Hamburg. Im Sommer steht der Umzug in die HafenCity an. Doch wie es mit der Straße an der Alster weitergeht, ist unklar. Kritik wird laut.
Seit mehr als 20 Jahren ist das westliche Alsterufer in der Höhe des US-Generalkonsulats für Autos gesperrt. Die Hamburger Polizei bewacht das abgeriegelte Gebäude, das unter anderen durch einen hohen Stahlzaun geschützt wird, rund um die Uhr. Auch für Fußgänger und Radfahrer besteht hier ein Nadelöhr. So kann die Fahrradstraße an dieser Stelle nicht fortgeführt werden.
Wie berichtet, hatte sich die Verkehrsbehörde deshalb für eine „Light-Variante“ entschieden und im vergangenen Jahr einen neuen drei Meter breiten Fahrradweg anlegen lassen. Hier begegnen sich die Radler aus beiden Richtungen. Zudem wird der Radweg auf beiden Seiten von drei Pollern flankiert, die umfahren werden müssen. Auch der ADFC (Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club) hatte diese Lösung kritisiert.
Verkehr Hamburg: Neue Informationen zu Straßensperrung am US-Generalkonsulat
Jetzt gibt es Neuigkeiten, die in der Öffentlichkeit für weiteren Diskussionsstoff sorgen dürften. Selbst wenn das amerikanische Generalkonsulat in diesem Sommer – wie von einem Sprecher angekündigt – nach sechsjähriger Verzögerung tatsächlich in die HafenCity, in das Amundsen-Haus an der Straße Kehrwieder, umziehen sollte, könnte es bei der Straßensperrung bleiben. In einer Stellungnahme der bei der Polizei angesiedelten Verkehrsdirektion zum Thema „Fahrradstraße Alsterufer“ heißt es: „Das Objekt soll nach hiesigem Kenntnisstand nach dem Auszug des US-GK (Generalkonsulat, .) grundlegend renoviert werden. Inwieweit der Sicherheitsbereich aufrechterhalten werden muss, bedarf einer gesonderten Prüfung der zuständigen Stellen.“
Und dann heißt es weiter: „In Anbetracht, dass das US-GK nach ein paar Jahren an seinen bisherigen Standort zurückkehren könnte, sollten die (massiven!) Sicherheitsbauten jedoch aus Kostengründen nicht zurück- und ggf. wieder neu gebaut werden. Das betrifft auch die Gestaltung des Straßenraumes mit den neuen Wendebereichen.“ Diese waren ebenfalls im vergangenen Jahr eingerichtet worden.
US-Konsulat an der Alster: Nachnutzung noch offen
Es ist allerdings nach Abendblatt-Informationen nicht davon auszugehen, dass die Amerikaner je wieder in das imposante Gebäude zurückkehren. Es ist viel zu überdimensioniert für den kleinen Stab an Mitarbeitern. Deshalb hatte ja die US-Regierung bereits vor mehr als sechs Jahren die Etage im Amundsen-Haus angemietet, die seitdem nach den Wünschen und gemäß der Sicherheitsanforderungen umgebaut wurden.
Fakt ist: Das heutige US-Generalkonsulat am Alsterufer wird saniert. Eine Nachnutzung steht noch nicht fest. Nur dass die Immobilie zumindest zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht verkauft werden soll. Es ist aber davon auszugehen, dass es nach der Modernisierung zahlreiche Interessenten für dieses Filetgrundstück samt dem Prachtbau geben dürfte.
Wird aus dem Konsulat ein Hotel oder Firmensitz?
Die Immobilie könnte zum Beispiel zu einem luxuriösen Hotel umgebaut werden oder einem Unternehmen als repräsentativer Firmensitz dienen. Bereits im Herbst 2015 wurde der renommierte Immobiliendienstleister Cushman & Wakefield mit der Vermarktung des „kleinen Weißen Hauses“ beauftragt. Der Verkauf wurde allerdings wieder gestoppt (das Abendblatt berichtete).
