Hamburg. Seit 2015 wollen die Amerikaner der Alster Goodbye sagen –aber nichts ist passiert. Darunter müssen Hamburgs Radler leiden.
Ein Umzug kann sich schon mal einige Monate hinziehen, vor allem wenn es sich dabei um das US-Generalkonsulat handelt. Doch wenn selbst nach fast sechs Jahren nichts passiert, dann wirft das Fragen auf und sorgt für Diskussionen – auch weil deshalb die lange dort angekündigte Fahrradstraße teilweise nur als Minimallösung realisiert werden kann.
Im September 2015 hatten die Amerikaner verkündet, dass sie vom Alsterufer in neue Räumlichkeiten im Amundsen-Haus an der Straße Kehrwieder in der HafenCity umziehen werden. Der Mietvertrag sei bereits unterschrieben, hieß es damals.
US-Konsulat an Außenalster: Straße in Hamburg gesperrt
Aber bis heute herrscht Stillstand. Das imposante Gebäude an der Außenalster ist noch immer weiträumig abgesperrt und wird von Polizisten rund um die Uhr bewacht. Die Straße ist gesperrt. Dem Vernehmen nach wurde die Zahl der Mitarbeiter im Konsulat in den vergangenen Jahren immer weiter reduziert. Die Immobilie, die sich seit 1950 im Besitz der USA befindet, dürfte also viel zu groß sein. Das war damals auch ein Argument für den Umzug. Aber offenbar bleiben die Amerikaner der Außenalster noch auf längere Sicht erhalten.
Auf Abendblatt-Anfrage sagte ein Sprecher des Konsulats zum geplanten Umzug. „Der Prozess läuft immer noch, und wir können im Moment keine weiteren Details mitteilen. Wie Sie sich sicher vorstellen können, dauert so ein Prozess länger, denn alle Schritte müssen zusammen mit Berlin und Washington abgestimmt werden.“
Hamburger Politik verliert die Geduld
Wie viele Mitarbeiter noch für das Konsulat arbeiten, wollte der Sprecher nicht sagen. Ebenso wurde die Frage nicht beantwortet, ob die Immobilie zum Verkauf steht.
Die Politik verliert langsam die Geduld. „Das US-Generalkonsulat hatte seinen Umzug in die HafenCity bereits 2015 angekündigt. Seitdem ist nichts passiert. Wir würden uns wünschen, dass die Amerikaner nun endlich einmal konkret verlauten lassen, wann denn nun dieser Umzug vollzogen werden soll. Vielleicht bringt ja auch die neue US-Regierung Schwung in diesen Vorgang. Es wäre jedenfalls hilfreich, wenn diese Hängepartie für alle Beteiligten bald ein Ende finden würde“, sagte Gabor Gottlieb, SPD-Fraktionschef in der Bezirksversammlung Eimsbüttel.
Radverkehr muss umgeleitet werden
Und der Politiker machte auf ein aktuelles Problem aufmerksam: „Bei dem Weiterbau der Fahrradstraße an der Alster zeigt sich nun wieder einmal, dass es keine optimale Lösung ist, wenn der Radverkehr um Absperrungen herumgeleitet werden muss und nur einen Teil der Straße an diesem prominenten Ort nutzen kann.“
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Das stimmt. Eigentlich wollte die Verkehrsbehörde bereits im März 2018 den Abschnitt zwischen den Straßen Fontenay und Alsterglacis zu einer Fahrradstraße umgestalten – wie am Harvestehuder Weg und auf Teilen der Straße Alsterufer. Doch das war damals und ist es bis heute wegen der Sperrung der Straße Alsterufer vor dem Konsulat nicht möglich.
Fahrradstraße in der „Light“-Variante
Der Landesbetrieb Straßen, Brücken und Gewässer (LSBG) wollte nicht länger warten und realisiert nun zumindest auf den mehreren Hundert Metern im Bereich des US-Generalkonsulats eine „Light“-Variante, die bei vielen Fahrradfahrern für Kopfschütteln sorgen dürfte.
Das Abendblatt hat sich mit Dirk Lau, Sprecher vom Allgemeinen Deutsche Fahrrad-Club (ADFC) in Hamburg, zu einem Ortstermin an der Baustelle getroffen. Der Experte zeigte sich wenig begeistert. „Diesen drei Meter breiten Radweg als Fahrradstraße zu bezeichnen ist zumindest innovativ. Hier sollen Radfahrende in beiden Richtungen unterwegs sein. Das wird ganz schön eng werden, wenn sich dort eine Lastenradfahrerin und ein Radfahrer mit Anhänger begegnen, falls die überhaupt aneinander vorbeifahren können. Und auf dieser Veloroute sind ja richtig viele Radfahrende unterwegs“, sage Lau.
Radfahrer müssen um Poller herumfahren
Aber der Radfahraktivist räumte auch ein. „Die Stadt versucht immerhin, an dieser Stelle das Beste aus der Situation zu machen. Hier war vorher ein schmaler, kaputter Radweg, und jetzt wird ein etwas breiterer gebaut. Immerhin bemüht sich die Stadt wie auch andere Stellen Hamburgs um eine Verbesserung der Radverkehrsbedingungen, obwohl die Ergebnisse oft immer noch Ausdruck einer autofixierten Verkehrspolitik sind.“
Und da ist noch etwas, was wie eine Posse anmutet. Am Anfang und Ende des Radwegs in Höhe des US-Generalkonsulats stehen jeweils drei Poller, um die die Radfahrer herumfahren müssen. Was es damit auf sich hat, erklärt LSBG-Sprecher Henning Grabow.
„Verkehrssicher sieht anders aus“
„Zur Absicherung des US-Generalkonsulats sind die bestehenden Absperrpoller weiterhin notwendig und können nicht versetzt werden. Die Fahrradstraße wurde im Bereich der Pollerreihen aber so geplant, dass ein geradliniges, mittiges Durchfahren der resultierenden Engstellen möglich ist.“ Das sieht ADFC-Sprecher Lau jedoch anders. „Diese Engstellen werden zu einem echten Nadelöhr für den Radverkehr. Verkehrssicher sieht anders aus.“
Und LSBG-Sprecher Grabow ist wichtig: „Wir schaffen jetzt eine verbesserte Situation für Rad- und Fußverkehr, und die jetzige Lösung kann bei einem Wegzug des US-Generalkonsulats kurzfristig und ohne großen Aufwand an die ursprüngliche Planung angepasst werden.“ Dann würden auch die Poller entfernt. In den anderen Abschnitten zwischen Fontenay und Alsterglacis wird die neue Fahrradstraße eine Breite von 5,50 Metern haben. Für die Autofahrer gilt Tempo 30.
Umleitung für Hamburgs Radfahrer
Wegen der Bauarbeiten müssen die Radfahrer noch bis zum 8. Mai weiträumig über die Alte Rabenstraße – Mittelweg – Neue Rabenstraße – Alsterterrasse – Warburgstraße ausweichen. Den Abschnitt im Bereich des Generalkonsulats dürfen aktuell nur Fußgänger benutzen. Die gesamte Baumaßnahme kostet rund 3,3 Millionen Euro und soll bis Ende Juli abgeschlossen sein.