Hamburg. Nach der Zwangspause durch die Pandemie ist nun die Nachfrage wieder groß. Doch wie lange noch? Geschäftsreisende fehlen weiterhin.

In der Innenstadt, am Hafen, auf dem Kiez und in St. Georg bietet sich ein Bild wie vor Corona-Zeiten: Touristen schlendern durch die Straßen, bevölkern die Terrassen der Lokale, bescheren Gas­tronomie und Hotellerie satte Umsätze. Vor den Attraktionen bilden sich lange Schlangen. „Es läuft bombastisch. Die Nachfrage ist höher als vor Corona. Wir steuern allerdings unsere Besucherzahlen, sodass wir aktuell nur auf etwa 70 Prozent im Vergleich zum Zeitraum vor Corona kommen. Die Besucher haben so mehr Platz und fühlen sich wohler“, sagt Sebastian Drechsler vom Miniatur Wunderland in der Speicherstadt. „Wir sind zurück“, beschreibt es Hubert Neubacher treffend. Der Chef von Barkassen-Meyer sagt: „Wir haben richtig gut zu tun. Am Wochenende ist es gar nicht so einfach, die große Nachfrage zu händeln.“

Die Pandemie hatte dem Tourismus Zwangspausen und Durststrecken beschert. Immer wieder gab es Rückschläge. Doch jetzt sprudelt Hamburgs wichtige Einnahmequelle wieder. Bereits im April zählte das Statistikamt Nord 1,374 Millionen Übernachtungen. Da im Frühjahr 2020 wie 2021 ein Beherbergungsverbot für Touristen galt, ist der April 2019 der Vergleichsmonat. Und da gibt es überraschende Zahlen: Damals waren es nur 1,345 Millionen Übernachtungen. Ausgerechnet das Corona-Jahr 2022 bringt also einen neuen Rekord. Aufwärts geht es auch mit dem internationalen Tourismus: 16,4 Prozent der Gäste kamen aus dem Ausland, die meisten von ihnen aus Dänemark, Schweden, Österreich, dem Vereinigten Königreich und den Niederlanden.

Folgt auf Tourismusboom in Hamburg wieder Pandemieflaute?

Zuletzt hat das Geschäft noch weiter zugelegt. Niklaus Kaiser von Rosenburg, Vizepräsident der Dehoga in Hamburg (Deutscher Hotel- und Gaststättenverband), sagt: „Wenn jeder Monat wie der Juni wäre, würde die Branche in Goldgräberstimmung verfallen. Der Juni läuft wirklich sehr gut und beschert der Hotellerie eine Auslastung um die 80 Prozent in zentralen Lagen. An den Wochenenden sind zahlreiche Häuser ausgebucht. Die Menschen haben Nachholbedarf, und natürlich ist Hamburg auch für einen Kurztrip eine attraktive Destination.“

HAMBURG / 27.11.2014 Niklaus Kaiser von Rosenburg (Geschäftsführender Gesellschafter Baseler Hof Hamburg ). Vorstellung der Arbeitsmarktzahlen im Baseler Hof am 27.11.2014 in Hamburg, Germany . Schwerpunkt liegt auf der Arbeitsvermittlung von Menschen mit Behinderungen. Der Baseler Hof hat dazu den Inklusionspreis 2014 gewonnen. Hamburg 27 11 2014 Niklaus Kaiser from Rosenborg Castle Managing Shareholders Basle Yard Hamburg presentation the Labour market figures in Basle Yard at 27 11 2014 in Hamburg Germany Focus is on the Job placement from People with Disabilities the Basle Yard has to do so the 2014 won
HAMBURG / 27.11.2014 Niklaus Kaiser von Rosenburg (Geschäftsführender Gesellschafter Baseler Hof Hamburg ). Vorstellung der Arbeitsmarktzahlen im Baseler Hof am 27.11.2014 in Hamburg, Germany . Schwerpunkt liegt auf der Arbeitsvermittlung von Menschen mit Behinderungen. Der Baseler Hof hat dazu den Inklusionspreis 2014 gewonnen. Hamburg 27 11 2014 Niklaus Kaiser from Rosenborg Castle Managing Shareholders Basle Yard Hamburg presentation the Labour market figures in Basle Yard at 27 11 2014 in Hamburg Germany Focus is on the Job placement from People with Disabilities the Basle Yard has to do so the 2014 won © imago/Lars Berg | imago stock