Folgt man nun der Auffassung der Verkehrsdirektion, würde die Sperrung sozusagen prophylaktisch erhalten bleiben. Beim SPD-Politiker Gabor Gottlieb, Fraktionschef in der Bezirksversammlung Eimsbüttel, sorgt dies für Kopfschütteln. „Die Konsequenz aus dem Auszug des US-Konsulats aus dem kleinen Weißen Haus an der Alster ist, dass der Sicherheitsbereich dort so nicht mehr benötigt wird. Sobald der Umzug in die HafenCity abgeschlossen ist, wird es daher Zeit, die massiven Sicherheitsvorkehrungen am Alsterufer abzubauen. Alles andere wäre nicht zu verstehen“, so Gottlieb.
Und weiter: „Es muss jetzt die Chance ergriffen werden, die sehr beliebte Fahrradstraße zu vollenden und den Slalom-Kurs um die Sicherheitsbarrieren herum zu begradigen.“ Dann würde auch der Fahrradverkehr vom Bürgersteig baulich getrennt. Das Alsterufer erhielte damit an dieser Stelle wieder einen echten Flaniermeilencharakter. „Zugleich gelingt es endlich, den Radverkehr an der westlichen Alster durchgängig im Veloroutenstandard zu führen. Die Planungen dazu liegen seit Jahren auf dem Tisch und müssen jetzt zügig umgesetzt werden“ , so der Sozialdemokrat.
CDU fordert: Straße muss wieder der Öffentlichkeit zur Verfügung stehen
Für Dennis Gladiator, Innenexperte der CDU-Bürgerschaftsfraktion, steht fest. „Die Sicherheitsmaßnahmen sind notwendig, solange das US-Generalkonsulat an der Alster seinen Sitz hat. Aber nach dem Umzug in die HafenCity muss die Straße wieder der Öffentlichkeit zur Verfügung stehen und alles zurückgebaut werden. Es kann nicht sein, dass aus Kostengründen oder Bequemlichkeit die Einschränkungen hier bestehen bleiben.“
Kritik kommt auch von ADFC-Sprecher Dirk Lau. „Der schmale Zweirichtungsradweg vor dem US-Generalkonsulat wurde den Hamburger Radfahrenden immer damit versucht schmackhaft zu machen, dass es sich um eine Übergangslösung handeln würde, bis das Generalkonsulat an einen anderen Standort umzieht. Das ist nun bald der Fall, und daher ist es für uns unverständlich, warum die Fahrradstraße jetzt in diesem stark genutzten Abschnitt der Alsterachsen nicht wie von der Politik versprochen hergestellt wird.“ Weiter sagte Lau: „Einmal mehr wirft die der Innenbehörde von Andy Grote unterstellte Verkehrsdirektion Nebelkerzen und versucht den Radverkehr mit fadenscheinigen Argumenten auszubremsen.“
- Was wird aus dem US-Konsulat an der Alster?
- Die Posse um den Umzug des US-Konsulats an der Alster
- „Hamburgs schönster Radweg“ ist jetzt fertig
Interessant ist: Die vom Grünen-Senator Anjes Tjarks geleitete Verkehrsbehörde scheint kein Problem damit zu haben, wenn die Sperrung trotz Konsulats-Umzugs bleibt. „Wir haben schon heute nach den Umbaumaßnahmen im vergangenen Jahr an der Alster eine sehr gute Führung für den Rad- und Fußverkehr. Die weitere Entwicklung rund um das US-Generalkonsulat warten wir daher entspannt ab“, sagte Sprecher Dennis Heinert auf Anfrage des Hamburger Abendblatts.
Im Endeffekt liegen die Planungen dafür, was nach dem Umzug des Generalkonsulats am Alsterufer passiert, beim Bezirk Eimsbüttel. Allerdings heißt es in der Stellungnahme der Verkehrsdirektion: „Neue Planungen liegen den Straßenverkehrsbehörden derzeit nicht vor.“ Außerdem ist dem Schreiben zu entnehmen: „Ergänzend wird darauf hingewiesen, dass eine Öffnung der Straße für den Kfz-Verkehr im Bereich des US-GK erst nach einer neuen Widmung möglich wäre. Dies obliegt dem Bezirk.“