedel, hier legt die Fähre ab. Wer noch Zeit hat, kann am Anleger ein oder zwei frische Fischbrötchen verputzen. Mit der Überfahrt beginnt bereits der Ausflug. Die Lühe-Fähre verfügt über eine Kinderspielecke. Hier können kleine Kapitäne am (Steuer-)Rad drehen, in Büchern schmökern und mit Duplo spielen, während ­Mama und Papa oder Oma und Opa die 25-minütige Passage genießen, ehe es in Grünendeich an Land geht.

Über die Hebebrücke führt der Wanderweg vor dem Deich entlang, vorbei am Richtfeuer Somfletherwisch und mit bestem Blick auf große Pötte und kleine Segelboote. An der DLRG-Rettungswache Lühe-Wisch beginnt der Elbstrand und damit ein Paradies für Hunde und Kinder. Bei Ebbe gibt das Elbwasser hier den Blick auf so manche angespülte Muschel frei, bei auflaufendem Wasser kämpfen kleine Baumeister mit ihren Deichanlagen vergebens gegen die steigenden Fluten.

Leider ist der Strandabschnitt relativ kurz und wird von einer aufgeschütteten Steinböschung abgelöst, sodass man nicht am Strand entlangwandern kann, sondern den asphaltierten Weg nehmen muss. An dessen Rändern finden sich allerdings auch interessante Entdeckungen für Kinder aus dem Reich der Insekten und Pflanzen. Einen weiteren Strandabschnitt gibt es auf Höhe der beginnenden Insel Hanskalbsand. Hier kann es auch gut sein, dass einem Deichschafe begegnen.

An dieser Stelle des Weges bietet es sich an, vom Weg vor dem Deich auf die Deichkrone zu wechseln. Von hier hat man nicht nur einen guten Blick über die Elbe, sondern auf der anderen Seite über die endlos wirkenden Obstplantagen des Alten Landes und die klassischen reetgedeckten Fachwerkhäuser mit ihren kunstvoll bemalten Türen.

Achtung: Gerade bei feuchter Witterung können die Hinterlassenschaften der Deichschafe den Untergrund allerdings recht rutschig machen. An der Neuenschleuse besteht die Möglichkeit einzukehren. Auf der Deichkrone ist das gemütliche Café Möwennest, wo es Snacks und Kuchen sowie bei niedrigen Temperaturen auch eine heiße Schokolade zum Aufwärmen gibt.

Die nächste Etappe führt auf der Landseite des Deiches an Obstplantagen vorbei. Wer seine Umgebung aufmerksam beobachtet, kann hier mit etwas Glück auch Greifvögel wie Mäusebussard und Turmfalke bei der Jagd beobachten. An der ersten Abzweigung geht es rechts auf die Straße Am Elbdeich. Zwischen Obstbäumen führt der Weg zur Hauptstraße. Wer noch etwas Zeit hat und wissbegierig ist, dem sei nun ein Abstecher auf den Obsthof Matthies empfohlen (rechts abbiegen). Dieser Obsthof ist fast schon ein kleiner Erlebnispark rund um Apfel, Kirsche und Co., man kann hier sogar übernachten.

Wer die Fahrt mit dem Obsthof-Express nicht machen möchte, folgt der Hauptstraße linker Hand in Richtung Jork. Am Borsteler Hafen zweigt die Straße Große Seite ab in Richtung Zentrum. Bevor es zur Ortsmitte geht, lohnt (nach Anmeldung) ein Besuch der Borsteler Mühle (eigentlich Mühle Aurora), sie stammt aus dem Jahr 1856. Vom Borsteler Hafen führt der Weg an der Großen Seite entlang. Nicht ganz überraschend heißt die Straße so, weil auf dieser Seite die Häuser der besser betuchten Altländer lagen. Das sieht man auch heute noch, unter anderem am Wehrt’schen Hof.

Kurz vor der Kirche St. Nikolai geht es über die Brücke auf die kleine Seite und auf die Borsteler Reihe. Sie führt ins Zentrum, wo sich auch der Marktplatz befindet, von dem der Bus in Richtung Buxtehude abfährt. Allerdings sollte man, so Zeit und körperliche Verfassung es zulassen, Jork nicht gleich verlassen. Einerseits, weil man hier noch ganz köstlich speisen kann, zum Beispiel in Kathrins Genusswelt, andererseits, weil Jork ein friedlicher kleiner Ort ist, in dem es lohnenswert ist, durch die kleinen Gassen und Straßen zu schlendern und die zahlreich erhaltenen Beispiele historischer Altländer Architektur zu bestaunen.