Es gibt noch einen weiteren Grund für den Boom: Die Großveranstaltungen sind zurück. „Wir profitieren davon, dass Events wie der Schlagermove oder die Hamburg Cruise Days anstehen und im September der Hafengeburtstag nachgeholt wird. Auch das Messegeschäft, das wegen Corona für mehr als zwei Jahre eingebrochen war, läuft wieder an. Die SMM im September wird uns wieder volle Häuser bescheren.“ Die Rede ist von der führenden Messe der maritimen Wirtschaft, „Schiff, Marine, Meerestechnik“.

Niveau der Zeit vor Corona wird vielerorts erreicht

Zufriedenheit herrscht auch im Grandhotel Atlantic. „Seit Pfingsten erleben wir einen Hochlauf der Buchungen für die Monate Juli und August, weil jetzt die Ferienreisen geplant werden“, berichtet der geschäftsführende Direktor Franco Esposito.

Keinen leichten Job hatte Hamburg Tourismus-Chef Michael Otremba seit März 2020. Die Pandemie stoppte die Erfolgsgeschichte aus. Doch jetzt ist Otremba wieder optimistisch: „Die Gästezahlen im zweiten Quartal bringen eine deutliche Erholung. Auch die Vorbuchungsstände für den Sommer sind sehr gut. Aktuell sieht es danach aus, dass die Gästezahlen im Juli und August das Vorkrisenniveau erreichen können.“ Das beweise, dass Hamburg eine starke Position im Markt hat.

Das Tourismus-Comeback sorgt für eine entsprechend positive Entwicklung der Raten. Dehoga-Vize Kaiser von Rosenburg, der die Hotels Baseler Hof an der Esplanade und die Mellingburger Schleuse betreibt, warnt: „Allerdings sollte eine große Nachfrage nicht dafür sorgen, dass Drei-Sterne-Häuser bei Großveranstaltungen wie dem anstehenden Schlagermove Mondpreise von um die 400 Euro pro Nacht für ein Doppelzimmer verlangen.“

Damit hat der Branchenexperte recht. Abzocke wird nicht goutiert. Das gilt zugleich für die Gastronomie. Wer auf die Speise- und Getränkekarten in zahlreichen Restaurants schaut, der merkt: Die Preise haben deutlich angezogen. Dass eine Flasche italienisches Mineralwasser in angesagten Lokalen inzwischen zehn Euro und mehr kostet, zeugt nicht gerade von einer Preissensibilität bei den Gastronomen.

Verband fordert neue Messen für Hamburg

Branchenexperte Kaiser von Rosenburg macht auf einen weiteren Aspekt aufmerksam: „Wir haben inzwischen in Hamburg etwa 80 Prozent Touristen und 20 Prozent Geschäftsreisende. Vor Corona lag der Anteil der Geschäftsreisende deutlich höher. Wenn dieser Rückgang der Dienstreisen bleibt, haben wir ab Herbst bis in den März hinein ein großes Pro­blem. Dann geht bekanntlich die Zahl der Individualreisenden zurück. Wenn der Anteil der Geschäftsreisenden weiterhin so niedrig bleibt, wird sich das negativ auf die Auslastung auswirken.“ Deshalb fordert der Dehoga-Vize: „Die Stadt muss neue Messen für Hamburg akquirieren und das neue CCH offensiver bewerben, um mehr internationale Kongresse für Hamburg zu gewinnen.“

Doch es muss auch Gastgeber geben. Die fehlen an allen Ecken und Enden. Derzeit sind laut Kaiser von Rosenburg etwa 8000 Stellen in Gastronomie und Hotellerie unbesetzt.