Hamburg. Tausende Pflanzen wachsen jetzt auf dem Platz, darunter Magnolien, Hortensien und Rosen. Auch Außengastronomie ist geplant.
Schmetterlingsflieder, Hortensien und Kletterrosen, kleine Birken und Kirschbäume, Bodendecker und Gräser – wer von der Spitalerstraße über den Gertrudenkirchhof Richtung Ballindamm geht, wird seinen Augen nicht trauen. Neben der Riesenbaustelle am Umspannwerk, die den erst 2006 umgestalteten Platz seit acht Jahren dominiert, ist ein üppiger Garten entstanden.
In zahlreichen Hochbeeten mit zartgrüner Einfassung bilden rund 6500 Pflanzen eine grüne Oase und schaffen einen Ruhepol – nicht nur fürs Auge. Es gibt Stühle und Bänke, auf denen man sich niederlassen kann. Passende Tische werden demnächst installiert. Und wer sich kreativ betätigen möchte, kann den zur Kreidetafel umfunktionierten Bauzaun bemalen.
Gertrudenkirchhof: „Grüner Garten“ soll bis 2025 bleiben
„Man kann nicht immer nur reden, sondern muss auch mal was tun.“ Das hatte Oberbaudirektor Franz Josef Höing erst im April im Abendblatt gesagt – und damit eine temporäre und zeitnahe Umgestaltung des Gertrudenkirchhofs gemeint.
Denn der Platz wird noch mindestens bis Ende 2025 durch die Baumaßnahmen beeinträchtigt – und so lange soll auch der „Grüne Garten“ bleiben. Rund drei Monate nach Höings Ankündigung ist die Tat nun vollbracht. Und tatsächlich stammt der Entwurf für den „Grünen Garten“ auf dem Gertrudenkirchhof von dem Berliner Büro „atelier de balto“, mit dem er bereits als Baudezernent in Köln gute Erfahrungen gemacht hatte.
Der Platz hat eine bewegte Geschichte
Die Einweihung von Hamburgs neuem Stadtgarten übernahmen gestern Stadtentwicklungssenatorin Dorothee Stapelfeldt (SPD) und Dezernent Gordon Nelkner vom Bezirksamt Hamburg-Mitte. „Am Gertrudenkirchhof mit seiner langen, bewegten Geschichte schlagen wir nun ein neues Kapitel auf“, so die Senatorin.
Der Platz geht vermutlich auf einen 1350 gegründeten Pest- und Armenfriedhof zurück. Bis zum Großen Brand 1842 stand hier die um 1400 errichteten Gertrudenkapelle, danach wurde ein Weltkriegsbunker und später, bis zum Umbau 2006, ein unübersichtlicher Park.
Gastronomie, Konzerte und Modenschauen denkbar
Jetzt soll der Gertrudenkirchhof als temporärer Garten nicht nur die Aufenthaltsqualität des Ortes stärken, sondern auch durch gastronomische Nutzung umliegender Restaurants belebt werden. Einen Verzehrzwang soll es aber nicht gebe. Die freie Fläche in der Mitte kann als Bühne genutzt werden. Das Umfeld sei ideal, so Stapelfeldt. „Rings um den Platz ist jede Menge kreatives Potenzial vorhanden.“ So seien Kooperationen mit Michelle Records oder der Macromedia School denkbar, die hier Konzerte oder Modenschauen veranstalten könnten.
Rund 500.000 Euro hat die Umwandlung des Gertrudenkirchhofs gekostet. Laut Stapelfeldt ist sie Auftakt einer Reihe weiterer Projekte zur Belebung und Begrünung der Innenstadt; die Mittel stammen aus dem Investitionsprogramm zur Aufwertung öffentlicher urbaner Räume.
Gertrudenkirchhof: Verbesserung des Kleinklimas
Gepflanzt wurden 364 zwei bis vier Meter hohe Bäumchen, 156 Sträucher und Kletterpflanzen und mehr als 6000 Stauden, Bodendecker und Gräser. „Neben einer höheren Aufenthaltsqualität erreichen wir durch die neue Gestaltung auch eine Verbesserung des Kleinklimas und werten diesen noch recht zurückhaltenden und entdeckenswerten Bereich in der City deutlich auf“, so Dezernent Nelkner.
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Ebenso wie die Senatorin lobte auch er die enge Zusammenarbeit von Behörde und Bezirksamt, die mit der „hohen Motivation“ der beteiligten Unternehmen die kurzfristige Umsetzung der Maßnahme ermöglicht habe.