HafenCity. Büros und Hotel geplant – Wohnungen schwer unterzubringen. Nur noch vier Wochen Ausschreibung für den Elbtower.

Die Erwartungen sind hoch: „Der Elbtower muss dem besonderen Standort und seiner Bedeutung als höchstes und wichtigstes Hochhaus Hamburgs Rechnung tragen.“ Das steht in dem Grundstücksangebot der HafenCity Hamburg GmbH, das dem Abendblatt vorliegt. Das bedeutet für die Teilnehmer an dieser internationalen Ausschreibung, die am 15. September endet, eine große Herausforderung. Der Wolkenkratzer soll auf einem rund 21.000 Quadratmeter großen Grundstück an den Elbbrücken entstehen.

Für Hamburg ist es neben der Elbphilharmonie wohl das wichtigste Bauvorhaben der jüngsten Zeit. Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) hatte bereits bei der Präsentation im März die Einzigartigkeit hervorgehoben und gesagt, dass der Elbtower für die kommenden 100 Jahre das einzige wirkliche Hochhaus bleiben werde.

Wolkenkratzer kostet etwa eine Milliarde Euro

Der SPD-Stadtentwicklungsexperte Dirk Kienscherf betonte: „Der Elb­tower hat eine wichtige städtebauliche Bedeutung für Hamburg.“ Er bilde das Scharnier zwischen der HafenCity und dem Stadtentwicklungsprojekt „Stromaufwärts an Elbe und Bille“. „Wichtig wird sein, einen verlässlichen Partner zu finden, der ein solches Großprojekt auch umsetzen kann“, sagte Kienscherf.

Denn der Investor für dieses Großprojekt muss finanzstark sein. Bis zu einer Milliarde Euro wird die Realisierung des bis zu 200 Meter hohen Wolkenkratzers kosten. Der Baubeginn ist voraussichtlich von 2020 an möglich. „Natürlich wird nur der Investor den Zuschlag erhalten, der ein schlüssiges Finanzierungskonzept vorlegt.

Elbtower – der Leitartikel

Bei einem Projekt dieser Dimension können wir nur mit einem absolut erfahrenen und verlässlichen Partner zusammenarbeiten“, sagte HafenCity-Hamburg-Chef Jürgen Bruns-Berentelg. Bürgermeister Scholz hatte dazu bereits im März eine klare Ansage gemacht: „Ich möchte nicht abhängig werden von einem schwachbrüstigen Investor, der nicht die Kraft hat und auf halber Strecke verreckt.“

Investoren aus In- und Ausland beteiligen sich

In Immobilienkreisen stößt der Elb­tower auf großes Interesse. Nach Abendblatt-Informationen werden sich zahlreiche Investoren aus dem In- und Ausland an der Ausschreibung beteiligen. Auch der Hamburger Immobilienentwickler Frank Jendrusch von Jendrusch Capital wird sich nach eigenen Angaben mit Partnern an der Ausschreibung beteiligen. Sein Entwurf ist das bis zu 200 Meter hohe Elbsegel.

Dem Abendblatt sagte Jendrusch: „Das Elbsegel wird weltweit das modernste und ökologisch sauberste, sich selbst versorgende Hochhaus. Aus diesem Grund freuen wir uns, unser Projekt bereits voll vermietet zu haben und dass wir erste Adressen für die Finanzierung und das Investment überzeugen konnten.“ Bereits 2015 hatte Jendrusch auf eigene Initiative für den Standort an den Elbbrücken einen 290 Meter hohen Wolkenkratzer präsentiert, doch der damalige Oberbaudirektor Jörn Walter und die SPD lehnten diesen Vorschlag ab (wir berichteten).

Welche Herausforderungen es gibt, weiß Branchenexperte Lothar Schubert, der geschäftsführender Gesellschafter des Hamburger Projektentwicklers DC Developments ist: „Mit dem Elbtower wird ein weiteres internationales Wahrzeichen für Hamburg geschaffen. Dieses Bauvorhaben ist sehr komplex. Deshalb ist es ausschließlich für erfahrene Projektentwickler, die bereits zahlreiche Hochhäuser in dieser Dimension verantwortet haben und die langfristig wirtschaften, gedacht.“ Das Projekt Elbtower und der Standort an den Elbbrücken sei vor allem für Investoren mit einem langfristigen Anlagehorizont hochinteressant, sagte Richard Winter, Niederlassungsleiter des international agierenden Immobiliendienstleisters Jones Lang LaSalle (JLL).

In den Elbtower sollen Büros und ein Hotel einziehen, gleichzeitig soll das Gebäude durch Flächen für Gas­tronomie, Ausstellungen oder Entertainment auch für die Öffentlichkeit zugänglich sein. Eine Option wäre auch, auf einem Drittel der Fläche Wohnungen unterzubringen. „Das ist allerdings aufgrund der Lärmsituation, bedingt durch die Elbbrücken, nur bei einer völlig geschlossenen Fassade ohne zu öffnende Fenster möglich. Balkone und Loggien wären nicht zulässig. Daher ist den Bauherren freigestellt, ob sie Wohnen integrieren“, sagte Bruns-Berentelg.

Höchste Ansprüche in Bezug auf die Nachhaltigkeit

Der Elbtower soll nicht nur von der Architektur her „in der Ersten Liga von internationalen Metropolen mitspielen“, so Bruns-Berentelg, sondern „auch in Sachen Nachhaltigkeit höchsten Ansprüchen gerecht werden“. So zum Beispiel bei Konstruktion, Materialwahl oder in der Energieverwendung.

Dennoch müssen die Investoren eine entsprechende Rendite bei dieser Immobilieninvestition erzielen. Von etwa 30 Euro pro Quadratmeter für die Büroflächen geht Bruns-Berentelg aus.

Unterdessen schaut Stefan Marburg, Niederlassungsleiter beim Immobiliendienstleister Savills, bereits in die Zukunft: „Die Diskussionen zum geplanten Projekt drehen sich häufig um die Frage nach der passenden Nutzungsform. Die Frage ist für mich nicht, ob Hamburg den Elbtower zwingend braucht, sondern was er der Hansestadt bieten wird.“ In zehn Jahren werde es Nutzungskonzepte geben, die wir heute noch gar nicht kennen würden.