Einfache Wanderung auf befestigten, meist asphaltierten Wegen, keine Markierung, deshalb Text oder GPS nutzen. Entfernung von Hamburg: 40 Kilometer. ÖPNV: S 1 bis Wedel, von dort mit der Fähre, Rückfahrt: Bus 2030 und RE 5 ab Jork, Auto nicht empfehlenswert, da keine Rundtour

Alsterquelle bis Schlappenmoor

Eine Wanderung von der „heiligen“ Alsterquelle ins Schlappenmoor gehört zu den eher unbekannten ungeschriebenen Pflichten der Einwohner Hamburgs. Wobei ungeschrieben so nicht ganz stimmt, denn 1908 schrieb der Dichter Detlev von Liliencron: „Jeder in Hamburg Geborene müsste verpflichtet sein, wenigstens einmal in seinem Leben hinzugehen, um dort seine tiefe Verbeugung zu machen ...“

Um die aufgestaute Alster, also Binnen- und Außenalster, ist wahrscheinlich jeder schon mal spaziert oder gejoggt, die Alsterquelle hingegen dürften deutlich weniger Menschen besucht haben. Das könnte damit zusammenhängen, dass diese in Henstedt-Rhen liegt und mit öffentlichen Verkehrsmitteln nicht im aus der Rushhour gewohnten Fünf-Minuten-Takt erreichbar ist.

Von der Bushaltestelle An der Alsterquelle geht es per pedes zum Quellenweg, der direkt zur Alsterquelle führt. Allerdings sei eine Warnung vorausgeschickt, was die Alsterquelle betrifft, denn nach längeren Trockenperioden ist von einer Quelle nicht wirklich viel zu sehen, bis auf die von Steinen eingefasste bronzene Zierplatte aus dem Jahr 1968, deren Inschrift „Quellgrund der Alster“ lautet.

Von der Alsterquelle führt der Weg durch Wald und Wiesen ins Alsterquellmoor. Hier sieht es auch im Sommer schon etwas mehr nach dem Ursprung eines Flusses aus. Dem Hein-Timm-Weg folgt man nach Norden. Der Weg ist eher ein Pfad, der an eingezäunten Feuchtwiesen vorbeiführt und wo Schmetterlinge und Libellen bereits davon künden, dass hier eine bunte Tierwelt zu Hause ist. An der Straße Timmhagen endet der kleine Pfad. Hier bleibt man rechts und wandert durch eine Allee bis zur nächsten Kreuzung.

Dort zweigt die Straße Hohnerberg links ab. Dieser folgt man bis zur Brücke über die Alster, an deren Wert als Sehenswürdigkeit die Geister sich scheiden. Die Brücke wurde im alten Stil erbaut, besteht allerdings tatsächlich aus Beton, auf dem sich zahlreiche Graffiti wiederfinden. Dem Hohnerberg folgt man noch etwa 300 Meter, ehe auf der rechten Seite ein Feldweg beginnt, der in Richtung Schlappenmoor führt. Es gehört zum Naturschutzgebiet Oberalsterniederung, das sich von Rhen bis Nahe erstreckt.

Insbesondere Tierfreunde kommen in diesem Hochmoorgebiet auf ihre Kosten, denn es ist Heimat zahlreicher Vogelarten wie Großer Brachvogel (Charaktervogel der Alsterniederung), Bekassine, Rohrdommeloder auch Eisvogel. Dazu leben hier zahlreiche Amphibien und Reptilien, darunter die Kreuzotter. Daher ist es ratsam, mit offenen Augen durch das Schlappenmoor zu gehen. Derzeit ist der Zugang nur über einen improvisierten Steg möglich, der für Kinder ungeeignet ist. Eine neue Brücke soll gebaut werden.

Jetzt wird die Vegetation etwas wilder, wuchern Gräser und Kräuter höher, wachsen Bäume und Sträucher in den Weg hinein. Teilweise hat man den Eindruck, dass der Wanderweg eine halbe Ewigkeit lang nicht mehr benutzt worden ist. In der warmen Jahreszeit läuft man auf trockenem Torfboden, mit Glück lassen sich Eidechsen und Blindschleichen beim Sonnenbad entdecken. In den feuchteren Jahreszeiten zeigt sich das Schlappenmoor hingegen voller Wasserlöcher und Feuchtwiesen. Dann sollte man statt Sonnencreme und Hut lieber (wasser-)festes Schuhwerk dabeihaben.

Der kleine Ausflug ins Schlappenmoor endet, sobald der Weg sich wieder nach Westen und dann nach Süden wendet. Auf einem Landwirtschaftsweg geht es vorbei an Bäumen und Kuhweiden wieder auf befestigte Wege.

Der Straße Togenkamp folgt man nun kurz bis zu einer kleinen Siedlung, an der es links schon wieder in die Natur geht, an dessen östlicher Seite der Weg erneut nach Norden zum Togenkamp führt. Nach einem Marsch durch Wiesen und Wälder erreicht man wieder die Straße Timmhagen, der man nun in entgegengesetzter Richtung folgt, auf den Hein-Timm-Weg abbiegt, um zurück zum Parkplatz an der Alsterquelle zu gelangen oder via Alsterwiesen zur Bushaltestelle.

Rundtour auf teils unbefestigtem Untergrund und zugewucherten Wegen, festes Schuhwerk erforderlich, je nach Witterung die Ausrüstung anpassen. Markierung: teilweise gelbe Pfeile, jedoch nicht durchgehend. ÖPNV: A 1 bis Ulzburg-Süd oder U 1 bis Norderstedt-Mitte, dann jeweils mit Bus 293, Haltestelle An der Alsterquelle. Auto: Parkplatz an der Alsterquelle, Quellenweg, 24558 ­Hen­stedt-Ulzburg